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Kolumne„Unser Welpe Elvis“

„Am Ende des Tages ist die erste Seite des Pipi-Tagebuchs voll“

Welpe Elvis von PETBOOK-Redakteurin Manuela Lieflaender auf dem Behandlungstisch beim Tierarzt
Blasenentzündung oder doch eine Nierenkrankheit? Was hat Welpe Elvis nur, dass er so oft auf Toilette muss? Foto: Manuela Lieflaender
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

11. August 2023, 5:45 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Zwischen Pipi-Tagebuch, Beziehungskrise und Welpen-Nachtschicht-Plänen – PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender schreibt über das wahre Leben mit dem Australien Shepherd-Junghund Elvis und ihrem Lebensgefährten Volker. Für das hundeerfahrene Paar ist es der erste gemeinsame Vierbeiner – und wahrscheinlich der Letzte, denn das schlaue Hundekind sorgt regelmäßig für Zündstoff zwischen den beiden. In der zweiten Folge dreht sich alles ums kleine Hundegeschäft, das Elvis recht häufig am Tag verrichtet. Steckt etwa eine Krankheit dahinter?

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„Heute ist Elvis nervig. Er war jetzt schon acht Mal draußen“, schreibt Volker mir in einer WhatsApp. Ich sitze 30 km entfernt im Büro und schaue auf die Uhr. Es ist gerade mal mittags. Acht Mal sind tatsächlich viel. Als ich nachmittags von der Arbeit nach Hause komme und in die Küche gehe, traue ich meinen Augen kaum. Auf der Arbeitsplatte liegt eine aufgeklappte Kladde von Elvis‘ Welpen-Pipi-Tagebuch. Darin steht geschrieben:

  • 5.30  1x Pipi
  • 6.00 1x Kaka
  • 7.00 1x Pipi
  • 9.00 1x Pipi

….

Andere Menschen schreiben in ein Tagebuch, was sie Besonderes erlebt haben. Mein Lebensgefährte schreibt, wie oft unser Hund sein Geschäft verrichtet. (Mal abgesehen davon, dass mir „Pipi“ mit einem „P“ gleich ins Auge springt, aber das ist ein anderes Thema).

Auch interessant: So oft sollte der Hund Gassi gehen

Urin im Marmeladenglas

Am Ende des Tages ist die erste Seite des Pipi-Tagebuchs voll. Wir haben irgendwann aufgegeben, es weiter aufzuschreiben, aber auf 20 Mal kommen wir mindestens. Zwei Tage später stehe ich morgens um 4.30 Uhr im Schlafanzug im Garten, bewaffnet mit einem leeren Marmeladenglas, das ich unter den pinkelnden Hund halte.

Läuft, stelle ich mit einem Blick auf das halb volle Marmeladenglas zufrieden fest. In dem Moment hebt Welpe Elvis sein Hinterbein und tritt genau in das Glas. Oh Mann ey! Ich könnte mich so auf den Boden schmeißen, lasse es aber bei dem Gedanken an die vielen braunen Urinstellen auf dem Rasen lieber bleiben. In zehn Minuten kann ich mit meinem Marmeladenglas ohnehin einen neuen Versuch starten.

Nur eine Blasenentzündung?

Normale Menschen denken, der Welpe hat eine Blasenentzündung. Ich denke, der Hund hat etwas mit den Nieren. „Wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen“, sagt der Tierarzt. „Er hat minimale Spuren von Blut im Urin, die nur unter dem Mikroskop erkennbar sind. Das ist eine Blasenentzündung, wie sie bei Welpen häufiger vorkommt.“ Damit gebe ich mich nicht zufrieden: „Haben Sie die Nierenwerte überprüft?“ „Nein. Ich habe Elvis ja gesehen. Der ist fit.“ Ich denke noch: Na ja, er hat ihn vor einer Woche gesehen, als er den Rest einer Zecke entfernt hat. Jetzt kennt er nur den Urin.

Für mich steht ab sofort fest: Das Hundebaby darf nicht mehr auf den Fliesen liegen. Viel zu kalt. Na gut, es ist Sommer. Aber trotzdem.  

Handtuch, Teppich, Decke – Hauptsache das Hundekind liegt warm

Zu Hause angekommen, krame ich sämtliche Wohndecken, Badematten, Hundedecken und Handtücher aus den Schränken. Manche riechen ein wenig streng. Sie lagen im Hundeschrank, in direkter Nähe zu bestialisch stinkenden Kauknochen, deren Geruch sie jetzt angenommen haben. Egal – eine Waschmaschine sehen die jetzt erst mal nicht.

