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Herpes-Schreck im Pferdestall

Im Interview mit Tierärzten über die Herpesimpfung

EHV-1 Impfung: Bereit für das Turnierjahr 2024?
EHV-1 Impfung: Bereit für das Turnierjahr 2024? Foto: unsplash.com

Wenn man an das Herpesvirus denkt, kommt vielen der große Herpesvirusausbruch in Valencia ins Gedächtnis und die daraus resultierende EHV-1-Impfpflicht für Turnierpferde in Deutschland. Seither wird die Impfung noch mehr diskutiert. Um Missverständnissen und Irrtümern entgegenzuwirken, haben die Tierärzte Dr. Samoilowa und Dr. Breuer im Interview häufig gestellte Fragen beantwortet.

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Was genau sind Equine Herpesviren?

„Bei den Equinen Herpesviren handelt es sich um Viren, die das Pferd betreffen. Sie kommen weltweit vor. Von besonderer Bedeutung bei den Pferden sind die Equinen Herpesviren Typ 1 und Typ 4 (kurz: EHV-1 und EHV-4). Viren sind keine Lebewesen – das bedeutet, sie können sich nicht selbstständig vermehren, sondern sind auf lebende Zellen ihres Wirtes angewiesen. Viele Pferde stecken sich bereits sehr früh mit EHV an und tragen im Grunde lebenslang das Virus in sich. EHV-1 und -4 haben eine besondere Fähigkeit: Sie können sich in einen Schlummerzustand versetzen, die sogenannte Latenz. Erwacht das Virus, z. B. durch Stress, kann das Pferd einmal selbst erkranken, aber auch andere Pferde anstecken. Zu den Erkrankungen zählen Atemwegsinfektionen, Leistungsinsuffizienzen, Aborte und ‚die neurologische Form‘: die Equine Herpesvirus Myeloenzephalopathie. Kurz: EHM“, so Tierarzt Dr. Breuer.

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Was macht eine Herpesimpfung?

„Eine Herpesimpfung schwächt die klinischen Symptome und wirkt sich somit positiv auf das Einzeltier aus. Außerdem reduziert es die Virusausscheidung, senkt so auch den Infektionsdruck und vermindert folglich die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung für andere Pferde. Es sollten, wenn möglich, alle Pferde eines Bestandes geimpft werden, um eine stabile Herdenimmunität aufzubauen. Die ist auch für Nicht-Turnierpferde wichtig, denn jedes Pferd hat Kontakt zu anderen Pferden. Schätzungsweise tragen bis zu 90 % der Pferde Herpes in sich, welches sich durch Stress reaktivieren kann. Stress ist sehr individuell, dafür muss man nicht zwingend aufs Turnier: Stallwechsel, Koppelpartnerwechsel, Klinikaufenthalt etc. können da schon ausreichend sein“, so Dr. Samoilowa. 

Kann eine Herpesimpfung die Infektion auslösen?

„Nein! Bei einem Tot-Impfstoff ist das in der Impfung enthaltene Virus inaktiviert, es ist also nicht mehr in der Lage sich in den Zellen zu vermehren. Aus diesem Grund kann auch keine Erkrankung hervorgerufen oder ausgelöst werden“, sagt Dr. Samoilowa. 

Warum sind einige Pferdehalter:innen skeptisch gegenüber der Impfung

„Einen Grund, bei der Herpesimpfung besonders skeptisch zu sein, gibt es eigentlich nicht. Dennoch kann ich es absolut nachvollziehen, wenn man sich als Pferdebesitzer:in mit dem Thema ‚Nebenwirkungen‘ auseinandersetzt. Ich denke, hier ist es sehr wichtig, dass wir in der tierärztlichen Beratung erklären, dass es bei Anwendung jeglicher Arzneimittel oder Impfstoffe zu unerwünschten Ereignissen kommen kann. Zudem ist es wichtig, die Unterschiede zwischen Impfreaktionen und Impfkomplikationen zu kennen. Ziel einer Impfung ist immer das Auslösen einer immunologischen Reaktion. Diese ruft auch physiologische Reaktionen des Körpers hervor, wie zum Beispiel lokale Schwellungen, Druckempfinden oder allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit oder eine leicht erhöhte Temperatur. Diese Erscheinungen sind in der Regel normale Impfreaktionen und sollten innerhalb von ein bis maximal drei Tagen nach der Impfung wieder abklingen. Ist das nicht der Fall und die Beschwerden gehen darüber hinaus, spricht man von Impfkomplikationen. Hierzu zählen größere lokale Reaktionen wie zum Beispiel Abszesse, allergische Reaktionen oder ein anaphylaktischer Schock“, erklärt Dr. Breuer.

Pferde zu impfen ist mit Kosten verbunden. Wie viel kostet mich eine Impfung? 

„Tierärzte und Tierärztinnen haben sich bei der Abrechnung ihrer Leistungen an eine Gebührenordnung zu halten. Im Rahmen einer Impfung gehört immer eine Allgemeinuntersuchung dazu, da nur gesunde Pferde geimpft werden sollten. Die Gesamtkosten ergeben sich dann aus der Allgemeinuntersuchung, den Anfahrtskosten, der Hausbesuchsgebühr sowie den Kosten für den Impfstoff und die Verbrauchsmaterialien. Der exakte Preis sollte mit dem Tierarzt/der Tierärztin besprochen werden. Eins ist aber sicher: Eine Impfung ist die beste Vorsorge und immer günstiger als eine Behandlung“, so Dr. Samoilowa.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch unter www.für-hufe-und-pfoten.de sowie hier das ausführliche Interview mit den Expert:innen.

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