26. Juni 2023, 6:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sonnenschutz für Hunde? Ja, denn auch sie können Sonnenbrand bekommen. Aber nicht jeder Vierbeiner muss deshalb gleich mit Sonnenmilch beschmiert werden. PETBOOK sprach mit einer Tierärztin, die wichtige Tipps für Hundehalter gibt.
Wenn die Sonne scheint, nutzen wir Menschen Sonnenhut, Creme oder Schirm, um uns vor Sonnenbrand und anderen Risiken für die Haut zu schützen. Je nach Hauttyp wird mal mehr, mal weniger gecremt, geschmiert oder gesprüht. Doch was ist mit unseren Hunden? Brauchen sie auch einen Sonnenschutz? Denn schließlich müssen die Vierbeiner regelmäßig raus. Hut und Schirm sind beim Gassigehen aber keine gute Lösung. PETBOOK hat bei einer Tierärztin nachgefragt, wie Halter ihren Hund schützen können und was es dabei zu beachten gibt.
Übersicht
Können Hunde Sonnenbrand bekommen?
Grundsätzlich ja, sagt Tierärztin Maja Firlé aus Frankfurt/Main. Zwar haben die Tiere Fell, das ihre Haut auch vor Sonneneinstrahlung schützt. Das jedoch gilt nicht für jeden Hund gleichermaßen. So können etwa starker Sonnenschein oder ein längerer Aufenthalt im Freien zum Risiko werden. Und: „Bei Tieren, die entweder rassespezifisch oder aus anderen Gründen wenig behaart sind, kommt Sonne direkt auf die Haut und kann dann zu einem Sonnenbrand führen“, sagt Firlé. Der Chinesische Schopfhund etwa verfügt von Natur aus über sehr wenig Fell und ist dementsprechend gefährdet. Gleiches gilt für kurzhaarige Rassen wie Dalmatiner oder Galgos.
Mitunter verlieren Hunde wegen Krankheiten ihr Fell oder sind nach einer Operation an einigen Stellen geschoren. Auch Tiere mit heller Haut und hellem Fell oder Albinos können sich schneller verbrennen als Hunde, die von dunklem, dichtem Haarkleid umgeben sind. „Das ist wie bei Menschen“, verdeutlicht Firlé. „Wer blond oder rothaarig ist, muss sich mehr und stärker schützen als Dunkelhaarige.“
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Welche Folgen hat ein Sonnenbrand beim Hund?
Ähnlich unangenehm, wie beim Menschen, sind die Folgen eines Sonnenbrands für Hunde: Hautrötungen, Schmerzen, Juckreiz oder sogar heftigere Verbrennungen mit Blasenbildung können Folgen eines Sonnenbrands sein. In manchen Fällen kann sich die Haut auch entzünden und Krusten bilden. Diese Solardermatitis genannte Allergie tritt häufig auf, wenn plötzlich viel Sonne auf die ungeschützte Haut des Hundes trifft, etwa auf den Nasenrücken.
Die Solardermatitis gehört auf jeden Fall in tierärztliche Behandlung, denn sie ist für Hunde mit Schmerzen verbunden. Spezielle, vom Arzt verordnete Cremes schaffen Linderung und unterstützen die Heilung. Während der Heilungsphase darf das Tier nicht wieder in die pralle Sonne, danach sollte auf jeden Fall ein Sonnenschutz aufgetragen werden. Übrigens: Sonnenbrände können bei Hunden ebenfalls zu Tumoren oder Hautkrebs führen.
Welchen Sonnenschutz braucht ein Hund?
Vor allem, wenn sie wenig Fell oder helle Haut haben, ist es ratsam, Hunde vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen. Ratsam ist, dass empfindliche Hunde lieber im Schatten bleiben, als der prallen Sonne ausgesetzt zu sein. Im Garten oder auf dem Balkon dienen Schirme oder Bäume als Schutz. Beim Gassigehen sollte, wenn möglich, die Mittagssonne gemieden und auf schattige Wege ausgewichen werden. Und wie beim Menschen gilt auch beim Hund: Eincremen ist der beste Schutz vor Sonnenbrand. Dabei sollten beim Vierbeiner grundsätzlich die besonders gefährdeten Stellen eingerieben werden: Nasenrücken und die kompletten Ohren, also innen, außen und die Spitzen – besonders, wenn sie lediglich von hellen oder nur wenigen Haaren bedeckt sind. Auch Brustkorb und der oft wenig behaarte Bauch, die Innenseiten der Beine sowie der Bereich rund um das Maul sind bei Hunden sonnebrandgefährdet. „Eben alle Stellen, an denen wenig Haare sind“, fasst Maja Firlé zusammen.
