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Terrarienbewohner

Welche Schlangen sind für Anfänger geeignet?

Eine Kornnatter liegt zusammengerollt da und hebt den Kopf
Die Kornnatter gehört zu den Schlangen, die bei Terrarienhaltern gern als „Anfängerschlangen“ bezeichnet werden Foto: Getty Images
Sonja Jordans

19. Mai 2023, 11:06 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Exoten wie Schlangen als Haustiere zu halten ist ein Thema, das spaltet. Manche Schlangen sind einfach zu halten und daher für Anfänger in der Terrarienhaltung geeignet – aber was braucht man alles, um die Reptilien artgerecht zu halten?

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Manche Menschen haben Angst vor ihnen, für andere wiederum sind sie die faszinierendsten Tiere, die es gibt: Schlangen. Doch auch, wenn sie genügsam aussehen, ist die Haltung dieser Tiere nicht einfach. Schlangen haben spezielle Ansprüche an Ernährung, Terrarium und Temperatur. Besonders Anfänger unterschätzen den Aufwand, den die Haltung einer Schlange erfordert. PETBOOK erklärt, welche Schlangen für Anfänger als geeignet gelten, worauf zu achten ist und ob die Tiere überhaupt in einem Terrarium gehalten werden sollten.

Was ist vor der Anschaffung einer Schlange als Haustier zu beachten?

Wer zuvor noch keine Erfahrungen mit Schlangen gesammelt hat, sollte sich zunächst grundsätzlich über die Tiere und deren Haltung informieren. Zudem sollten sich Anfänger darüber klar sein, dass nicht nur die Anschaffung des Tiers Geld kostet. Auch der Unterhalt einer Schlange kann schnell teuer werden. Stromkosten für die zur Art passende Temperierung des Terrariums, Einrichtung, Futter und Beleuchtung fallen regelmäßig an. Hinzu kommen bei Bedarf Kosten für den Tierarzt, der zudem ein ausgewiesener Spezialist für Schlangen sein sollte. Zudem können manche Schlangen bei richtiger Haltung mehrere Jahrzehnte alt werden und müssen dementsprechend lange gepflegt werden.

Welche Schlangen sind für Anfänger geeignet?

Nattern, darunter Kornnattern, Erdnattern, Strumpfbandnattern und Rote Königsnattern, werden von Schlangenhaltern und in Foren gern als „Anfängerschlangen“ bezeichnet. Königsnattern etwa werden meist um 1,20 Meter lang und sind wegen ihrer prächtigen Farben beliebt. Die Arten sind ungiftig, gelten nicht als angriffslustig oder sonderlich kompliziert in der Haltung.

Von Giftschlangen und Würgeschlangen, die groß und schwer werden können, sollten Neulinge tunlichst die Finger lassen, raten unter anderem die AG Schlangen der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und das Portal exotische-tierwelt.de. Und: Obgleich der Königspython mitunter als Anfängerschlange angepriesen wird, ist er laut Experten nicht dafür geeignet. Zwar werde das Tier meist nur etwa 1,50 Meter lang, doch gelten die Haltungsbedingungen der Schlange als „herausfordernd“, so unter anderem die Seite exotische-tierwelt.de. Der Python benötige es unter anderem für 24 Stunden pro Tag relativ warm, was zu hohen Stromkosten führt.

Zudem kann die Schlange bis zu 30 Jahre alt werden, ihren Halter also eventuell sogar überleben. Zunächst sollte man sich also überlegen, was die Wunsch-Schlange benötigt und man ihren Ansprüchen gerecht werden kann, rät die DGHT. „Bevor man ein Tier kauft, empfehlen wir zudem stets einen Sachkundelehrgang“, so Ralf Hörold von der AG Schlangen der DGHT. Dort erfahren Halter alles Wichtige über das Tier, dessen fachgerechte Unterbringung und Pflege. Leider ist der Lehrgang nicht zwingend, bedauert Hörold. Mit einer Teilnahme ließen sich jedoch Fehler etwa bei der Temperatur im Terrarium oder den Bedürfnissen der Schlange in Bezug auf Ernährung und Winterruhe vermeiden. Informationen über Lehrgänge gibt es etwa bei der DGHT, AG Schlangen. Dort lassen sich per Mail auch erste Informationen zum Thema Schlangenhaltung einholen.

Auch interessant: Schlangen nehmen ohne Ohren mehr Töne wahr als bisher angenommen 

Was benötigt eine Schlange?

Jedes Tier benötigt ein für Schlangen geeignetes, ausbruchssicheres Terrarium, dessen sollten sich Anfänger in der Reptililenhaltung bewusst sein. Je nachdem können dafür bereits bis zu knapp 300 Euro fällig werden. Bei der Größe des Beckens kommt es darauf an, wie groß das ausgewachsene Tier wird, ob es sich viel oder eher weniger bewegt und welche verschiedenen Zonen es in seinem Terrarium braucht.

„Eine Kornnatter etwa, die aus dem südlichen Nordamerika stammt, braucht unter anderem mehrere Versteckmöglichkeiten, unter denen sie sich tagsüber verkriechen kann“, so Rolf Hörold von der AG Schlange der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde. Auch sollten bei Bedarf unterschiedliche Temperaturzonen vorhanden sein.

