28. Juli 2023, 17:13 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Redakteurin und Buchautorin Sophie Lübbert besuchte zusammen mit Jack Russell-Terrier Sam über ein Jahr lang verschiedene Hotels und Unterkünfte, die sich als hundefreundlich ausgaben. Dabei erlebte sie einige skurrile und lustige Momente und stellte fest: Das Reisen mit Hund ist nicht immer einfach. Im PETBOOK-Interview erzählt sie über Hunde-Durchfall im Zug, Hotelzimmer mit Plastikbezug und einen anaphylaktischen Schock in den Alpen.
Reise mit Hund? Für viele bedeutet das Campingplatz, Ferienwohnung oder ein Hotel, in dem man dann netterweise das Hundezimmer mit dem dreckigen Teppich und dem in die Jahre gekommenen Mobiliar bekommt – selbstverständlich für einen Aufschlag von 30 Euro pro Nacht. Hotels mit Spa oder Wellness zu buchen oder den Hund mit zum Frühstück zu nehmen sind eher die absolute Ausnahme. Das muss aber nicht sein, findet Sophie Lübbert.
Die Redakteurin und Buchautorin testete über ein Jahr lang verschiedene Hotels, die damit warben, hundefreundlich zu sein. Zusammen mit Jack Russell-Terrier Sam prüfte sie, wie freundlich und verständnisvoll Personal und Hotelbetreiber wirklich sind. Dafür reiste sie durch ganz Deutschland, aber auch nach Italien, Österreich und die Schweiz – und erlebte so einige skurrile und lustige Momente. Im Interview mit PETBOOK erzählt die Redakteurin, was man auf Reisen mit Hund so alles erlebt und warum ein gutes Hunde-Hotel dem Vierbeiner sogar das Pinkeln an der teuren Holz-Dekoration verzeihen kann.
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Hunde auf Reisen willkommen?
PETBOOK: Sophie, du hast von Januar 2022 bis März 2023 unzählige Hotels für Mensch und Hund getestet. Was waren deine Kriterien für eine tolle Unterkunft mit Vierbeiner?
Sophie Lübbert: „Mir war es ganz wichtig, Unterkünfte zu finden, die sowohl für mich als Halterin als auch für den Hund toll sind. Ich habe also zunächst geschaut, welche Hotels oder Ferienwohnungen mir gefallen – zum Beispiel wegen des Designs, eines Wellnessbereichs oder des Essens. Danach habe ich alle infrage kommenden Unterkünfte angerufen und gefragt, ob Hunde erlaubt sind. Oft wurde meine Frage schon direkt abgelehnt, oder man verlangte 60 Euro pro Nacht oder der Hund hätte den ganzen Tag im Zimmer bleiben müssen. Am Ende hatte ich nur noch Hotels auf meiner Liste, die direkt am Telefon sagten, dass sie gerne Hunde als Gäste haben und sich darauf freuen. Zu diesen Unterkünften sind wir dann gefahren.“
Manche Hotels oder Unterkünfte erlauben nur kleine Hunde oder eine bestimmte Anzahl. Wie bist Du damit umgegangen?
„Sam war ein sehr kritischer Test-Hund. Ich hatte extra verschwiegen, wie groß er ist oder welche Rasse er ist, denn obwohl Sam kein großer Hund ist, kann ein Jack-Russell Terrier manchmal intensiver und nerviger sein als beispielsweise ein netter Labrador. Wenn mir jemand sagt, dass Hunde willkommen sind, gehe ich davon aus, dass es egal ist, wie groß der Hund ist oder welche Rasse er hat. Nur diejenigen Unterkünfte, die sowohl Sam als auch mich überzeugen konnten, haben es in unseren Travelguide geschafft.“
Hunde ja, aber nicht im Haus!
Gab es Hotels, die im Nachhinein gar nicht so hundefreundlich waren?
