Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Tag- und Nachtaktiv

Wie schlafen Fische eigentlich?

Auch Fische müssen schlafen. Anders als andere Lebewesen können sie aber nicht einfach die Augen schließen. Woran kann man dann erkennen, dass sie schlafen?
Auch Fische müssen schlafen. Anders als andere Lebewesen können sie aber nicht einfach die Augen schließen. Woran kann man dann erkennen, dass sie schlafen? Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

14. November 2023, 10:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Fische können nicht einfach wie Hund und Katze für ein Nickerchen die Augen schließen, denn sie besitzen keine Augenlider. Können sie also mit geöffneten Augen schlafen und schlafen sie überhaupt?

Artikel teilen

Das Element Wasser stellt an seine Bewohner ganz besondere Anforderungen. Wie alle Lebewesen benötigen auch Fische Schlaf, um zu regenerieren und zu überleben. Das Schlafverhalten der Wasserbewohner ist wenig erforscht, aber man weiß, dass es sich offenbar bei den rund 300.000 Fischen von Art zu Art unterscheidet. So gibt es tagaktive und nachtaktive Arten, bei denen auch die Schlafdauer stark variiert. Woran kann man aber nun erkennen, ob ein Fisch wach ist oder gerade schläft? Dies und noch viel mehr beantwortet PETBOOK.

Woran erkennt man, dass ein Fisch schläft?

Wenn Hund und Katze die Augen geschlossen haben, ist uns klar: sie schlafen. Genau wie wir schützen sie als Landtiere beim Schlaf ihre Augen durch das Schließen der Lider vor dem Austrocknen. Die meisten Fische haben jedoch keine Augenlider, denn diese brauchen sie im Wasser auch nicht. Da Fische also mit offenen Augen schlafen, muss man auf Veränderungen der Vital- und Körperfunktionen achten, wenn man wissen will, ob sie schlafen. Dazu gehört zum Beispiel: 

  • Ist die Kiemenatmung verlangsamt? 
  • Reagiert der Fisch auf äußere Reize seiner Umwelt? 
  • „Schwebt“ er regungslos an einer Stelle im Wasser oder im mittleren oder unteren Teil des Aquariums? (Die Flossen können sich trotzdem leicht bewegen) 
  • Liegt er vielleicht sogar am Boden unter einem Stein, einem Baumstumpf oder einem Deko-Teil im Aquarium? 

Achtung: Liegt der Fisch seitlich am Boden und treibt mit der Zeit mit dem Bauch nach oben, ist er wahrscheinlich tot. 

Auch interessant: Müssen Fische eigentlich auch Wasser trinken?

Wie unterscheiden sich die Schlafphasen von Fisch und Mensch?

Der Schlaf von uns Zweibeinern wird grob in die Non-REM-Phase und die REM-Phase eingeteilt, wobei die Non-REM-Phase wiederum in verschiedene Abschnitte unterteilt ist. In diesen lässt die Muskelspannung, der Herzschlag und die Atmung soweit nach, bis der Mensch in den Tiefschlaf fällt. Diese gesamte Phase dauert etwa 20 Minuten.

Es folgt die REM („Rapid Eye Movement“)-Phase, in der es zu schnellen Augenbewegungen kommt, und wir beginnen zu träumen. Diese Phase ist für die psychische Regeneration besonders wichtig. Auch Fische fahren ihren Stoffwechsel deutlich runter, aber sie fallen nie in den Tiefschlaf.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die meisten Fischarten in einer Art Dämmer-Modus befinden, damit sie jederzeit vor Fressfeinden fliehen können. Wobei der Zebrafisch diese Theorie widerlegt. Schlafforscher der Stanford University School of Medicine in Kalifornien stellten in einer Studie fest, dass Zebrafische Tiefschlaf und Traumschlaf erleben. Dies konnte man an ihrem Herzschlag und dem Muskeltonus feststellen. Die starken Augenbewegungen in der REM-Phase hatten sie allerdings nicht. 

