17. August 2023, 16:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Woher der Zebrawels seinen Namen hat, wird schnell klar: Von seinem auffälligen, schwarz-weißen Streifenmuster, das an die Zeichnung eines Zebras erinnert. Sein hübsches Äußeres macht den Fisch seit Jahrzehnten zu einem Aquariumsliebling. Fans bezahlen viel Geld für ein Exemplar. Doch seit 2023 steht der lediglich in Brasilien beheimatete Zebrawels unter Artenschutz und ist meldepflichtig. Was das für Aquarianer bedeutet und was es sonst noch zu beachten gibt, erläutert PETBOOK in diesem Artikel.
Zebrawelse, exakt Zebra-Harnischwelse genannt und unter der Aquarianer-Codierung L46 bekannt, kommen lediglich in einem einzigen Flussabschnitt in Brasilien vor: Einem Teilstück des Rio Xingu, der ein Zufluss des Amazonas ist. Nur dort, in rund sechs Metern Tiefe zwischen Steinspalten im Bereich von Stromschnellen, lebt der ausgewachsene rund zehn Zentimeter kleine Wels – sonst nirgendwo auf der Welt. In den 1980er-Jahren wurde das Tier entdeckt. 1989 kam der Fisch unter der Bezeichnung L46 erstmals in Deutschland auf den Zierfischmarkt und wurde rasch zu einem beliebten Aquarienbewohner, für den Fischfans tief in die Tasche greifen mussten. Nun ist die Haltung des Zebrawelses jedoch als meldepflichtig eingestuft worden.
Zunächst gelangten meist Wildtiere in den Handel, die aufwendig gefangen und dementsprechend teuer verkauft wurden. Zwar hatte die brasilianische Regierung den Wels bereits 2017 unter Schutz gestellt und den Fang und Handel der Fische verboten. Dennoch landeten offenbar immer wieder in der Wildnis gefangene Tiere in Aquarien. Seit Anfang 2023 ist der Fisch nun international geschützt. Das hat Folgen für Aquarianer.
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Warum sind Zebrawelse meldepflichtig?
Gemäß dem Washingtoner Artenschutzgesetz (CITES) gelten die Fische inzwischen als potenziell vom Aussterben bedrohte Art. Das Problem: Der Fisch kommt in freier Wildbahn endemisch, das heißt, nur an einem einzigen Ort in Brasilien vor. Das natürliche Herkunftsgebiet gehört jedoch zu einer Flussschleife, die durch den Bau des Belo-Monte-Staudamms teilweise entwässert wird. Somit sind die Heimat des Welses – und der Fisch selbst – in Gefahr. Im November 2022 haben sich die Vertragsstaaten des Abkommens darauf geeinigt, den Zebrawels in die Liste aufzunehmen. Somit ist ein internationaler Handel mit Wildtieren untersagt, der Handel von Nachzuchten unterliegt strengen Kontrollen.
Für Händler gelten Buchführungspflichten, und für internationale Geschäfte mit gezüchteten Zebrawelsen werden spezielle Genehmigungen benötigt. Das Bundesumweltministerium teilt dazu mit: „Für ein Zucht-Tier, das aus einem Nicht-EU-Land eingeführt wird, ist eine Ausfuhr- und eine Einfuhrgenehmigung erforderlich. Bei der Ausfuhr aus der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Innerhalb der EU sind keine Genehmigungen oder Bescheinigungen erforderlich, allerdings wird ein Herkunftsnachweis benötigt, zum Beispiel eine Rechnung.“ Die Regelung trat am 23.02.2023 in Kraft. Damit ist nun zum ersten Mal in der Geschichte des CITES ein Süßwasserfisch als bedrohte Tierart gelistet worden. Somit ist die Haltung des Zebrawelses nun meldepflichtig.
Was bedeutet es für Aquarianer, dass Zebrawelse meldepflichtig sind?
Wer Zebrawelse im heimischen Aquarium hält, muss die Tiere bei der entsprechenden Behörde seines eigenen Wohnorts melden, etwa dem Landesamt für Umwelt. In Deutschland sind das Bundesamt für Naturschutz (BfN) sowie die einzelnen Bundesländer für die Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens zuständig. Unter bfn.de finden sich weitere Informationen zu diesem Thema. Die Meldepflicht gilt für jedes einzelne Tier – auch für Fische, die bereits vor dem Stichtag im Februar 2023 erworben wurden.
obby-Aquarianer und Züchter sollten ihrer Meldepflicht nachkommen, denn nur dann halten sie ihre Tiere legal. Und nur dann haben sie die Möglichkeit, gezüchtete Tiere rechtlich sicher abgeben zu können, ganz gleich, ob sie die Fische verkaufen oder verschenken möchten. Vorgaben an die Haltung der seltenen und bedrohten Fische gehen mit der Aufnahme in die CITES-Liste indes nicht einher. Wer nicht auf die Fische verzichten möchte, sollte sich jedoch vor dem Kauf genau über deren spezielle Bedürfnisse informieren.