„Ja, es gab ein Hotel, bei dem wir ankamen und man uns sagte: ‚Oh, Entschuldigung. Wir haben ganz vergessen zu erwähnen, dass Hunde gar nicht ins Haupthaus dürfen. Der Hund muss draußen warten.‘ Dann musste ich einchecken, während der Hund draußen stand. Wir wurden dann im Nebenhaus einquartiert und haben dafür noch rund 30 Euro pro Nacht bezahlt. Die Krönung war, dass in dem Hotel am Abend eine riesige Feier, wahrscheinlich ein Junggesellenabschied, stattfand. Nun habe ich zwar einen sehr lieben, aber auch wachsamen Hund – und das Hotel hatte dünne Wände. Sam hat also bei jedem Geräusch und jeder Bewegung draußen angefangen zu bellen. Ich lag dann die ganze Nacht wach und habe kaum geschlafen. Dafür kann das Hotel zwar nichts, aber diese Übernachtung war insgesamt furchtbar.“
Hotel oder Gefängnis?
Was war das Skurrilste, das du in einem Hotel erlebt hast?
„Also, es gab ein Hotel, das alles mit Plastik bezogen hatte. Auch alle Möbel im Zimmer waren so bezogen. Wahrscheinlich, damit der Hundehaare oder anderer Dreck nicht darauf landet. Natürlich musste ich trotzdem die Reinigungspauschale von 25 Euro pro Nacht zahlen – für Plastikmöbel! Das Hotel hatte zudem mit einem großen Garten pro Apartment geworben. Auf den Fotos der Website sah das auch alles richtig toll aus. Allerdings war der Garten komplett mit einem großen Zaun umrahmt. Es fühlte sich an, wie im Gefängnis. Statt einer schönen Aussicht blickte ich auf eine Hecke und ein Gitter. Die müssen also eine wirklich tolle Social-Media-Agentur gehabt haben, die ihnen die Fotos eingestellt hat. Und ich bin dann ja immer so ein Instagram-Opfer und dachte: ‚Wow, das sieht schön aus! Da fahren wir hin.‘ Aber vor Ort war es dann deutlich weniger hübsch.“
Wenn der Hund die teure Holz-Deko für einen Wald hält
Was war dein lustigstes Erlebnis beim Urlaub mit Hund in einem Hotel?
„Also, eines der lustigsten und gleichzeitig peinlichsten Erlebnisse war in einem schicken Hotel mit viel Holzdekoration. Sam hat tatsächlich auf die Holzdekoration gepinkelt, weil er sie wahrscheinlich für einen Wald gehalten hat. Ich habe auch zu spät reagiert, um ihn rechtzeitig wegzuziehen. Das war mir super unangenehm. Aber das Personal blieb total ruhig und nett. Das zeigt, wie hundefreundlich sie wirklich sind.“
Habt ihr euch auch mal absichtlich danebenbenommen, um die Geduld zu testen?
„Ich glaube, wir waren die schlimmsten Gäste überhaupt. Wir haben den Hund zum Beispiel frei laufen lassen, um zu schauen, wie das Personal reagiert und ich habe Sam tatsächlich auch auf die Sitze gesetzt. Dafür hab’ ich mich sehr geschämt, weil ich so was selber eigentlich furchtbar finde. Aber wenn die Angestellten auch das ausgehalten haben, dann waren sie wirklich hundefreundlich!“
Ist bei den Tests auch mal etwas schiefgegangen?
„Ja, bei einem der Hotels ist uns Sam einmal ausgebüxt, weil wir ihn extra zu Testzwecken haben frei im Restaurant herumlaufen lassen. Da stand er dann plötzlich vor der Küche und wollte schnurstracks hineinlaufen, was mir natürlich super unangenehm war. Die haben das aber mit Humor genommen und ihn wieder zurück an den Tisch gebracht. Das Personal hat dann noch gemeint, wenn sie mal wieder einen Kellner bräuchten, würden sie Sam gerne als Praktikanten anfragen.“
Hund und Reise mit der Bahn: Wer hat hier gepupst?
Zur Reise mit Hund gehört ja auch die An- und Abfahrt. Wie waren da deine Erfahrungen?