Andere Schlangen, wie etwa Strumpfbandnattern, legen Wert auf ein kleines Badebecken. Welcher Untergrund, welche Pflanzen und Wurzeln ins Terrarium gehören, richtet sich nach der ausgewählten Schlangenart und dem Gebiet, aus dem sie ursprünglich stammt. Heizstrahler, Lampe und Äste gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Ohne Schlange, die je nach Art und Alter zwischen 100 und 250 Euro und mehr kosten kann, werden allein für die Grundausstattung schnell mehrere hundert Euro fällig.

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Wie hält man eine Schlange artgerecht?

Geht es nach der Tierschutzorganisation Peta, dann gar nicht. „Wilde Tiere können in Wohnzimmern niemals artgerecht gehalten werden“, sagt die Tierrechtsorganisation auf Nachfrage von PETBOOK. Zudem würde viele Tiere als Wildfänge ihrer natürlichen Umgebung entrissen, unter tierschutzwidrigen Bedingungen verschickt und auf dem Transport zu Händlern sterben, teilt Peta mit. Sterberaten von bis zu 70 Prozent der gefangenen Tiere würden demnach im Zoohandel einkalkuliert. Der Handel mit exotischen Tieren wie Schlangen trage nach einer Studie des Bundesumweltministeriums aus 2022 außerdem zum weltweiten Artensterben bei.

Ganz so streng sieht es unter anderem die AG Schlangen der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde nicht. Die bei Anfängern beliebten Nattern stammten in der Regel aus Züchtungen. Zudem sei es durchaus möglich, den Tieren ein artgerechtes Zuhause zu schaffen, wenn man sich zuvor über ihre Ansprüche informiere: Wer sich eine Schlange holt, müsse etwa wissen, wann und wie sie Winterruhe hält und wie sie sich häutet. Auch müsse Neu-Schlangenhaltern klar sein, dass ihr Tier kein Spielzeug ist. Schlangen möchten nicht herausgenommen, herumgetragen oder gestreichelt werden. „Das ist Stress für die Tiere.“

Zudem würden sie niemals zahm oder reagierten auf ihre Halter, wie es Hunde oder andere Tiere machen. „Schlangen sind nur zum Anschauen da“, so die DGHT. Auch „frei“ im Zimmer herumkriechen sollten die Tiere nicht. Dort könnten sie mit für sie krankmachenden Erregern in Kontakt kommen oder sich verkriechen und schlimmstenfalls ins Freie gelangen. Je nach Art überleben sie diesen Ausflug dann nicht. Außerdem sind Schlangen, wie viele Reptilien, oft Träger von Salmonellose-Erregern, die sie auf Menschen übertragen können – mit teils schweren gesundheitlichen Folgen. Und: Auch auf die speziellen Futterbedürfnisse müsse unbedingt eingegangen werden – und das könne durchaus eine Herausforderung für Schlangenfreunde sein, deren sie sich stellen müssen.

Was frisst eine Schlange?

Das kommt auf die Art an. Einige wie Strumpfbandnattern mögen auch gern rohen Fisch, die meisten jedoch fressen ganze Futtertiere, Kleinsäuger wie etwa Mäuse oder Ratten. „Die Futtermäuse, sogenannte Frostmäuse, stammen von speziellen Züchtern“, heißt es von der DGHT. Die Mäuse werden gefroren verkauft und müssen auch zuhause gefroren gelagert werden. Vor dem Füttern, das meist nur einmal im Monat nötig ist, müsse die Maus langsam, vorzugsweise bei Kühlschranktemperatur, aufgetaut werden. Am besten geeignet sei dazu ein separater, kleiner Kühlschrank. Nach dem Auftauen müsse die Futtermaus noch leicht angewärmt werden, am besten in lauwarmem Wasser, damit sie die richtige Verzehrtemperatur erreicht. Dann wird sie mithilfe einer Pinzette an die Schlange verfüttert. Wer sich vor Mäusen graust oder ein Problem damit hat, tote Kleinsäuger zu verfüttern, sollte von einer Schlange als Haustier Abstand nehmen.

Wo kauft man eine Schlange für Anfänger?

Am besten bei einem seriösen Züchter, rät die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde. „Man sollte sich das Tier und die Umgebung, aus der es stammt, ansehen können.“ Zudem erteile der Züchter Tipps zur Haltung und sei jederzeit ansprechbar, wenn der Halter Fragen habe. Laut Tierschutzorganisation Peta gehe es den meisten Händlern dagegen nur um Profit. Das zeige unter anderem der Verkauf auf Börsen, bei denen die Tiere in winzige Plastikboxen gesperrt auch an uninformierte Spontankäufer abgegeben würden, so Peta. Von Spontankäufen und Internetgeschäften hält auch die DGHT nichts. Tiere gehören nicht per Post verschickt, das sollte im Interesse von Händler und Käufer liegen, heißt es dazu.

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Quellen

Themen Schlangen
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