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Studie

Clownfische versorgen ihre Anemone aktiv mit Futter

Clownfisch in einer Anemone
Anemonen und die Fische, die sie bewohnen, haben eine ganz besondere Beziehung zueinander Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

27. Februar 2025, 17:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Symbiose zwischen Clownfischen und Seeanemonen ist eines der bekanntesten Beispiele für eine Lebensgemeinschaft im Meer. Bisher wusste man, dass die Anemonen den Fischen Schutz bieten, und die Fische sie im Gegenzug verteidigen. Doch eine Studie zeigt nun, dass Anemonenenfische wie der Gelbschwänzige Clownfisch ihren Wirtstieren auch Futter bringen.

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Symbiosen – also Partnerschaften zwischen Arten mit einem gegenseitigen Nutzen für beide – sind in der Natur weitverbreitet. Zum Beispiel bei Blattschneiderameisen und Blattläusen. Die Ameise verteidigt „ihre“ Laus, die ihr als Dank süßen Nektar gibt. Auch Krokodil und Stelzvogel haben eine ähnliche Beziehung. Der Vogel brütet in der Nähe der Krokodile, welches Räuber vom Nest fern hält. Im Gegenzug bekommt das Krokodil gelegentlich einen Fisch von der Beute des Vogels ab. Schaut man ins Meer, ist dort wohl spätestens seit dem Disney-Animationsfilm „Findet Nemo“ die berühmteste Symbiose zwischen Clownfisch und Anemone.

Clownfische gleichen Ressourcenmangel für ihre Anemone aus

Es war bislang bekannt, dass Anemonen den Fischen einen sicheren Raum bieten, wofür sie dann entsprechend das Blumentier verteidigen. Eine Studie zeigt jedoch erstmals, dass Clark’s Anemonenfisch, auch als Gelbschwanz-Clownfisch bekannt, aktiv Futter an seine Wirtstiere, die Blasenanemone (Entacmaea quadricolor), weitergibt – und dies sogar das Wachstum der Anemonen fördert.

Anemonenfische sind bekannt dafür, ihre Wirtsanemonen zu verteidigen, sie zu belüften und von Abfällen zu befreien. Frühere Studien deuten darauf hin, dass Anemonen zudem Nährstoffe aus den Ausscheidungen der Fische aufnehmen können. Doch bislang gab es keine Belege dafür, dass die Fische ihre Anemonen gezielt füttern.

Forscher der Osaka Metropolitan University in Japan haben sich gefragt, ob die Anemonen Nahrung von Fischen annehmen, ob Größe und Art der Nahrung das Verhalten beeinflussen, wie die Anemone reagiert, wenn sie hungrig ist und ob die zusätzliche Nahrung das Wachstum des Blumentiers fördert.

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Nur „Futterzerschneider“ oder aktive Fütterung?

Bisherige Theorien besagen, dass Anemonenfische möglicherweise größere Futterstücke zur Anemone bringen, um sie später selbst zu verzehren oder die Anemone als „Futterzerschneider“ zu nutzen. Jedoch fehlten eindeutige Belege. Diese Studie sollte klären, ob die Fische tatsächlich eine bewusste Nahrungsversorgung für ihre Wirtstiere betreiben.

Die Forscher führten Feldstudien von 2020 bis 2021 in Japan durch, um das Fütterungsverhalten von Anemonenfischen systematisch zu untersuchen. Hierfür wurden mehrere Experimente durchgeführt. Anemonenfischen wurde Futter (z. B. Krill) angeboten, was an einer Schnur befestigt war. Anschließend wurde dokumentiert, ob das Futter zur Anemone gebracht und von ihr konsumiert wurde.

Im nächsten Experiment erhielten die Clownfische Krill in verschiedenen Größen von 3 bis 50 Millimetern, um zu ermitteln, ob sie Futter bestimmter Größe selbst fraßen oder es weitergaben. Anschließend untersuchten die Forscher, ob eine Futterpräferenz feststellbar war. Fisch, Tintenfisch, Muscheln, Algen und Seeigelschalen wurden getestet, um herauszufinden, welche Nahrung an die Anemone weitergegeben wurde.

Um die Hungerhypothese zu testen, schauten die Wissenschaftler, ob die Anemonenfische mit zunehmender Sättigung mehr Futter abgaben. Und in einem letzten Versuch fütterte man die Anemonen unterschiedlich. Futter wurde entweder den Clownfischen gegeben, direkt an die Anemonen verfüttert oder es fand keine Fütterung statt (Kontrollgruppe). Während dieser Tests wurde drei Monate lang das Wachstum der Anemonen gemessen.

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Die Ergebnisse der Studie, die schließlich im Fachmagazin „Scientific Reports“ erschien, belegten eindeutig, dass Clark’s Anemonenfische aktiv Nahrung an ihre Blumentiere weitergeben. Die verschiedenen Experimente zeigten spannende Erkenntnisse:

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  • Nahrungsaufnahme durch Anemonen: In 17 von 26 Fällen wurde das Futter von den Anemonen aufgenommen, in den anderen Fällen wurde die Futteraufnahme gestört oder von den Fischen zurückgenommen.
  • Einfluss der Futtergröße: Kleine Krillstücke (unter 7 mm) fraßen die Fische selbst, größere Stücke (über 7 mm) gaben sie fast ausschließlich an die Anemonen weiter.
  • Nahrungspräferenz: Die Fische gaben bevorzugt tierische Nahrung an ihre Anemonen, während sie Algen oder Schwämme entweder ignorierten oder selbst fraßen.
  • Einfluss von Hunger: Je satter die Anemonenfische waren, desto häufiger gaben sie Futter an die Anemone weiter.
  • Wachstumseffekt: Anemonen, die indirekt durch die Fische gefüttert wurden, wuchsen signifikant schneller als die Kontrollgruppe – ihr Wachstum war vergleichbar mit Anemonen, die direkt gefüttert wurden.

Diese Studie liefert den ersten eindeutigen Nachweis, dass Anemonenfische ihre „Behausung“ mit Nahrung versorgen. Dies bedeutet, dass die Fische aktiv das Überleben der Anemone fördern, was eine evolutionäre Strategie sein könnte. Denn größere Anemonen können mehr Schutz bieten. Andererseits könnten die Anemonenfische die Blumentiere so auch „kultivieren“ und sich praktisch eine gute Unterkunft selbst züchten.

Allerdings sind auch noch Fragen offen. Denn möglicherweise tritt dieses Verhalten nur unter bestimmten Umweltbedingungen wie drohender Mangelernährung durch Nahrungsknappheit auf. Zudem ist unklar, ob die Fische das Wachstum bewusst fördern, oder eher ein Nebeneffekt der eigenen Ernährung ist. 1

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Quellen

  1. Kobayashi, Y., Kondo, Y., Kohda, M., & Awata, S. (2025). Active provisioning of food to host sea anemones by anemonefish. Scientific Reports, 15, 4115. ↩︎
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