23. September 2022, 13:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sie können ihre Augen unabhängig voneinander bewegen, haben eine flinke Schleuderzunge und ändern je nach Situation ihre Farbe: Chamäleons. All das macht die anspruchsvollen Exoten zu beliebten Haustieren. Doch sind sie auch für Anfänger geeignet? Und was braucht ein Chamäleon, damit es artgerecht gehalten werden kann?
Chamäleons gehören biologisch zu den sogenannten Leguanartigen, die wiederum eine Art der Schuppenkriechtiere sind und nach zwei Unterfamilien unterschieden werden: den Echten Chamäleons und den Stummelschwanz-Chamäleons. Nicht alle kommen als Haustiere infrage. PETBOOK erklärt, worauf man achten muss, um Chamäleons artgerecht zu halten.
Übersicht
- Welche Chamäleons eignen sich als Haustier?
- Wie hält man ein Chamäleon möglichst artgerecht?
- Worauf muss man beim Terrarium für Chamäleons achten?
- Werden Chamäleons zahm?
- Was muss man bei der Haltung eines Chamäleons noch beachten?
- Was kostet ein Chamäleon?
- Chamäleons nur bei seriösen Züchtern und Händlern kaufen
- Muss man die Chamäleon-Haltung melden?
- Quellen
Welche Chamäleons eignen sich als Haustier?
Weltweit sind mehr als 200 verschiedene Arten bekannt, die alle als gefährdet gelten. Für Terrarien geeignet sind nur wenige, unter anderem:
- Jemenchamäleon
- Teppichchamäleon
- Pantherchamäleon
- Warzenchamäleon
- Dreihornchamäleon
Wie hält man ein Chamäleon möglichst artgerecht?
Chamäleons sollte man allein halten, denn die Tiere sind Einzelgänger. Gefüttert werden sie mit Lebensfutter wie Grillen und Heimchen.
Achtung: Sämtliche Chamäleon-Arten haben eigene, spezifische Anforderungen an Umgebung, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtbedürfnis. Ihre Haltung ist dementsprechend aufwendig. „Für Kinder sind sie daher ungeeignet“, sagt Jan-Benedict Glaw von der AG Chamäleon bei der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde.
Um bei der Haltung der sensiblen Tiere nichts falsch zu machen, muss außerdem zuerst feststellen, welche Chamäleon-Art es werden soll. „Nur dann können Terrarium, Beleuchtung, Wärmelampe, Bodengrund und Technik zur Luftbefeuchtung und -messung passend zum Tier ausgewählt werden“, so Glaw zu PETBOOK. Am besten zieht man nicht nur entsprechende Literatur zurate, sondern informiert sich zusätzlich bei Chamäleon-Experten, reptilienerfahrenen Tierärzten und Vereinen, die sich der Chamäleon-Haltung widmen. Die AG Chamäleon der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde etwa ist ein solcher Ansprechpartner, sie gibt auch eine eigene Zeitschrift heraus.
Worauf muss man beim Terrarium für Chamäleons achten?
Mehr als ein handelsübliches Terrarium. „Die meisten Standard-Terrarien sind ohnehin nicht ausreichend“, erklärt Chamäleon-Fachmann Jan-Benedict Glaw. Viele Halter bauen sich ihr Terrarium deswegen selbst oder lassen es anfertigen. Grund: Nicht nur Größe, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung müssten genau auf die jeweilige Art abgestimmt sein. „Chamäleons mögen auch keine stehende Luft“, weiß Glaw. Deswegen seien die Terrarien der Tiere an einigen Stellen mit Gaze oder feinen, siebähnlichen Metallgittern versehen. „Sie sorgen dafür, dass immer Bewegung in der Luft ist.“
Generell sei die Technik für die Chamäleon-Haltung die eigentliche Herausforderung. So lebten manche Chamäleons in Regionen, in denen es tagsüber sehr warm, nachts aber deutlich kühler wird. Andere bevorzugten gleichbleibende, aber nicht zu hohe Temperaturen. „Das muss dann auch im Terrarium nachempfunden werden.“ An falschen Temperaturen können Chamäleons sonst sogar sterben.
Wieder andere benötigten eine regelmäßige, sanfte Wasserdusche. „Dafür installiert man am besten eine Berieselungsanlage“, so Glaw. Zudem sind spezielle UV-Lampen wichtig, damit die Tiere ihren Vitamin-D-Haushalt regulieren können. „Andernfalls droht Rachitis.“ Größe und Höhe des Terrariums richten sich nach der zu erwartenden Größe des ausgewachsenen Tiers und danach, ob das Chamäleon ein Baum- oder Bodenbewohner ist.
