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Über das Leben mit großem Listenhund

Halter von American Bully XL: »Mein Hund löst bei vielen Panik aus

Petfluencer Balu ist ein American Bully XL und gilt vielerorts als Listenhund. Viele Menschen fühlen sich von seinem Hund eingeschüchtert, sagt sein Halter Flo.
Petfluencer Balu ist ein American Bully XL und gilt vielerorts als Listenhund. Viele Menschen fühlen sich von seinem Hund eingeschüchtert, sagt sein Halter Flo. Foto: BaluXXL / Petfluencer Award
Dennis Agyemang
Redakteur

7. Oktober 2024, 16:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

American-Bully-XL-Rüde Balu ist eine wahre Erscheinung. Mit seinen 73 Zentimetern Stockmaß ist dieser Vierbeiner ein echter Blickfang. Dennoch polarisieren Hunde mit seiner Optik – nicht zuletzt, da sie in einigen Bundesländern als Listenhunde gelten und ihnen noch immer das Image des „gefährlichen Kampfhundes“ anhängt. Doch wie fühlt sich dieser Umstand eigentlich für Halter solcher Hunde an?

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American Staffordshire Terrier, Cane Corso und Pitbull haben eines gemeinsam: Sie gelten in vielen Bundesländern als Listenhunde und dürfen daher nur unter bestimmten Auflagen gehalten werden – das gilt auch für Mixe, die DNA dieser Hunde enthalten. Neben der Stigmatisierung beklagen die Halter die hohe Hundesteuer, die viele Bundesländer für Listenhunde erheben, sowie die hohen Kosten, die mit der Erfüllung der Auflagen verbunden sind. Petfluncer Flo ist einer von ihnen. Sein Hund Balu ist ein American Bully XL und fällt somit auch in die Kategorie der Pitbull-Mixe.

»Mein Hund löst bei vielen Panik aus

Und auch wenn Balu vielleicht nicht rechtlich überall als Listenhund gilt, so hängt ihm noch immer das Kampfhund-Image nach, sagt sein Halter Flo im Gespräch mit PETBOOK. „Viele Menschen haben Angst, besonders diejenigen, die ohnehin Respekt oder Furcht vor Hunden haben. Balu löst bei diesen Personen innere Panik aus, auch wenn sie das nicht kontrollieren können.“

Mit Balu sei ihm definitiv jedes Mal die Aufmerksamkeit der Passanten gewiss. Natürlich erfahre er auch viel Zuspruch von Tierfreuden, sagt Flo. „Wenn wir durch die Stadt gehen, werden wir ständig angesprochen, die Leute fragen, was das für ein Hund ist und ob sie ihn streicheln dürfen.“ In Zahlen gefasst seien 70 Prozent der Reaktionen der vorbeilaufenden Passanten positiv. „20 Prozent der Leute haben Angst und 10 Prozent reagieren wirklich negativ, mit abfälligen Kommentaren oder misstrauischen Blicken.“

Auch interessant: Halter von Bully XL: »Ich hatte wegen Balu Tierarztkosten von 30.000 Euro!

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„Können Sie bitte woanders hingehen?“

Dabei reichten die negativen Kommentare von „Ist das ein Kampfhund?“ oder „Können Sie bitte woanders hingehen?“ Oft spüre er auch einfach negative Blicke, aber die „Menschen laufen dann stillschweigend weiter und sagen nichts“, erklärt Flo. Genau die gleichen Erfahrungen machten auch alle „Listi“-Hundehalter, mit denen er gesprochen habe, verrät Flo im PETBOOK-Interview.

Doch woher kommt eigentlich diese scheinbar tief sitzende Angst? Denn es ist keineswegs so, als ob Menschen in Deutschland massenhaft von Listenhunden angefallen werden würden. Das lässt sich sogar mit Zahlen belegen. Zwar erreichten Beißvorfälle mit Hunden in den letzten Jahren ein Rekordhoch – was auch daran liegen dürfte, dass es seit der Corona-Pandemie so viele Hunde gibt, wie noch nie zuvor. So ergab beispielsweise eine Anfrage der Linksfraktion im Landtag (Drucksache 20/10991), dass in Hessen im Jahr 2022 laut Erhebung 371 Menschen von Hunden gebissen und dabei leicht, mittel oder schwer verletzt wurden.

