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Richtiges Vorgehen

Entlaufenen Hund gefunden? Warum man dann die Polizei rufen sollte

Polzeibeamtin in London beugt sich über einen Hund, um dessen Marke zu überprüfen
Eigentlich ist es Aufgabe der Stadt, sich um Fundtiere zu kümmern. Es lohnt sich aber trotzdem, die Beamten zu informieren, wenn man einen herrenlosen Vierbeiner findet Foto: Getty Images
Sonja Jordans

21. Mai 2024, 7:03 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Wer einen herrenlosen Hund findet, sollte nicht nur das Tierheim oder Tierarzt informieren, sondern auch die Polizei. Zwar sind Fundtiere nicht die Priorität Nummer eins der Beamten, aber es kann sich lohnen, wie jüngste Fälle aus Berlin zeigen.

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Ein Hund entwischt fast 100 Kilometer entfernt von Zuhause. Zwei Wochen später entdeckt ein Passant das abgemagerte Tier mitten in Berlin. Er informiert die dortige Polizei – kurz darauf bringen die Beamten Hund und Halter wieder zusammen. Die Berliner Beamten posteten die Geschichte in den sozialen Netzwerken. Bei bei der Gelegenheit betonten sie, dass es in Ordnung und sogar hilfreich sei, bei gefundenen Hunden die Polizei zu kontaktieren. Denn auch um einsame oder hilflose Tiere kümmere sich die Berliner Polizei. Doch sehen das andere Polizeistationen genauso?  Sollte man bei einem gefundenen Tier grundsätzlich die Polizei informieren oder sich lieber doch an eine andere Stellen wenden? PETBOOK hat nachgefragt.

Gehört das Kümmern um gefundene Hunde auch zu den Aufgaben der Polizei?

Die Berliner Beamten haben dazu eine klare Meinung: Ja! Daher teilten sie kürzlich auf ihrem Instagram-Account neben der rührenden Geschichte um einen nach Wochen wiedergefundenen Hund auch eine Bitte: Wer ein Tier findet, könne sich auch an die Polizistinnen und Polizisten der Hauptstadt wenden. Denn die Beamten sind gut vernetzt und posten – neben anderen Begebenheiten aus ihrem Arbeitsalltag – auf ihren Kanälen in sozialen Netzwerken auch Bilder von gefundenen Tieren. Und dass, obgleich sie deswegen „ab und zu auch von eigenen Kolleginnen und Kollegen belächelt“ würden, wie es in einer Instagram-Story zu einem gefundenen Border Collie heißt.

Doch so könne vielleicht verhindert werden, dass noch mehr Tiere den Berliner Tierheimen landen. Denn die Netz-Community sei eine echte Unterstützung und böte durch Teilen und Verbreiten der Beiträge eine Chance, „Vierbeiner und Zweibeiner wieder zu vereinen“. Regelmäßig würden inzwischen Fundtiere in den Wachen abgeholt, auf die dank der Social-Media-Beiträge aufmerksam gemacht worden war, erklärte die Polizei auf Instagram.

Tierliebe Beamte, glückliche Besitzer

 „Manche meinen, das wäre nicht Aufgabe der Polizei und die Menschen würden uns dann bei allen Tieren rufen“, schrieb die Polizei Berlin weiter. „Zum Glück sind sooooo viele Polizistinnen und Polizisten tierlieb und retten einsame oder gar hilfsbedürftige Tiere.“ Dass die Entscheidung goldrichtig war, zeigt die jüngste Tier-Geschichte um den verloren gegangenen Border Collie, die die Beamten zum Anlass für ihren Aufruf nahmen.

Der Halter des Collies hatte offenbar schon die Hoffnung aufgegeben, seinen Hund je wiederzusehen. Bei einem Aufenthalt in Berlin war ihm sein Tier durch das geöffnete Autofenster entwischt und davongelaufen. Alles Suchen blieb erfolglos, der Hund war verschwunden. So musste der Mann ohne seinen Vierbeiner zurück ins mehr als 80 Kilometer entfernte Bad Belzig fahren.

