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Spezielle Zucht

Der traurige Grund, warum Bandogs auch „Kettenhunde“ genannt werden

Bandog
Hunderassen wie etwa der Tosa Inu können als Bandog bezeichnet werden. Foto: Getty Images / acceptfoto
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

18. Dezember 2024, 6:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Beim Bandog handelt es sich um einen speziellen Hundetyp, für den große, muskulöse und massige Hunderassen mit lebhaften und furchtlosen Hunderassen gekreuzt wurden.

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Der Begriff Bandog bezeichnet keinen spezifischen Hunderassenstandard, sondern vielmehr einen Hundetyp mit einer langen Geschichte und einem beeindruckenden Ruf. Diese Hunde züchtete man ursprünglich, um Schutz, Stärke und Loyalität zu vereinen – Eigenschaften, die sie bis heute auszeichnen. Doch was genau macht den Bandog aus, und warum interessieren sich immer mehr Hundehalter für diesen außergewöhnlichen Hundetyp?

Herkunft und Geschichte des Bandogs

Die Ursprünge des Bandogs reichen bis ins Mittelalter zurück. Der Name leitet sich vom altenglischen Wort „banda“ ab, was „Band“ oder „Kette“ bedeutet. Diese Hunde wurden oft tagsüber angekettet gehalten und nachts losgelassen, um Haus, Hof und Familie zu schützen. Der Bandog war ein Arbeitshund, der für seinen Schutzinstinkt und seine Furchtlosigkeit geschätzt wurde.

Im 20. Jahrhundert wurde der Hundetyp Bandog populärer und Züchter begannen durch gezielte Kreuzungen von Mastiff-ähnlichen Hunden und Terrier- oder Bulldoggen-Typen einen Hund zu schaffen, der die besten Eigenschaften der beiden Rassen miteinander vereint: die Masse und Kraft eines Mastiffs mit der Agilität und dem Mut eines Terriers oder Bulldogs.

Beim Begriff Bandog muss man allerdings differenzieren. Häufig wird er mit „Kettenhund“ übersetzt. Bandogs wurden beziehungsweise werden zwar häufig an der Kette gehalten, dennoch ist nicht jeder Kettenhund ein Bandog. Mit „Kettenhund“ beschreibt man aber jeden Hund, den man über einen längeren Zeitraum an der Kette hält. Für eine bessere Differenzierung wird im Englischen daher der Begriff „chained dog“ für „Kettenhund“ verwendet.

In Deutschland ist die Anbindehaltung von Hunden an Auflagen gebunden (TierSchHuV § 7 (2)). In Österreich ist die reine Kettenhaltung von Hunden aber seit 2005 verboten.1, 2

Aussehen

Da der Bandog über keinen offiziellen Rassestandard verfügt, variieren sein Aussehen und seine Größe. Typischerweise handelt es sich um mittelgroße bis große Hunde, die muskulös und kraftvoll gebaut sind. Sie können zwischen 35 und 60 Kilogramm wiegen und über einen robusten, oft athletischen Körperbau verfügen. Das Fell ist kurz und pflegeleicht und kommt in verschiedenen Farben, darunter Schwarz, Braun, Blau und Gestromt.

Charaktereigenschaften

Bandogs zeichnen sich durch ihren unerschütterlichen Mut und ihre hohe Arbeitsbereitschaft aus. Sie wurden gezüchtet, um furchtlos zu sein, sei es bei Schutz von Eigentum oder in Situationen, die ein hohes Maß an Wachsamkeit und Durchsetzungsvermögen erfordern.

Sie sind intelligente Hunde und gut trainierbar, da sie schnell verstehen, was von ihnen verlangt wird. Dies macht sie zu hervorragenden Schutz- und Diensthunden. Ihre Intelligenz erfordert jedoch eine erfahrene Hand, um sicherzustellen, dass sie richtig geführt und beschäftigt werden.

Bandogs sind äußerst loyal gegenüber ihrer Familie oder ihrem Halter. Ihr Schutzinstinkt ist stark ausgeprägt, und sie haben eine natürliche Skepsis gegenüber Fremden. Diese Eigenschaft macht sie zu effektiven Wachunden, erfordert aber auch eine sorgfältige Sozialisation, um sicherzugehen, dass sie nicht überreagieren.

Gut gezüchtete und trainierte Bandogs sind nicht unnötig aggressiv. Sie besitzen eine ruhige Ausstrahlung und greifen nur ein, wenn es wirklich nötig ist. Diese Selbstbeherrschung macht sie zu zuverlässigen Begleitern.