Nur 7 Prozent der Beißvorfälle in Hessen gehen auf Listenhunde zurück

„Ebenso wie in den vergangenen Jahren, beträgt der Anteil der Listenhunde an den Beißvorfällen nur einen Bruchteil. Lediglich 26 Beißvorfälle (7 Prozent) wurden von den neun gelisteten Hunderassen und deren Kreuzungen verursacht“, sagt Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisation TASSO.1

„Somit gehen 93 Prozent der Vorfälle in Hessen, bei denen Menschen geschädigt wurden, auf das Konto von Hunden, deren Rassen nicht in der hessischen Hundeverordnung gelistet sind. Allein beim Schäferhund und bei Schäferhund-Kreuzungen, die nicht gelistet sind, liegt der Anteil bei 14 Prozent (53 Vorfälle).“

PETBOOK-Redakteur Dennis Agyemang traf beim diesjährigen Pawlooza auf XXLBalu.
Balu und PETBOOK-Redakteur Dennis Agyemang beim Pawlooza Hundefestival in Düsseldorf Foto: PETBOOK

„Wir freuen uns, wenn wir skeptische Menschen vom Gegenteil überzeugen können“

Daher liege offensichtlich ein verzehrtes Gefahrenbild vor, ist sich Hundehalter Flo sicher.
„Viele Leute haben ein von den Medien geprägtes Bild von sogenannten ‚Kampfhunden‘, besonders durch Schlagzeilen in der Boulevardpresse. Das bleibt in den Köpfen der Menschen hängen, besonders wenn sie keine eigenen Erfahrungen mit solchen Hunden haben.“

Daher habe es sich der Petfluencer, dem allein bei der Videoplattform TikTok mehr als 1,2 Millionen Menschen folgen, zur Aufgabe gemacht zu informieren – online wie auch offline. „Wir sind nicht böse, wenn jemand negativ reagiert. Im Gegenteil, wir freuen uns, wenn wir skeptische Menschen vom Gegenteil überzeugen können. Balu hat eine unglaubliche Ausstrahlung und Charme, und die meisten Menschen merken schnell, wie ruhig und lieb er ist.“

Adult Chicken

Unter bestimmten Umständen können alle Hunde gefährlich werden

Für Flo sei es ein Erfolg, wenn er den Menschen zeigen könne, dass solche Hunde in der richtigen Hand ganz normal sind. Wichtig sei ihm aber auch ehrlich und realistisch zu sein, denn „es ist wichtig zu betonen, dass, wenn ein Hund schlecht behandelt oder vernachlässigt wird, er natürlich gefährlich werden kann.“ Das gelte für Hunde jeder Größe. Doch besonders für starke Rassen, wie Dogge, Rottweiler oder Schäferhund.

„Ich unterscheide nicht zwischen ‚Kampfhunden‘ und anderen Rassen. Für mich gibt es nur starke und weniger starke Hunde.“ Er sei dafür, dass Halter von starken Rassen besonders geschult und überwacht werden, damit die Hunde nicht unter unfähigen Besitzern leiden. „Oft sind es ja die Hunde, die am meisten unter schlechten Haltern zu leiden haben – sie landen im Tierheim oder werden eingeschläfert. Dabei sind diese Tiere ja unschuldig, und es ist längst bewiesen, dass Aggression nicht genetisch vererbt wird“, so Flo.

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„Wenn mich jemand angreifen würde, würde Balu mich wahrscheinlich nicht verteidigen“

Klar habe ein Hund wie Balu die körperlichen Voraussetzungen, die ihm in einem Kampf helfen könnten, aber das bedeute nicht, dass er von Natur aus aggressiv sei. Das Aggressionspotenzial werde oft falsch dargestellt. Von Balu gehe absolut keine Gefahr aus, erklärt Halter Flo. „Wenn mich jemand angreifen würde, was zum Glück noch nicht passiert ist, würde Balu mich wahrscheinlich nicht verteidigen. Er wurde komplett lieb erzogen, beißt nicht zurück und rennt eher weg.“

So sei Balu hingegen schon mehrfach von anderen Hunden gebissen worden – vor allem von kleinen Hunden. „Die sehen seine Größe und kriegen Panik, aber das sind keine ernsthaften Bisse, eher so ‚Bleib mir fern‘-Bisse.“ Balu ignoriere seither kleine Hunde komplett, weil er wisse, dass es Ärger geben könne, sagt Flo. „Er ist auch schon versehentlich auf einen kleinen Hund getreten und hat dafür Ärger bekommen. Deswegen geht er ihnen aus dem Weg.“

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Quellen

  1. tasso.net, „Beißvorfälle mit Hunden erreichen Rekordhoch“, (aufgerufen am 07.10.2024) ↩︎
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