Doch ein Instagram-Post der Polizei schaffte das fast Unmögliche: Er brachte Halter und Hund wieder zusammen. Denn der „etwas abgemagerte“ Border Collie war zuvor einem Passanten an der Bernauer Straße in Berlin aufgefallen, teilte die Polizei mit. Der Mann wusste sich offenbar nicht anders zu helfen und informierte die Beamten. „Unsere Kolleginnen und Kollegen vom A11 brachten den Vierbeiner auf ihre Wache. Einen Chip hatte er nicht und so wurde der Tierfang informiert“, hieß es weiter. Unterdessen kümmerte sich eine Beamtin liebevoll um den Fundhund, streichelte und fütterte „den Kleinen“ und schickte ein Bild des Tiers an die Social-Media-Abteilung der Polizei, die das Foto veröffentlichte.

Bekannte entdeckte den Hund auf Instagram

Das wiederum sah eine Frau, die der Berliner Polizei in dem sozialen Netzwerk folgte. Sie identifizierte das Tier als den vermissten Border Collie eines Bekannten aus Bad Belzig. Es war der Hund, der ihm bei einem Berlin-Besuch entwischt war. Die aufmerksame Frau informierte den Mann, der daraufhin sofort nach Berlin fuhr.  „Er dachte eigentlich, er sieht ihn nie wieder und brach auf unserer Wache vor Freude völlig zusammen. Bei unserer Kollegin blieben auch nicht alle Augen trocken. Kleiner Einsatz – kleiner Post – alle glücklich“, so die Berliner Polizei auf Instagram unter der Überschrift „Warum wir Fundtiere posten? Eine wahre Geschichte“.

Für die Hauptstadt-Beamten ist es also kein Problem, wenn sie wegen gefundener Tiere informiert werden.  Das Posten von Tiergeschichten und Bildern habe zwar ursprünglich eine reine Imagefunktion gehabt, sich inzwischen aber als hilfreich erwiesen. Doch sehen auch andere Polizeireviere kein Problem darin, bei gefundenen Tieren gerufen zu werden? Oder bindet das vielleicht Kräfte, die womöglich an anderer Stelle gebraucht werden?

Auch Beamte aus Frankfurt am Main helfen bei Fundtieren

„Grundsätzlich ist es nie verkehrt, sich an uns zu wenden“, heißt es auch seitens der Polizei aus Frankfurt am Main. Das gelte sowohl, wenn man ein Tier im Zuständigkeitsbereich gefunden hat, also auch, wenn eines verloren gegangen ist.

Besonders bei Hunden sei es für die Polizei Frankfurt meist recht einfach, die Halter ausfindig zu machen. „Die Tiere sind oft gechippt und wir haben ein Gerät, mit dem sich die Daten auslesen lassen.“ Ansonsten werde der Hund ins Tierheim gebracht, wenn sich nicht vorher die Halter melden. Renne etwa ein ängstlicher Hund durch den Frankfurter Stadtverkehr, sei es sogar wichtig, die Beamten zu informieren. Schließlich gefährde das Tier sich und andere Verkehrsteilnehmer und könne schlimmstenfalls einen Unfall verursachen. Daher sei es auch wichtig, das Gebiet, in dem etwa der Hund herumläuft, möglichst genau zu benennen.

„Findet ihr ein Tier, ruft bitte umgehend bei der 110 an“

Generell seien die Polizistinnen und Polizisten in Frankfurt am Main  tierlieb, so der Sprecher. Daher geht man sogar so weit und fahre „im Einzelfall auch mal nach dem Tier vermissten gucken, ob man es nicht vielleicht sogar entdeckt“, wenn es die Zeit erlaube.  Bevor das Tier sich selbst überlassen wird, sei ein Anruf bei der Polizei die bessere Lösung. „Wir sagen niemandem, sie stören, der uns deswegen kontaktiert“, versichert der Sprecher. „Es kann höchstens sein, dass wir nicht sofort kommen können, weil wir gerade anderswo im Einsatz sind.“

Kümmern würde man sich aber auf jeden Fall. Im Januar vergangenen Jahres posteten die Frankfurter Beamten gar einen expliziten Aufruf, nachdem auf der Ladefläche eines Lkw eine Hundefamilie entdeckt worden war; „Findet ihr ein Tier, ruft bitte umgehend bei der 110 an und begebt euch anschließend, sofern möglich, mit dem Tier zu einem Polizeirevier, wo eine Fundanzeige aufgenommen werden kann.“  Die Frankfurter Polizei kümmere im Übrigen auch, wenn wegen einer verletzten Taube oder eines hilflosen Eichhörnchens angerufen wird.

