1. September 2023, 10:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Manchmal, wenn auch eher selten, hat es seine Vorteile ein Mensch zu sein und kein Fell zu haben. (Nein, wir sprechen gerade ausnahmsweise nicht davon, an heißen Sommertagen verkleidet im Büro zu sitzen und zu überlegen, wie schön es jetzt wäre, ein Hund zu sein). Wovon wir sprechen, sind die Tage, an denen wir Rücksicht, Hilfe und ein paar liebe Worte am allernötigsten haben: wenn wir krank sind.
Wir Menschen können ganz klar sagen, wenn wir uns nicht gut fühlen und genauso können wir zum Fieberthermometer greifen, wenn wir vermuten, Fieber zu haben. Wie aber erkennen wir, dass unser Hund Fieber hat? Wie zeigen Vierbeiner, dass sie an Fieber leiden und wie messen wir die Temperatur? PETBOOK hat hierfür einen Tierarzt gefragt. Die Antworten finden Sie in diesem Artikel.
Auch interessant: Darf ich der Arbeit fernbleiben, wenn mein Tier krank ist und Pflege benötigt?
Ab wann hat ein Hund Fieber?
Hunde haben mit regulär 39,4 °C eine etwas höhere Temperatur als wir Menschen. Bei allem, was diese Temperatur übersteigt, handelt es sich um Fieber. Das muss nicht gefährlich sein; anders sieht es aus, wenn die Temperatur zu stark ansteigt: ab 41 Grad ist die Temperatur sehr hoch und kann für Vierbeiner gefährlich werden. Bei rund 42 Grad können körpereigene Proteine aufgrund der hohen Temperaturen gerinnen, sodass das Fieber eine akute Lebensgefahr darstellt.
Was ist Fieber überhaupt?
„Fieber ist keine Krankheit“, sagt Tierarzt Dr. Hölter, „sondern eine sinnvolle Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger oder auf absterbende Zellen.“ Die Erhöhung der Temperatur bringt den Stoffwechsel auf Touren und sorgt so dafür, dass die Immunabwehr verstärkt arbeitet. Damit der Körper sich von innen erwärmt, ziehen sich die Blutgefäße in der Haut zusammen. Fieber ist so gesehen also erst mal nichts Schlimmes, sondern ein Hinweis darauf, dass der Körper einer Grunderkrankung bekämpfen muss.
So erkennen Sie, dass Ihr Hund Fieber hat
Ob Ihr Hund Fieber hat, erkennen Sie am einfachsten wie auch bei uns Menschen durch Fiebermessen. Normalerweise, wenn Ihr Hund also gesund ist, sollte die Temperatur zwischen 37,5 und 39 Grad liegen. Damit Sie überhaupt auf die Idee kommen, Fieber zu messen, müssen Sie natürlich zunächst einmal aber bemerken, dass mit Ihrem Hund etwas nicht stimmt.
Um zu erkennen, dass Ihr Hund Fieber hat, sollten Sie Verhaltensänderungen sehr ernst nehmen.
Mögliche Symptome für Fieber sind:
- Futterverweigerung
- Schüttelfrost / Zittern
- sehr warme Ohren, warmer Bauch und warme Schenkelinnenseiten
- rotes, warmes Zahnfleisch
- trockene, warme Nase
- erhöhte Pulsfrequenz (80-12 Schläge pro Minute)
- Müdigkeit und Schlappheit
- Durst
- Hecheln
- Erhöhter Puls
- Zittern
- Durchfall bzw. sehr trockener und fester Kot
- Erbrechen
Fieber ist beim Hund nicht immer leicht erkennbar; allein schon wegen des Fells, fällt uns Hundebesitzern eine erhöhte Temperatur oft weniger schnell auf, als wenn wir unserem Partner, unserer Partnerin oder Kindern die flache Hand auf die Stirn auflegen. Bei Hunden lässt sich die veränderte Körpertemperatur am besten an weniger behaarten Stellen wie den Ohren oder der Nase erfühlen.
Symptome wie eine Futterverweigerung (Hand aufs Herz: wann hat Ihr Hund sonst schon mal „Nein“ zu Futter gesagt?!), heiße Ohren und veränderter Kot sind recht zuverlässig. Grundsätzlich sollten Sie außergewöhnliche Verhaltensweisen hinterfragen und prüfen, ob eine Krankheit der Grund dafür sein könnte.
