Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Studie zeigt

„Wenn du blinzelst, blinzel ich zurück!“ Wie Hunde auf Artgenossen reagieren

Ein Hund blinzelt einen anderen an
Wenn Hunde einander anblinzeln, ist dies ein eindeutiges körpersprachliches Zeichen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

21. Februar 2025, 14:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Hunde kommunizieren nicht nur durch Bellen, sondern vor allem durch Körpersprache. Dies umfasst auch feine Bewegungen im Gesicht wie Blinzeln oder das Belecken der Nase. Eine Studie zeigt, dass die Tiere einander sogar antworten – ähnlich wie es bei Primaten und Katzen beobachtet wurde.

Artikel teilen

Visuelle Signale spielen eine zentrale Rolle in der Kommunikation vieler sozial lebender Tiere. Während bei Primaten und auch bei Katzen das Blinzeln bereits als soziale Interaktion bekannt ist, war bisher wenig darüber bekannt, ob Hunde ebenfalls mit ihrem Gesichtsausdruck auf ihre Artgenossen reagieren. Eine Studie der Universität Parma in Italien hat dies nun genauer untersucht.

Vor allem das sogenannte „Blink-Mimikry“ – also das reflexartige Nachahmen eines Blinzelns – könnte Hinweise darauf geben, dass Hunde ihre soziale Umgebung intensiver wahrnehmen, als bisher angenommen.

„Wenn du blinzelst, blinzel ich auch“

Die italienischen Forscher haben ihre Studie im Fachmagazin „Royal Society Open Science“ veröffentlicht und präsentieren spannende Ergebnisse. Denn bislang dachte man, dass Hunde Blinzeln untereinander vor allem als Beschwichtigungssignal zur Deeskalation nutzen. Blinzelt ein Hund den anderen an, will er ihm mitteilen, dass er friedlich ist und von ihm keine Gefahr ausgeht.

Allerdings scheint das Blinzeln auch noch eine weitere soziale Komponente zu haben. Deswegen wollten die Forscher schauen, welche körperlichen Zeichen die Hunde untereinander aktiv beantworteten. Dazu wurden ihnen Videos gezeigt, in denen andere Hunde entweder blinzelten, die Nase leckten oder einfach aufmerksam schauten.

Gleichzeitig wurde ihre Herzfrequenz gemessen, um zu überprüfen, ob emotionale Erregung eine Rolle spielt. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse darüber, wie Hunde miteinander kommunizieren – und könnten sogar erklären, warum sich unser bester Freund so gut auf den Menschen einstellen kann.

Mehr als nur Reflexe?

In der Studie wurden 54 Hunde unterschiedlicher Rassen und Altersgruppen untersucht. Alle Hunde wurden im Labor der Universität getestet. Die Experimente fanden in einem abgedunkelten Raum statt, in dem ein Video-Projektor die Stimuli auf eine Leinwand projizierte.

Jedem Hund wurden nacheinander drei Videos gezeigt:

  1. Ein Hund blinzelte.
  2. Ein Hund leckte seine Nase.
  3. Ein Hund blickte ruhig in die Kamera (Kontrollvideo).

Während der Vorführung wurde das Verhalten der Hunde mit Kameras aufgezeichnet und mithilfe eines standardisierten Verhaltenskodierungssystems (DogFACS) analysiert. Zusätzlich wurde die Herzfrequenz der Hunde mit einem Pulsmesser gemessen, um festzustellen, ob das Blinzeln eine emotionale Reaktion auslöst.

Die Reihenfolge der Videos variierte für jeden Hund zufällig, um mögliche Gewöhnungseffekte auszuschließen. Zwischen den einzelnen Testdurchläufen gab es Pausen, damit sich die Tiere entspannen konnten.

Hunde beantworteten Naselecken nicht

Die Ergebnisse zeigten, dass Hunde tatsächlich häufiger blinzelten, wenn sie ein Blinzel-Video sahen, als wenn sie ein Naselecken- oder Kontrollvideo betrachteten. Diese Reaktion war statistisch signifikant und spricht dafür, dass Hunde tatsächlich auf das Blinzeln ihrer Artgenossen als soziales Zeichen reagieren.

Im Gegensatz dazu zeigte das Naselecken-Video keine signifikanten Antworten bei den beobachtenden Hunden. Stattdessen zeigten sie häufiger eine sichtbare Sklera, sprich das Weiße in ihren Augen. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie die gezeigte Geste als potenziell stress- oder konfliktbezogen wahrnahmen.

Die Herzfrequenzmessungen ergaben hingegen keine Unterschiede zwischen den einzelnen Video-Bedingungen. Dies deutet darauf hin, dass die beobachteten Verhaltensreaktionen nicht durch eine erhöhte emotionale Erregung oder einen Reflex, sondern durch soziale Interaktion ausgelöst wurden.

Hunde lesen einander und reagieren auf Signale

Die Ergebnisse zeigen erstmals, dass Hunde auf das Blinzeln eines Artgenossen tatsächlich aktiv antworten. Dies könnte bedeuten, dass es eine soziale Funktion hat und als Zeichen der Entspannung oder nonverbaler Zustimmung gilt.

Dass Hunde nicht auf das Naselecken ihrer Artgenossen reagierten, spricht aber dagegen, dass dieses Verhalten eine vergleichbare soziale Synchronisation hat. Vielmehr könnte es je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben – von Stressabbau bis hin zur Beschwichtigung.

Dass die Hunde dies auch einordnen konnten, zeigte der leicht angespannte Blick, bei dem die Forscher das Weiße in den Augen der Tiere sehen konnten. Beide Gesten könnten also tatsächlich eine bewusste, soziale Reaktion darstellen. 1

Mehr zum Thema

Phänomen muss noch gründlicher untersucht werden

Diese Studie liefert neue Erkenntnisse, dass Hunde ihre Mimik gezielt in der Kommunikation mit Artgenossen einsetzen. Spannend wäre es in einer weiteren Untersuchung die Kommunikation zwischen Mensch und Hund auf dieselbe Dynamik zu untersuchen.

Tractive GPS Tracker

Dies könnte die Interaktion zwischen Halter und Tier wesentlich erleichtern und in unsicheren Situationen für Klarheit sorgen. Beispielsweise, wenn der Hund einen Artgenossen beim Gassigehen nicht anblinzelt, sondern den Blick anwendet. Weitere Arbeiten zu diesem Thema könnten es uns erleichtern, die subtilen Hinweise unserer Vierbeiner besser lesen zu können.

Allerdings gibt es auch einige Einschränkungen, denn die Hunde reagierten auf Videos anstatt auf anwesende Artgenossen. Eine direkte soziale Interaktion könnte anders verlaufen. Zudem wurden vor allem Hunde mit mittellangen Schnauzen untersucht. Ob die kurze Schnauze vom Mops, oder die lange Schnauze vom Afghanischen Windhund Unterschiede in der Kommunikation ausmacht, muss noch festgestellt werden.

Außerdem lernen Hunde durch Erfahrung. Ihre Reaktion auf Gesichtsbewegungen könnte von ihrer Sozialisierung und früheren Interaktionen mit anderen Hunden oder Menschen abhängen. Trotz dieser Einschränkungen ist die Studie ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, wie Hunde nonverbal miteinander kommunizieren und wie wichtig scheinbar subtile körpersprachliche Hinweise sind.

Themen #AmazonPets Hundeverhalten Neues aus Wissenschaft und Forschung

Quellen

  1. Valsecchi, P. et al. (2025). If you blink at me, I’ll blink back. Domestic dogs’ feedback to conspecific visual cues. Royal Society Open Science. ↩︎

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.