In München nur notfalls zur Polizei

In der bayerischen Landeshauptstadt München habe die Polizei zwar auch ein Herz für Tiere, wie ein Sprecher versichert. Allerdings gilt dort bei einem gefunden Tier: „Erster Ansprechpartner ist das Tierheim“, betont der Sprecher. Man nehme sich zwar notfalls eines gefundenen Tiers an, wenn sich jemand nicht anders zu helfen wisse und deswegen die Beamtinnen und Beamten kontaktiert. „Aber es wäre besser, wenn sich die Person direkt an ein Tierheim wendet, dort wird ein gefundenes Tier sowieso hingebracht.“ Sonst, so die Befürchtung des Polizei-Sprechers, habe man irgendwann den ganzen Hof voller Fundtiere.

Im Einzelfall, etwa wenn ein Tourist, der sich in der Stadt nicht auskennt, ein Tier findet, nehme man sich des Vierbeiners allerdings an. „Wir wollen den Bürgern ja auch helfen.“ Zudem verfügt auch die Münchner Polizei über Lesegeräte, mit dessen Hilfe sich die Daten eines gechippten Hundes erkennen lassen. Bei freilaufenden Hunden würde die Polizei der Landeshauptstadt in der Regel sowieso informiert, vor allem, wenn Gefahr für Verkehrsteilnehmer oder Passanten besteht.

Auch, wenn ein entlaufenes Tier einen Unfall verursacht habe, komme die Polizei ins Spiel. Wer also etwa seinen Hund vermisst und im Tierheim nicht weitergekommen ist, könne sich mit einem Anruf an die Beamten wenden und nachfragen, ob es etwa einen Unfall gab, bei dem das Tier beteiligt war. Ansonsten gelte für verlorene Tier das, was auch für verlorene Gegenstände gilt: „Dafür sind wir nicht zuständig.“

Düsseldorf kooperiert mit Tierrettung aus Essen

In Düsseldorf möchte die Polizei zwar auch nicht jedes gefundene Tier aufnehmen müssen, wie eine Sprecherin auf Nachfrage mitteilt. „Eigentlich ist für verlorene oder gefundene Tiere das Tierheim zuständig, vor allem, wenn es sich um Hunde handelt.“ Wer also ein Tier findet, sollte sich wenn möglich zunächst an das städtische Tierheim wenden.

Allerdings werde auch in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens niemand zurückgewiesen, der wegen eines Fundtiers keine andere Möglichkeit weiß und die Polizei um Hilfe bittet. „Es ist immer vom Einzelfall abhängig“, so die Sprecherin. So seien die Beamtinnen und Beamten auf jeden Fall die richtigen Ansprechpartner, wenn etwa ein Hund bei warmen Temperaturen in einem Auto zurückgelassen worden ist.

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„Ist ein Tier in Not, können wir jederzeit angerufen werden“

Generell gelte: „Ist ein Tier in Not, können wir jederzeit angerufen werden“, sagt die Sprecherin. Auch, wenn es um Wildtiere geht. Die kürzlich übernommene, erfolgreiche Rettung von Fuchsbabys und einer Entenfamilie von einer Straße im Stadtgebiet sei daher auch in den Aufgabenbereich der Düsseldorfer Polizei gefallen. Die Beamten der Landeshauptstadt kooperieren zudem mit der Tierrettung aus Essen, die dann schnell kontaktiert werden könne und Tiere gegebenenfalls einfängt, medizinisch versorgt oder aus misslichen Lagen befreit.

„Und wenn es sein muss, sperren wir auch mal eben eine Straße ab, etwa wenn sich dort ein paar Enten mit Küken verirrt haben oder ein Hund über die Fahrbahn rennt“, erklärt die Sprecherin. Schließlich sollen weder Tier noch Mensch zu schaden kommen. Als eine Art Außenstelle des Tierheims, die nach den Haltern gefundener Tiere sucht, wolle man sich aber nicht verstanden wissen.

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