9. Oktober 2024, 17:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Geckos haben möglicherweise einen sechsten Sinn. Darauf deutet jedenfalls eine Studie von US-amerikanischen Forschern hin. Demnach können die Reptilien nicht nur Schallwellen, sondern auch Vibrationen wahrnehmen – beispielsweise durch Wasser oder den Boden.
Geckos besiedeln die Erde seit 50 Millionen Jahren und gehören somit zu den ältesten noch existierenden Tieren der Welt. Doch erst jetzt scheint ein neues Detail zu ihrer Wahrnehmung entdeckt worden zu sein. So sollen die farbenfrohen Reptilien über einen sechsten Sinn – und somit über ein wesentlich besseres Gehör – verfügen als bisher angenommen. Laut einer Forschergruppe der Universität von Maryland können die kleinen Eidechsen nämlich nicht nur Schallwellen, sondern auch Schwingungen wahrnehmen. Diese Erkenntnis eröffnet ganz neue Horizonte in der Tierwahrnehmung.
Geckos „hören“ quasi mit dem ganzen Körper
Wie die Forschenden im Fachmagazin „Current Biology“ schreiben, verdanken die Geckos diese Eigenschaft einem Teil des Innenohrs, das auch als Sacculus bezeichnet wird und den Tieren in der Regel dabei hilft, ihr Gleichgewicht zu halten.
Die Forschenden vermuten, dass das Sacculus das normale Hörsystem ergänzt und den Geckos ermöglicht, auch niedrige Frequenzen zwischen 50 und 200 Hz wahrzunehmen.1 Das ist ein Spektrum, das eigentlich weit unter dem liegt, was Geckos normalerweise mit ihren Ohren wahrnehmen können.
Vorstellen kann man sich das – sehr vereinfacht – etwa so, als ob die Geckos mit ihrem ganzen Körper „hören“ können und jede noch so leichte Erschütterung des Bodens unter sich spüren, die andere nicht wahrnehmen.2 Catherine Carr, Biologin von der University of Maryland, erklärt: „Das menschliche Ohr nimmt Geräusche in der Luft wahr, aber die Hörbahn des Sacculus bei Geckos nimmt Vibrationen wahr, die sich über den Boden oder das Wasser ausbreiten.“
Eine bahnbrechende Erkenntnis
Diese Erkenntnis legt nun nahe, dass auch andere Reptilien möglicherweise noch weitere sensorische Fähigkeiten haben könnten, die lange übersehen wurden. „Viele Schlangen und Eidechsen galten als ‚stumm‘ oder ‚taub‘ in dem Sinne, dass sie keine Laute von sich geben oder Geräusche nicht gut wahrnehmen können“, erklärt Studienhauptautor Dawei Han seine Entdeckung.
„Aber es hat sich herausgestellt, dass sie stattdessen möglicherweise über Vibrationssignale kommunizieren, indem sie diesen Sinnesweg nutzen.“ Diese Erkenntnis könnte die Art und Weise, wie Wissenschaftler über die Wahrnehmung von Tieren denken, nachhaltig verändern.3
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Gibt diese Erkenntnis weitere evolutionäre Aufschlüsse?
„Das Ohr, wie wir es kennen, nimmt Luftschall wahr. Aber dieser uralte innere Weg, der normalerweise mit dem Gleichgewicht in Verbindung gebracht wird, hilft Geckos, Vibrationen wahrzunehmen, die durch Medien wie Boden oder Wasser übertragen werden“, ordnet Studien-Mitautorin Catherine Carr ein.
„Dieser Signalweg existiert bei Amphibien und Fischen und ist nun auch bei Echsen nachgewiesen. Unsere Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wie sich das Gehör von den Fischen zu den Landtieren, einschließlich des Menschen, entwickelt hat.“