Werden Chamäleons zahm?
Chamäleons sind zwar eher sanfte Tiere und können mitunter auf ihre Halter reagieren. Zum Spielen oder Kraulen eignen sie sich aber nicht – sie mögen es nicht, gegriffen zu werden. „Das ist maximaler Stress für die Tiere, denn ein Fressfeind packt sie auch“, weiß Jan-Benedict Glaw, Experte der AG Chamäleon. Wenn überhaupt, kann man dem Tier die Hand hinhalten, sodass es – wenn es möchte – selbstständig hinaufklettern kann.
Wichtig: Chamäleons können, wie zahlreiche andere Terrarientiere, Salmonellen übertragen. Vor und vor allem nach dem Hantieren am Terrarium sollte man die Hände waschen. „Manche Halter ziehen sich sogar dünne Einmalhandschuhe an“, sagt Glaw. Bei mehreren Terrarien sollte zudem darauf geachtet werden, dass keine Bakterien oder andere Erreger von Tier zu Tier verschleppt werden. „Deswegen am besten für jedes Exemplar eine eigene Futterbox und Zubehör.“
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Was muss man bei der Haltung eines Chamäleons noch beachten?
Bei falscher Haltung können die sensiblen Tiere schnell sterben. „Das Problem aber ist: Ein Chamäleon zeigt nicht, wenn es ihm schlecht geht“, so Jan-Benedict Glaw zu PETBOOK. Denn wer in freier Natur Schwäche zeigt, falle schnell Fressfeinden zum Opfer. „Deswegen verbergen sie Erkrankungen auch in Gefangenschaft.“ Wenn der Halter schließlich merkt, dass seinem Tier etwas fehlt, ist es meist schon zu spät.
Im Falle einer Untersuchung sollte man ein Chamäleon grundsätzlich zu einem Tierarzt bringen, der Erfahrung mit Reptilien hat. „Am besten informiert man sich vor dem Kauf, wo in der Nähe ein solcher Tierarzt zu finden ist“, rät Glaw. Auf der Website der AG Chamäleon sind ebenfalls Adressen zu finden.
Was kostet ein Chamäleon?
Das ist von der Art abhängig, sagt Chamäleon-Experte Jan-Benedict Glaw. Im Schnitt muss pro Tier mit einem mittleren, dreistelligen Betrag gerechnet werden. Dazu kommen die Kosten für Terrarium, UV-Lampen, Berieselungsanlage und anderes Zubehör. Rund 1000 Euro können für eine Erstausstattung „ganz schnell zusammenkommen“.
Chamäleons nur bei seriösen Züchtern und Händlern kaufen
Wer sich ein Chamäleon anschaffen möchte, solle dies lieber nicht über eBay oder ähnliche Plattformen tun, sagt der Experte. Die Gefahr, dort an ein schlecht gehaltenes Tier zu kommen, sei groß. Am besten kaufe man bei seriösen Züchtern oder Fachhändlern. Ein Jung-Chamäleon sollte bei Abgabe mindestens drei Monate alt sein, „dann ist die kritische Zeit überstanden“, sagt Jan-Benedict Glaw von der AG Chamäleon. Zu alt sollten die Tiere jedoch auch nicht sein, denn je nach Art leben sie ohnehin nur zwischen vier und sieben Jahren.
Muss man die Chamäleon-Haltung melden?
Ja, sagt Jan-Benedict Glaw. Chamäleons sind geschützt und deswegen meldepflichtig. Das geschieht etwa bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises, in dem das Tier gehalten wird. Dabei muss man Dokumente vorgelegen, aus denen unter anderem hervorgeht, ob das Chamäleon eine Nachzucht ist oder ein erlaubter Wildfang. Die Papiere muss man beim Kauf des Tiers aushändigen. Wenn das Chamäleon gestorben ist, muss die Behörde ebenfalls benachrichtigt werden.
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Quellen
- Terrarium-wissen.de, „Chamäleon: Haltung und Pflege der farbenfrohen Reptilien“ (aufgerufen am 2.8.2022)
- Reptilica.de, „Chamäleons – Arten, Lebensraum und Haltung“ (aufgerufen am 2.8.2022)