Auch interessant: Welche Hunderassen zu den Molossern gehören und was sie auszeichnet

Missverstandene Hunde

Heutzutage werden vor allem aggressive und einschüchternde Hunde als Bandogs bezeichnet. Sie sind oft sehr dickköpfig und schwer zu zähmen. Sie sind Fremden gegenüber misstrauisch und von einer Haltung mit anderen Haustieren und Kindern wird abgeraten. Hier ist jedoch stark zu differenzieren, dass viele sogenannte Bandogs „von Menschenhand gemacht“ sind. Sie sind ein Paradebeispiel für die gezielte Manipulation der Genetik durch den Menschen.

In der Regel wurde der Bandog auf Eigenschaften gezüchtet, die für bestimmte menschliche Bedürfnisse nützlich sind. Dazu gehören z.B. Schutzbereitschaft, Loyalität und Arbeitsfähigkeit. Die Zucht des Bandog wurde an die Bedürfnisse des Menschen in der jeweiligen Zeit angepasst. Ob als Wachhund in unsicheren Zeiten oder als Kampfhund in der Arena, der Bandog war immer ein flexibles Werkzeug, das der Mensch nach seinen Wünschen formen konnte. Dies zeigt, wie sehr seine Existenz vom Einfluss des Menschen abhängt und wie wenig dieser Hundetyp bekannt ist.

Erziehung und Haltung

Die Haltung eines Bandogs erfordert Erfahrung und Engagement. Diese Hunde sind nicht für Anfänger geeignet, da sie eine starke Führungspersönlichkeit benötigen. Ihre Intelligenz und Arbeitsfreude machen sie jedoch zu lernwilligen Tieren, die bei einer positiven, konsequenten Erziehung schnell Fortschritte machen.

Frühe Sozialisierung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass der Bandog ein ausgeglichener und gut erzogener Begleiter wird. Einfache Gehorsamübungen reichen oft nicht aus – Bandogs lieben mentale und körperliche Herausforderungen. Hundesportarten wie Obedience, Schutzdienst oder Agility können dazu beitragen, sie auszulasten.

Da Bandogs aktiv und energiegeladen sind, benötigen sie viel Bewegung und mentale Stimulation. Ein großer Garten ist daher ideal, jedoch kein Ersatz für ausgiebige Spaziergänge, Spiele und Trainingssessions. Außerdem sollten sie nicht isoliert gehalten werden. Bandogs sind soziale Tiere und benötigen engen Kontakt zu ihren Menschen.

Der „Swinford-Bandog“

Der Tierarzt John Swinford engagierte sich in den 1960er-Jahren für die Zucht von Bandogs. Sein Ziel war es, jenseits der Optik einen Hund zu schaffen, dessen Charakter ihn zu dem idealen Wachhund macht. Für die Zucht verwendete er neben anderen Rassen unter anderem den Neapolitanischen Mastiff und den American Pit Bull Terrier. Durch ihn gewann der Bandog an Popularität. Nach seinem Tod widmeten sich jedoch nur noch wenige dieser Zucht. Heutzutage gibt es in den USA nur noch vereinzelt Anhänger dieses Hundetyps.

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Ist der Bandog in Deutschland verboten?

Unter dem Begriff Bandog versteht man in Europa meist aggressive, große und einschüchternde Hunde. Häufig werden sie von Haltern aus einschlägigen Kreisen unter anderem als eine Art Statussymbol gehalten. In Deutschland ist der Bandog im Kontext der Kampfhunddiskussion bekannt geworden. Da es sich um einen Hundetyp und nicht um eine bestimmte Rasse handelt, ist der Bandog in Deutschland nicht per se verboten.

Allerdings werden unter diesem Begriff bestimmte Rassen geführt, die als Listenhunde bezeichnet werden. Für sie gelten besondere Haltungsvorschriften. So zum Beispiel in Bayern, wo Hunde des Bandog-Typus zu den Hunden der Kategorie I gehören. Für diese Hunde ist eine Haltungsgenehmigung erforderlich.

Anders sieht es in den Nachbarländern aus, wo sich die Bezeichnung Bandog auf einigen Rasselisten findet. Im Kanton Zürich der Schweiz ist beispielsweise die Haltung, Zucht und Einfuhr im Kanton Zürich verboten. Auch in Österreich steht die Bezeichnung Bandog in zwei von sechs Bundesländern auf der Rasseliste. Konkret in Niederösterreich und im Vorarlberg als „Kreuzungen aus Bandog und Pitbullterrier“. Das bedeutet, dass je nach Bundesland entweder ein Sachkundenachweis oder eine Sondergenehmigung des Bürgermeisters für die Haltung erforderlich ist.

Quellen

  1. gesetze-im-internet.de, „Tierschutz-Hundeverordnung“ (aufgerufen am 18.12.2024) ↩︎
  2. oesterreich.gv.at, „Allgemeines zu artgerechter Hundehaltung“ (aufgerufen am 18.12.2024) ↩︎
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