30. Mai 2024, 17:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Aujeszkysche Krankheit ist eine Virusinfektion, die bei Hunden und Katzen tödlich verläuft. Übertragen wird sie in der Regel durch Schweine. Daher sollten Haustieren grundsätzlich kein rohes Schweinefleisch bekommen. Vorsicht gilt aber auch bei verarbeitetem Schweinefleisch wie Salami oder Schinken. PETBOOK erklärt, was es hier zu berücksichtigen gibt.
Die Aujeszkysche Krankheit ist eine Virusinfektion, die in der Regel durch Schweine übertragen wird. Daher können sich neben Hunden und Katzen auch andere Tiere mit dem Virus infizieren, wenn diese kontaminiertes Schweinefleisch fressen. Daher sollten Halter ihren Haustieren kein rohes Schwein füttern und bei Gassirunden vermeiden, dass der Hund Wildschwein-Aas frisst.1
Was sind die Ursachen für die Aujeszkysche Krankheit?
Auslöser der Aujeszkyschen Krankheit (kurz: AK) beim Schwein ist das Herpes-suis-Virus 1 (SHV-1), welches wie viele Herpes-Viren zu einer latenten Infektion führen kann. Ähnlich wie bei Herpes-Infektionen, die wir bei Menschen kennen, können diese immer wieder reaktiviert werden und dann wieder auftauchen. Etwa der Herpes an der Lippe, der bei einigen Menschen immer mal wieder in stressigen Situationen zum Vorschein kommt.
Bei infizierten Schweinen verbleibt das Virus lebenslang im Körper und kann immer mal wieder reaktiviert werden. Zum Beispiel in Situationen, die für das Tier stressig sind – etwa bei Tiertransporten oder schlechter Haltung.
Doch wie ist es hierzulande um die Krankheit bestellt? „Deutsche Schweinebetriebe sind frei von AK. Bevor dies der Fall war, kam es gelegentlich dazu, dass der Hofhund oder die Hofkatze starb, bevor die Schweine klinische Symptome zeigten“, erklärt Tierärztin Dr. Vanessa Herder gegenüber PETBOOK.
„Die Erkrankung kommt in Deutschland nur in der Wildschweinepopulation vor und hier besteht das Risiko, dass sich die hoch-empfänglichen Hunde und Katzen anstecken können“, ordnet Dr. Vanessa Herder das Risiko der Krankheit ein.
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In Deutschland wurde kürzlich ein Fall nachgewiesen
Erst vor wenigen Monaten wurde in Bayern im Rahmen eines Monitoring-Programms bei einem erlegten Wildschwein das hochansteckende Virus per Zufall nachgewiesen. „Das Veterinäramt warnt hier nun ausdrücklich zur Vorsicht, da besonders (Jagd-)Hunde, Katzen und auch Wiederkäuer aller Art gefährdet sind – für diese Spezies verläuft das Virus leider immer innerhalb weniger Tage nach der Ansteckung tödlich“, schreibt das Schweizer Jagdmagazin „Jagdnatur“.2 Das Virus sei sehr ansteckend und auch über Gegenstände übertragbar, heißt es im Bericht.
Verbreitet wird der Erreger aber vor allem durch den Konsum von rohem und infizierten Schweinefleisch oder – und das kommt eher selten vor – durch den Biss eines erkrankten Schweins. Daher sollte man seinen Haustieren kein rohes Schweinefleisch füttern und auch weiterverarbeitetes Schweinefleisch wie Salami oder geräuchertem Schinken vermeiden. Denn „in Muskelfleisch und Knochen kann das Suide Herpesvirus-1 selbst bei –18 Grad bis zu 36 Tage lang und in gepökeltem Fleisch bis zu 20 Tage lang infektiös sein“, erklärt Kristine Wetzlar von „Jagdnatur“.
Experten warnen vor Salami und getrockneten Schweineohren
„Hierin birgt sich demnach auch ein erhöhtes Risiko, dass das Virus bei der Rohwurstherstellung und -lagerung überleben und in den entsprechenden Produkten wie Salami oder Rohschinken vorkommen kann. Aus diesem Grund sollte die Verfütterung von Wildschweinsalami oder Schinken aus Ländern mit häufig auftretendem Aujeszky-Virus komplett vermieden werden.“
Vorsicht sei zudem bei getrockneten Schweineohren geboten, sagt Veterinärin Dr. Vanessa Herder zu PETBOOK. „Sollte der Ursprung des Schweineohres oder ähnlichen Produkten zum Knabbern für den Hund unklar sein, wird davon abgeraten, diese zu verfüttern.“ Da die Aujeszkysche Krankheit in jedem Fall tödlich ist und zwischen Infektion und Versterben des Tiers wenig Zeit vergehe, wisse sie von anderen Tierärzten, die aus genau diesem Grund ihren Hunden keine getrockneten Schweineprodukte geben.
Wie äußert sich die Aujeszkysche Krankheit bei Hund und Katze?
Eine Ansteckung von Hund zu Hund mit der Aujeszkyschen Krankheit ist übrigens nicht möglich. Da die Symptome oft der Tollwut ähnelten, würden viele Veterinäre die Virusinfektion oft „Pseudo-Tollwut“ nennen, verrät Dr. Herder weiter.
„Infizierte Hunde und Katzen zeigen Symptome, die mit Störungen des Gehirns verbunden sind, wie Lähmungen, Zittern, extremer Juckreiz, Untertemperatur oder extreme Speichelproduktion. Hier wird die Ähnlichkeit zu den Symptomen der klassischen Tollwut deutlich.“ Das Virus könne in den Nervenzellen des Gehirns leicht nachgewiesen werden, weiß die Expertin. „Das Gehirn kann eine Entzündung aufweisen, muss aber nicht. Sehr akute Fälle können auch ohne Entzündung verlaufen.“
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Diese Hunde sind besonders von der Aujeszkyschen Krankheit gefährdet
Doch was sagt ein Blick in die Akten? Gibt es Zahlen, die belegen, ob Hunde, Katzen oder gar andere Tiere sich besonders oft mit der Aujeszkyschen Krankheit infizieren? Zahlen gibt es hierzu nur teilweise. „Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass in Deutschland zwischen den Jahren 1995 und 2022 insgesamt 38 Fälle von Aujeszkyscher Krankheit in Fleischfressern festgestellt wurde“, erklärt Dr. Herder im Gespräch mit PETBOOK. „Es handelte sich um Füchse und Hunde, die mit dem Virus infiziert waren; Wölfe hingegen waren nicht betroffen.“
Was sich also sagen lässt ist, dass sich besonders oft Hunde mit dieser Krankheit anstecken, sagt Dr. Herder. „Typischerweise sind Jagdhunde betroffen, die in der Schweinejagd eingesetzt werden und einen engen Kontakt zu infizierten Schweinen haben. Die infizierten Hunde sterben zwischen 6 und 96 Stunden nach der Infektion und weisen damit einen sehr schnellen Krankheitsverlauf auf.“