Welpen, die noch nicht an Sonne gewöhnt sind, sollten unter Umständen komplett eingecremt oder mit Shirts geschützt werden. Und: Gefährdete Hunde müssen vor jedem Spaziergang eingecremt werden. Auch Tiere, die jederzeit in den Garten oder auf den Balkon gehen können und draußen herumtollen, sollten entsprechend geschützt sein. Dabei ist darauf zu achten, dass der Hund die Creme nicht sofort wieder abschleckt, bevor sie eingezogen ist.
Darf ich den Hund mit einer Sonnencreme für Menschen einreiben?
Immer wieder ist zu lesen, dass sich Mensch und Tier den Sonnenschutz teilen könnten. Dem Hund den eigenen Sonnenschutz aufzutragen, davon rät die Frankfurter Tierärztin jedoch ab. „Produkte für den Menschen sind für Tiere weniger geeignet.“ Zwar verfügen zahlreiche der für Halter hergestellten Produkte über hohen Lichtschutzfaktor und sind auf Hautverträglichkeit und die Einhaltung des angegebenen Schutzfaktors geprüft. Dennoch sollten Halter für ihr Tier lieber auf ein spezielles Hundeprodukt zurückgreifen, so die Veterinärin. Nicht nur, weil Tiere die für Menschen hergestellten Cremes und damit die darin eventuell enthaltenen Zusatzstoffe wie Parfüms, Emulgatoren oder Konservierungsmittel unter Umständen nicht vertragen oder ablecken könnten. „Hunde haben auch einen anderen pH-Wert als Menschen, weshalb deren Produkte schlichtweg nicht zur Hundehaut passen.“
Wichtig: „Auch Babysonnencremes und Produkte mit dem Versprechen ‚sensitiv‘ sollten – ebenso wie Shampoo für Babys – aus diesen Gründen nicht bei Hunden verwendet werden“, sagt die Tierärztin. Zudem können Stoffe, die Lotionen für Menschen zugesetzt sind, bei Hunden zu Allergien oder anderen Reaktionen führen.
Welche Sonnencreme eignet sich für den Hund?
Das steht auf der Flasche oder Tube explizit drauf. Erhältlich sind die Produkte unter anderem im Zoofachhandel und in Gartenmärkten mit Tierabteilung. Auch Online-Shops für Tierbedarf haben Hunde-Sonnenlotionen meist sogar ganzjährig im Sortiment. Zudem können sich Halter beim Tierarzt erkundigen, welchen Sonnenschutz ihr Hund benötigt und worauf beim Auftragen zu achten ist. Wichtig ist in jedem Fall: Das Nachcremen nicht vergessen! Wer sein Tier vor der Morgenrunde eingecremt hat, muss das vor dem Nachmittagsspaziergang wiederholen. Auch, wer sich längere Zeit mit seinem Tier im Freien aufhält, sollte die gefährdeten Stellen beim Hund erneut einreiben.
Badet der Hund gerne, sollte ein wasserfestes Mittel gewählt werden. Doch selbst dann muss das Tier nach ausgiebigem Schwimmen erneut eingerieben werden. Zudem können Hunde mit Westen oder Shirts, die über einen speziellen UV-Schutz verfügen, ausgestattet werden. Allerdings sind diese Teile bei hohen Temperaturen eher ungeeignet, da es den Tieren darunter rasch zu warm werden kann. Zudem mögen manche Hunde keine Kleidung. Außerdem schützen Westen weder den empfindlichen Nasenrücken noch die Ohren des Hundes. Dort aber kommt es besonders schnell zu einem Sonnenbrand.
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Gendefekt Warum Albinos im Tierreich angegriffen werden
Chinesischer Schopfhund
Quellen
- Moby.doggydoc.de, „Krankheit: Sonnenlichtallergie (Solardermatitis)“ (aufgerufen am 23.6.2023)
- RTL.de, „Hitzeschutz für Hunde: Was Haustieren im Sommer hilft“ (aufgerufen am 23.6.2023)
- Veto-tierschutz.de, „Sonnenbrand beim Hund: vorbeugen, erkennen und behandeln – die besten Tipps“ (aufgerufen am 23.6.2023)