Wie hält man Zebrawelse?
Geht es nach Tierschutzorganisationen, am besten gar nicht. PETA etwa lehnt die Haltung von Zierfischen generell ab, da kein Aquarium die natürlichen Bedingungen auch nur annähernd nachbilden könne, unter denen Fische in Freiheit leben. Aquarianer dagegen argumentieren, die Welse durch Nachzuchten und Aquarienhaltung vor dem Aussterben zu bewahren, da ihr Herkunftsgebiet akut gefährdet ist. Eine Gruppe Welse benötigt laut einschlägigen Foren ein Becken mit mindestens 80 Litern Fassungsvermögen. Andere Wels-Halter dagegen raten zu 200-Liter-Becken. An sich sei die Haltung jedoch ‚recht unkompliziert‘, ist immer wieder zu lesen. Dennoch: Die Wassertemperatur muss zwischen mindestens 25 und etwa 30 Grad Celsius liegen.
Zudem benötigt der Wels Steine und Felsen, zwischen denen er sich verstecken kann. Gerade männliche Tiere und die Brut brauchen Höhlen sowie eine leichte Wasserströmung. Auch sollte das Wasser im Becken sauerstoffreich, relativ weich und leicht sauer sein und regelmäßig – zumindest teilweise – getauscht werden, berichten Aquarianer. Die Tiere sollten nicht allein gehalten werden, mindestens fünf müssen es sein. Wer züchten möchte, sollte mindestens bis zu zehn Tiere halten. Dabei muss die Beckengröße an die Anzahl der Tiere angepasst werden. Die Fische sind Allesfresser, benötigen neben Trockentabletten unter anderem Frost- und Lebendfutter wie Mückenlarven und kleine Krebse sowie Grünfutter und bei Bedarf spezielle Vitamine. Zebrawelse können übrigens für Zierfische recht alt werden, zehn bis 15 Jahre sind durchaus möglich.
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Was kosten Zebrawelse?
Wer sich Zebrawelse ins Aquarium holen möchte, muss tief in die Tasche greifen: Im Netz werden mitunter zwischen 150 und 230 Euro verlangt – pro Fisch. Da mindestens zwei Tiere gehalten werden sollten, wird es schnell teuer. Hinzukommen die Kosten für ein Aquarium, entsprechende Ausstattung, technisches Equipment wie Filter und anderes Zubehör sowie Futter. Da das Wasser für Zebrawelse eine konstant hohe Temperatur aufweisen muss, ist zudem eine Aquarienheizung zwingend erforderlich, die dauerhaft läuft. Neben Beleuchtung und Filter benötigt sie Strom. Der dafür erhöhte Verbrauch ist ebenfalls ein Posten, der bedacht werden sollte.
Fazit
Zebrawelse sehen hübsch aus, keine Frage. Und Zuchtexemplare werden zumindest nicht aus ihrer natürlichen Umgebung gerissen. Dennoch werden die Fische auch als Zuchtexemplare in Tüten verpackt durch Deutschland oder die EU geschickt, wobei nicht sicher ist, dass sie diese Prozedur in Enge und Dunkelheit überleben. Art- und tiergerecht ist sie ebenfalls nicht. Wer Tiere liebt, sollte ihnen das ersparen. Zudem können die Welse vergleichsweise alt werden, man bindet sich inklusive Strom- und Futterkosten für 10 bis 15 Jahre an die Fische. Ein Aquarium mit seltenen Wasserpflanzen, schöner Beleuchtung und interessantem Bodengrund ist auch hübsch.
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Quellen
- Aqualog.de, „Der Zebrawels (L46, Hypancistrus zebra) jetzt international geschützt“ (aufgerufen am 17.07.2023)
- Zierfischwelt24.de, „L46-zebrawels“ (aufgerufen am 17.07.2023)
- Bmk.gv.at, „CITES CoP19: Änderungen beim Zebrawels (Hypancistrus zebra)“ (aufgerufen am 17.07.2023)
- Aquarium-pflanzen-fische.de, „Zebrawels L046 Hypancistrus zebra“ (aufgerufen am 17.07.2023)
- Fischlexikon.eu, „Fischlexikon: Zebrawels (Hypancistrus zebra)“ (aufgerufen am 17.07.2023)
- Osftv.de, „Tierhalter müssen Zebrawels beim Landesamt für Umwelt anmelden“ (aufgerufen am 17.07.2023)