So messen Sie Fieber bei Ihrem Hund
Verwenden Sie dafür am besten ein digitales Thermometer. Am besten ist es, die Temperatur rektal zu messen, da Stellen, die wir Menschen oftmals nutzen, wie die Achseln, Ohren oder Stirn, bei Hunden sehr unzuverlässig sind. Mit ein wenig Vaseline oder Gleitgel lässt sich das Thermometer problemlos einführen und macht die Prozedur für Ihren Hund angenehmer.
- Reiben Sie dafür die Spitze des Thermometers mit einem Tropfen Gleitgel, Öl oder Vaseline ein.
- Heben Sie die Rute Ihres Hundes an und führen Sie die metallene Spitze ein.
- Halten Sie das Thermometer dabei leicht schräg, damit es in Kontakt zur Innenwand des Darms ist.
- Ertönt das Signal, ziehen Sie das Thermometer anschließend vorsichtig heraus.
- Nutzen Sie beim Messen eine Hygienehülle und desinfizieren Sie das Thermometer nach Gebrauch.
Mein Hund hat Fieber – was soll ich jetzt tun?
Ist die Temperatur Ihres Hundes tatsächlich erhöht, versuchen Sie nicht gleich in Panik zu verfallen. Bei nur leicht erhöhter Temperatur (deutlich unter 40°C), muss es sich dabei nicht unbedingt um Fieber handeln. Auch Aufregung oder ein Hitzestau können für eine leicht erhöhte Temperatur verantwortlich sein. Um festzustellen, ob es sich bei der erhöhten Temperatur um Fieber handelt, oder ob eine andere Ursache dahintersteckt, sollten Sie Ihrem Hund die Möglichkeit geben, abzukühlen. Beobachten Sie sein Verhalten. Wirkt Ihr Hund müde und angeschlagen? Oder ist sein Wesen unverändert?
Wirkt Ihr Hund noch recht vital, können Sie in einigen Fällen das Fieber auch zu Hause auskurieren. Problematisch kann hierbei allerdings sein, dass hinter Fieber eine andere Grunderkrankung steckt, die möglicherweise behandelt werden muss.
Geht die Temperatur nicht runter, sollten Sie mit Ihrem Tierarzt Rücksprache halten. Dasselbe gilt, falls Ihr Hund eine stark erhöhte Temperatur hat oder er zu einer Risikogruppe (alte Hunde, Hunde mit Vorerkrankung) gehört. Zögern Sie nicht, eine Tierarztpraxis aufzusuchen.
Behandlungstipps: So wird Ihr Hund schneller wieder fit
Wenn Ihr Hund Fieber hat, sollten Sie ihn schonen und darauf achten, dass Ihr Vierbeiner genug Ruhe hat. Häufig fällt das Fieber nach einer Zeit wieder ganz von allein ab. Messen Sie das Fieber regelmäßig und kontrollieren Sie den Verlauf. Sie sollten außerdem nur kurze Runden mit Ihrem Hund spazieren, ihm regelmäßig zu trinken geben und ihn mit salzloser Brühe füttern. Prüfen Sie regelmäßig, ob sich das Fieber gesenkt hat.
Fieber bei Welpen
Sehr junge Hunde haben von Natur aus eine höhere Körpertemperatur als erwachsene Hunde. Zeigt das Thermometer bei Ihrem Welpen eine Temperatur zwischen 38 und 39 Grad, besteht kein Grund zur Sorge; die Temperatur ist bis 39,5 Grad komplett im Rahmen. Hat Ihr Welpe hohes Fieber, sollten Sie möglichst schnell einen Tierarzt aufsuchen, da Welpen schneller dehydrieren können und ihr Immunsystem noch nicht so stark ausgeprägt ist.
Auch interessant: Können Hunde und Katzen eigentlich einen Herzinfarkt bekommen?
Feucht, trocken, rissig Was die Hundenase über die Gesundheit verrät
Akuter Notfall Hitzschlag beim Hund erkennen und richtig handeln
Unterschiedliche Ursachen Ihr Hund zittert? Das könnte dahinterstecken
Fazit
Sie fragen sich, ob Ihr Hund möglicherweise Fieber hat? Anzeichen für Fieber sind ein verändertes Verhalten, wie zum Beispiel Abgeschlagenheit und Futterverweigerung. Wenn Sie diese Symptome bei Ihrem Hund beobachten, sollten Sie zum Fieberthermometer greifen und rektal Fieber messen. Falls Ihr Hund tatsächlich Fieber hat, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann Ihnen am ehesten sagen, ob ein Anlass zur Sorge besteht.