Ein Badteppich sowie eine Hundedecke werden links und rechts neben der Küchentür platziert. Zwei Decken jeweils neben dem Esstisch. Diverse Badematten, Decken und Tücher platziere ich rund um das Sofa. Außerdem kommt noch ein Handtuch vor Elvis‘ Hundebett – alles, damit der Welpe nicht mehr auf dem kalten Boden liegt.

Lila Decke liegt auf Fliesen im Zimmer mit Welpe Elvis im Hintergrund
Decken? Zum Spielen super! Aber liegen und schlafen tut Welpe Elvis lieber auf den kalten Fliesen Foto: Manuela Lieflaender

Blau, Lila, Dunkelgrau, Orange, Beige, Hellgrau. Als unsere Vermieterin abends schellt und die Farbenpracht sieht, schaut sie etwas seltsam. Ähnlich wie Volker, der mich abends beim Fernsehen fragt, was denn hier so riecht. Ich zucke nur mit den Schultern. Keine Ahnung.

Und Elvis? Der findet die Decken lustig, stürzt sich begeistert darauf und zieht eine nach der anderen quer durch den Raum. Beim Badezimmerteppich hat er schnell raus, dass man da Fäden ziehen kann. Als er fertig ist, legt er sich daneben.

Ist das Futter schuld?

Das Pipi-Tagebuch kann sich derweil über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beschweren. Längst ist es für uns zum Ritual geworden, über die Hinterlassenschaften des kleinen Rotzlöffels zu berichten. Mir reicht’s. Ich brauche eine zweite Meinung und gehe zu meiner Haustierärztin. Jetzt wird das volle Programm abgespult – Allgemeinuntersuchung, Urinuntersuchung, Blutabnahme.

Aber nichts. Nicht mal mehr eine Blasenentzündung. Die Ärztin ist ratlos. Was ist nur mit diesem Hund los?  

„Es liegt am Futter. Bestimmt ist da zu viel Salz drin“. Sagt es und setzt sich an den Rechner, um die Futter-Zusammensetzung zu googeln. „Ne, Salz ist nicht aufgeführt. Dann liegt es daran nicht. Ich tippe trotzdem auf das Futter. Oder auf eine seltene Form der Diabetes, aber das glaube ich erst mal nicht.“

Ich stelle das Futter um und fasse den Entschluss, jeden Tag mit Elvis woanders hinzufahren. Vielleicht kann ich ihn austricksen und er vergisst, dass er Pipi muss, wenn er auf unbekanntem Terrain unterwegs ist.

Tierarzt Nummer drei kommt ins Spiel

Aber Elvis lässt sich nicht austricksen. Er schafft es sogar, von morgens bis mittags und von mittags bis abends auf die gleiche Anzahl an Pipi-Zeiten zu kommen. Good boy.

Nachdem ich also alles versucht habe, kommt von einer Arbeitskollegin die Empfehlung für Tierarzt Nummer drei. Der ist zwar 300 km entfernt, soll aber ein echter Wunder-Tierarzt sein, der selbst Hunde, die eigentlich eingeschläfert werden müssen, wieder auf Kurs bringt. Ich bin gespannt und sende ihm alle Untersuchungsergebnisse.

Und siehe da, die seltene Diabetes Erkrankung ist aus dem Rennen, stattdessen kommt das: Elvis könnte eine Anomalie haben, also irgendwas an seiner Blase ist falsch gewachsen. Wenn dem nicht so sei, müsse man mal über die Ernährung sprechen. Ich katastrophisiere zwar wirklich gerne, aber das wird auch mir jetzt zu viel. Ich beschließe, auf den Faktor Zeit zu setzen.

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Alles normal?

Am nächsten Tag erzähle ich meiner Nachbarin von Elvis, seinem Problem und dem Rätselraten der Tierärzte. Sie züchtet selbst Australian Shepherds und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: „Ist doch ganz normal, dass er so oft muss. Er ist ein Welpe. Und jeder Welpe ist nun mal anders.“

Jetzt bin ich irgendwie erleichtert. Dumm nur, dass er jetzt von dem neuen Futter sein großes Geschäft so oft verrichten muss. Dagegen muss ich mal was unternehmen …

Lesen Sie auch die anderen Folgen unserer Kolumne von Manuela Lieflaender über ihr Leben mit Welpe Elvis:

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