In welchen Positionen schlafen Fische?

Manche Meeresbewohner wie Delfine oder Zahnwale schalten eine Gehirnhälfte ab und schließen dabei das entsprechende Auge. Das Auge auf der Seite der aktiven Hirnhälfte bleibt geöffnet. Man bezeichnet dies als „Halbseitenschlaf“. 

Manche Meeresbewohner verstecken sich in dunklen Höhlen oder in Pflanzen, um ungestört schlafen zu können. Dies ist dem riesigen Pottwal nicht möglich. Er steht einfach senkrecht und tief schlafend senkrecht im Wasser. Aufgrund seiner Größe muss er sich nicht vor Fressfeinden in Acht nehmen. Allerdings kann es zu Kollisionen mit Schiffen kommen, denn der Wal schläft so fest, dass er diese oft nicht herankommen hört.  

Bei Delfinen und Walen handelt es sich allerdings um Säugetiere, die im Laufe ihrer Entwicklung von Land- sekundär wieder zu Meeresbewohnern wurden. Wie sieht es aber nun mit Fischen aus?

Hochseehaie, wie der Weiße Hai, können aufgrund ihres Sauerstoff-Bedarfs nicht auf dem Boden oder in Höhlen schlafen, sie müssen ständig in Bewegung sein, damit sauerstoffreiches Wasser durch ihre Kiemen fließt. Sie scheinen nicht wirklich zu schlafen. Jedoch haben sie Ruhephasen, in denen sie langsamer schwimmen. Die Schlafforschung bei Haien ist allerdings noch sehr rudimentär. 

Schwarmfische wiederum wie etwa der Salmler dösen im Schutz der Gruppe. Forscher vermuten, dass es in jeder Gruppe Wachposten gibt, die anderen, schlafenden Fische vor Gefahren warnen.  

Wann schlafen Fische?

Wie bei vielen anderen Tiergruppen auch gibt es tag- und nachtaktive Fische. Zu den Fischen, die eher am Tag aktiv sind und nachts schlafen, wenn es dunkel ist, gehören etwa die farbenprächtigen Fische, die im Korallenriff leben. Sie nehmen nachts oft eine unauffällige Färbung an, mit der sie hervorragend getarnt sind. Der Papageifisch im indopazifischen Ozean hüllt seinen Körper zum Beispiel jeden Abend in eine schützende Schleimschicht ein, die seinen Eigengeruch unterdrückt und ihn so vor dem Angriff von Räubern wie einer Muräne bewahrt.

Nachtaktive Fische wie Muränen, Aale, Makrelen, Zander oder Zackenbarsche gehen in der Dämmerung auf die Jagd, deshalb schlafen sie tagsüber. Es gibt aber auch tagaktive Fischarten, die sich tagsüber zwischendurch ein Nickerchen gönnen. 

Wie lange schlafen Fische?

Pro Tag schlafen Fische etwa fünf bis acht Stunden. Allerdings nicht am Stück, sondern in kürzeren Zeitabschnitten. Genau wie wir brauchen sie eine regelmäßige Licht- und Dunkelphase, um sich zu erholen. Aquarianer regeln dies meist über eine Zeitschaltuhr, die dafür sorgt, dass das Licht pünktlich aus- und angeht. 

Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin haben das Schlafverhalten von Flussbarschen untersucht. Die Studie zeigte, dass diese weniger Melatonin bilden, je heller es ist. Melatonin ist ein Hormon, das für den Tag-Nacht-Rhythmus zuständig ist. Flussbarsche, die in Gewässern in Städten leben und künstlichen Lichtquellen ausgesetzt sind, schlafen vermutlich schlechter. 

Fazit: Fische schlafen meist in kurzen Abschnitten – manche Arten nur Sekunden, andere wiederum mehrere Stunden. Bis auf einige nachtaktive Arten schlafen alle Fische, wenn es dunkel ist, da sie dann, trotz der geöffneten Augen, ohnehin kaum etwas sehen. 

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Fische
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.