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Phänomen bei Buntbarschen

Mutation sorgt dafür, dass sich Fisch-Väter um Nachwuchs kümmern

Ein Burtons Maulbrüter in einem Aquarium
Burtons Maulbrüter gehören zu den Buntbarschen und eigentlich haben die Männchen wenig mit der Aufzucht des Nachwuchses am Hut. Zumindest, bis Forscher eine Mutation an ihnen entdeckten. Foto: Getty Images / NERYX
Louisa Stoeffler
Redakteurin

8. August 2024, 17:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Buntbarsche, wie den afrikanischen Burtons Maulbrüter, findet man in vielen Aquarien und dachte eigentlich, man kennt ihr Verhalten ziemlich gut. Die Weibchen brüten, während die Männchen davonschwimmen. Doch die eigentlich eher abwesenden Fisch-Väter können durch eine bestimmte Mutation plötzlich zu zuvorkommenden Partnern in der gleichberechtigten Brutaufzucht werden, wie eine Studie zeigt.

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Strategien, mit denen sich Tiere um Nachwuchs kümmern, könnten nicht vielfältiger sein. In vielen Fällen kümmern sich Weibchen mehr um die Jungen – allerdings nicht immer. Bei Seepferdchen brütet das Männchen und Clownfische wechseln sogar ihr Geschlecht, wenn es um die Fortpflanzung geht. Ein anderer Fisch, der eigentlich in die Kategorie der „abwesenden Väter“ gehört, ist der Burtons Maulbrüter (Astatotilapia burtoni). Doch durch eine bestimmte Mutation werden die Fisch-Väter aus der Familie der Buntbarsche auf einmal zu „Super-Daddys“. Eine Studie hat das Phänomen untersucht.

Woher der Buntbarsch seinen Namen bekam

Viele Tiere verfügen über Botenstoffe, die sie aussenden, um anderen etwas mitzuteilen. Diese Pheromone sind meist von Spezies zu Spezies etwas verschieden. So können Katzen zum Beispiel unterscheiden, ob diese von einem Artgenossen oder von einem Hund versprüht wurden.

Pheromone spielen aber auch eine Rolle dabei, wie attraktiv Partner aufeinander wirken können und triggern entsprechende Verhaltensweisen. Der Burtons Maulbrüter ist dafür ein gutes Beispiel. Normalerweise versucht das Männchen der Spezies, während die Weibchen sich um den Nachwuchs kümmern, diese zu verteidigen und sich weiter zu paaren.

Cheng-Yu Li von der University of Maryland und Kollegen konnten jedoch beobachten, dass sich einige Maulbrüter-Männchen anders verhielten. Denn eigentlich verfügen nur die Weibchen über das namensgebende große Maul, in dem sie die Fisch-Eier ausbrüten. Dies dauert in der Regel etwa zwei Wochen. In dieser Zeit können die Weibchen nicht fressen und magern sichtlich ab. „Und für ein Tier dieser Größe ist es ein echtes Opfer, zwei Wochen lang nichts zu fressen“, sagte Scott Juntti, der als Senior-Autor an der Studie beteiligt war, „Phys.org“. Denn die Buntbarsche werden nur 12 bis 15 Zentimeter groß. Somit haben sie nicht besonders viele Reserven, von denen sie während des Brütens zehren können.

Mutation bei Fisch-Vätern unterdrückt Pheromonwahrnehmung

In der im Fachmagazin „Current Biology“ erschienen Untersuchung haben die Wissenschaftler diese eigenartige Verhaltensänderung weiter untersucht. Sie stellten Kameras auf und konnten dokumentieren, dass weitere Männchen den charakteristischen Beutel im unteren Maulbereich entwickelten und ihre Eier bebrüteten.

Auf der Suche nach einer Erklärung fanden sie einen Pheromonrezeptor, der das Elternverhalten steuert. Sie glauben, dass es im Gehirn sowohl der Männchen als auch der Weibchen so etwas wie einen „elterlichen Schaltkreis“ gibt, der den Instinkt für die Brut steuert. Wenn die Männchen jedoch ein Pheromon wahrnehmen, das Weibchen vor der Eiablage aussenden, wird dieser Schaltkreis nicht aktiviert.

„Ein Pheromon, das von fruchtbaren Weibchen abgegeben wird, lockt das Männchen zunächst zu dem Weibchen, aber wenn die Zeit der Eiablage gekommen ist, scheint es das Männchen zu veranlassen, die Eier nicht zu suchen“, erklärt Juntti „Phys.org“. Durch DNA-Veränderungen, sprich Mutation, wird dieser Rezeptor jedoch „ausgeschaltet“ und das Männchen kann das Pheromon nicht mehr wahrnehmen.

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Weitere Unterschiede könnten Einfluss haben

Im weiteren Verlauf konnten die Forscher beobachten, dass etwa 30 Prozent der Fisch-Väter mit der Mutation mundbrüteten. Manche nur bis zu einer Stunde, andere hielten sogar die kompletten zwei Wochen durch. Allerdings trugen auch einige Weibchen diese Mutation, die sich bei ihnen nicht auf das Brutverhalten auswirkte. Daraus schließen Li und Kollegen, dass es noch weitere Mechanismen geben muss, die das Elternsein der Fische prägen.

Tatsächlich haben die im Tanganjikasee und anderen afrikanischen Seen lebenden Fische keinen Vorteil davon, sich auf die entbehrungsreiche Brut einzulassen. Die erfolgreiche Strategie der Buntbarsche ist eigentlich, so viel Nachwuchs wie möglich zu produzieren. Allerdings scheinen sie auch evolutionäre Tricks auf Lager zu haben, falls zu wenige Weibchen vorhanden sind.

„Es sieht so aus, als ob ein sich entwickelndes Geruchssystem dieses soziale Verhalten des Mundbrütens verändern kann“, sagte Juntti „Phys.org“ abschließend. Scheinbar auch so, dass die eigentlich eher abwesenden Fisch-Väter durch die Mutation auch mal für eine Stunde die Brut übernehmen, damit das Weibchen sich etwas zu fressen besorgen und ein bisschen „Me-Time“ genießen kann.1

Themen Fische Neues aus Wissenschaft und Forschung

Quellen

  1. Li, C. Y., Bowers, J. M., Alexander, T. A., Behrens, K. A., Jackson, P., Amini, C. J., & Juntti, S. A. (2024). A pheromone receptor in cichlid fish mediates attraction to females but inhibits male parental care. Current Biology. ↩︎
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