
29. Januar 2025, 14:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Leopardgeckos werden gern als Haustiere gehalten, da sie stets freundlich aussehen. Aber wie hält man die beliebten Reptilien eigentlich richtig? Eine britische Studie hat es untersucht.
Eigentlich sollte es nicht überraschen: Tiere bevorzugen eine abwechslungsreiche und stimulierende Umgebung. Was für viele Haustiere wie Hunde und Katzen bereits gut dokumentiert ist, scheint bei Leopardgeckos und anderen Reptilien, die Menschen als Haustiere halten, noch kein weitverbreitetes Wissen zu sein. Dass auch Leopardgeckos eine artgerechte Umgebung guttut, hat nun eine britische Forschungsgruppe der Universität Lincoln aufgezeigt.
Nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen über Wohlbefinden von Reptilien
Manche würden argumentieren, dass die Haltung von Reptilien nicht der eines klassischen Haustieres entspricht. Denn sie profitieren nicht so von der Interaktion mit dem Menschen, wie es bei Katzen und insbesondere bei Hunden der Fall ist. Häufig besteht auch Unklarheit darüber, welche Ansprüche und Bedürfnisse Reptilien eigentlich haben – oder wie sie überhaupt zeigen, dass sie sich wohlfühlen.
Dies möchte Erin Rickman, Doktorandin an der Universität Lincoln in England, ändern. Zusammen mit ihren Kollegen hat sie sich in einer in der Fachzeitschrift „Applied Animal Behaviour Science“ erschienenen Studie diesem Thema gewidmet. Denn es gebe nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen, die aufzeigten, wie das Wohlergehen von Reptilien im Vergleich zu anderen beliebten Heimtierarten am besten zu bewerten oder verbessert werden kann, wie die Forscher in ihrer Arbeit schreiben.
Dafür untersuchten die Wissenschaftler, wie sich Leopardgeckos in verschiedenen Umgebungen verhalten, indem sie die Tiere über vier Wochen jeweils in drei unterschiedlich gestaltete Vivarien setzten. Anschließend beobachteten sie das Verhalten der Reptilien in den unterschiedlichen Umgebungen. Die Behausungen der Geckos waren wie folgt aufgebaut:
- Standard: Die Vivarien enthielten ein kleines Steinversteck, eine kleine Wasserschale, in die die Tiere nicht eintauchen konnten, ein Zeitungssubstrat und eine Kalkschale.
- Angereichert nicht-naturalistisch: Die Vivarien enthielten vier verschiedene Verstecke. Darunter ein hängendes und ein feuchtes Versteck, eine große Wasserschale, in die die Tiere eintauchen konnten, künstliche Pflanzen und eine Kalkschale. Das Substrat war eine Mischung aus Mutterboden und Sand.
- Angereichert naturalistisch: Diese Vivarien waren identisch mit den nicht-naturalistischen Bedingungen, enthielten jedoch zusätzlich ein komplettes Ökosystem, inklusive lebenden wirbellosen Tieren und echten Pflanzen.
Alle Vivarien verfügten über Heizelemente und Thermostate sowie UV-Lampen, die zwölf Stunden am Tag brannten. Die Leopardgeckos hatten stets Wasser zur freien Verfügung, wurden alle vier Tage mit Heuschrecken gefüttert und erhielten wöchentliche Gesundheitschecks.
Leopardgeckos zeigten deutliche Unterschiede im Verhalten
Mithilfe von Videoaufnahmen und Tests dokumentierten die Forscher jeweils nach den vier Wochen in einem bestimmten Vivarium, wie es den Leopardgeckos ging. Dabei zeigte sich, dass die Tiere alle Ausgestaltungsmöglichkeiten nutzten, wenn sie ihnen zur Verfügung standen. Die große Wasserschale in den naturalistischen Vivarien wurde von ihnen häufig genutzt, um darin ihren gesamten Körper zu baden. Auch nutzten sie die verschiedenen Versteck- und Klettermöglichkeiten in den naturalistischen Behausungen häufig und gern.
Im Vergleich zeigte sich in der Standard-Haltungsform ein vermehrtes Kratzen und Kletterversuche an Absperrungen. Die Geckos hielten sich viel häufiger in ihrem einzigen Felsenversteck auf. Außerdem ruhten sie auf dem Boden und hielten sich in der unteren Hälfte ihres Geheges auf. Zudem versuchten sie, sich in die zu kleine Wasserschale zu quetschen und tranken häufiger.
Daraus schließen die Forscher, dass Leopardgeckos eine große Motivation haben, zu baden und dabei wahrscheinlich auch Wasser zu sich nehmen. Auch scheinen sie es zu schätzen, die Wahl zwischen verschiedenen Unterschlüpfen zu haben. Allerdings verbringen sie dann auch weniger Zeit in den Verstecken und sind aktiver damit beschäftigt, ihre Umgebung zu erkunden. Zudem klettern sie gern, wenn sie die Möglichkeit haben und zeigen untypisches Verhalten, wenn sie es nicht können.

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Leopardgeckos würden sich selbst in natürlicher Umgebung halten
In einem letzten Versuch wollten die Wissenschaftler schließlich noch wissen, für welches Vivarium sich die Leopardgeckos entscheiden würden, wenn sie die Wahl hätten. Dafür gaben sie den Reptilien Zugang zu allen drei Vivarien. Dabei zeigten die Tiere eine starke Präferenz und hielten sich mit großer Vorliebe in der naturalistischen Umgebung auf.
„Dies war überraschend, da es bei den Verhaltensbeobachtungen innerhalb des Geheges keine Unterschiede zwischen den nicht-naturalistischen und den naturalistisch angereicherten Bedingungen gab“, schreiben die Autoren.1 Im Präferenztest war die künstlich angereicherte Umgebung bei den Geckos jedoch genauso unbeliebt wie die Standard-Haltungsform.
Aus diesen Ergebnissen leiten die Forscher Anforderungen für die Unterbringung und mögliche Leitlinien ab, um Leopardgeckos zu halten. Beachtet man diese Punkte bei der Einrichtung, kann sich die Verhaltensvielfalt erhöhen und ihr Wohlergehen verbessern.
- Kontrolle und Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Verstecken/Unterkünften
- Präferenz für höher gelegene Teile des Vivariums
- Mindesthöhe von 46 Zentimetern sowie die Ausgestaltung mehrerer Ebenen
- Klettermöglichkeiten
- Zum Baden und Tauchen ausreichend große Wasserschale
- Lebende Pflanzen, lebende Wirbellose