„Wir sind tatsächlich viel mit der Bahn gefahren. Und ich kenne das eigentlich, weil ich eine Fernbeziehung führe und regelmäßig zwischen Hamburg und Stuttgart pendle. Daher dachte ich, ich weiß ungefähr, was mich erwartet. Sam bekommt etwa auf Bahnfahrten gerne mal Durchfall oder Verdauungsprobleme. Gerade Blähungen sind in einem Abteil natürlich großartig und ich sage das dann immer ganz laut an: ‚Sam! Muss das denn sein?‘ – damit jedem klar ist, dass das der Hund und nicht ich war.
Großartig ist auch, wenn es Verspätungen gibt. Auf einer Fahrt, die zwei Stunden dauern sollte, letztendlich aber vier Stunden lang war, bin ich mal völlig verzweifelt, weil ich wusste, dass Sam bald mal Pipi muss. Ich hatte schon überlegt, einfach schnell herauszurennen, aber es gab nur einen ganz kurzen Halt. Also habe ich Sam die ganze Zeit auf dem Schoß behalten, bis er es schließlich nicht mehr halten konnte und ein paar Tropfen auf seine Decke gemacht hat. Das tat mir so leid – und ich habe entschuldigend auf Sam eingeredet. Dafür habe ich dann einige schräge Blicke von Mitfahrern bekommen. Aber irgendwann ist man speziell beim Bahnfahren mit Hund an so einem Punkt, wo man denkt: Was die anderen Leute denken, ist eigentlich völlig wurscht! Hauptsache, wir kommen an.“
Wenn das Hundeticket plötzlich 200 Euro kostet
Hattet ihr schon einmal Ärger mit dem Bahnpersonal wegen des Hundes?
„Ja, einmal war es richtig ärgerlich. Da hatte der Zug eine Stunde Verspätung, das Licht ist ununterbrochen ausgefallen und ich hatte Sam auf dem Schoß. Dann kommt der Schaffner vorbei und sagt, ich müsste für den Hund nachzahlen. Ich habe entgegnet, dass das doch ein kleiner Hund wäre. Die dürften doch immer umsonst mit. Bisher hätte es da auf allen Fahrten auch nie ein Problem gegeben. Er sah das anders: Aber der Hund wäre ja nicht in seiner Tasche und die wäre zudem auch nicht passend. Daher bräuchte er jetzt ein Ticket.
Ich hab’ natürlich erst noch gefragt, ob er nicht ein Auge zudrücken könnte. Der Zug habe ohnehin Verspätung und außerdem falle die ganze Zeit das Licht aus. Das war natürlich genau die falsche Taktik. Das habe rein gar nichts damit zu tun und der Hund müsse jetzt zahlen. Als er mir dann den Zahlungs-Bescheid reicht, stehen da knapp 200 Euro Gebühren drauf – ich selbst hatte um die 30 Euro für das Ticket gezahlt. Ja, das liege daran, dass der Hund keinen Sparpreis und auch kein Kinderticket bekäme und da wir erste Klasse fahren, wäre das der reguläre Preis. Als ich mich dann nach vorn gebeugt habe, um mir sein Namensetikett anzusehen, meinte es nur mit einem süffisanten Grinsen: ‚Herr Soundso ist mein Name. Nur, falls sie sich das für später merken wollen.‘ Da war ich dann endgültig sauer und hätte echt heulen können.“
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Wegen einer Biene in die Tierklinik
Du hast mal erwähnt, dass dir die schlimmsten Dinge gar nicht im Hotel oder Bahn, sondern auf den Reisen mit Hund passiert sind. Was war das zum Beispiel?
„Eine richtig schlimme Geschichte ist uns mal bei einer Wanderung durch die österreichischen Alpen passiert. Dabei ist Sam auf eine Biene getreten. Ich stand noch da und habe gesehen, wie die Biene vom Bein gefallen ist. Dabei habe ich mir aber erst mal nichts gedacht. Sam ist auch schon mal von einer Wespe gestochen worden. Das ist zwar nicht so toll für ihn, aber okay. Der Hund ist dann noch ein paar Schritte gegangen, hat plötzlich starken Durchfall bekommen und ist dann einfach zur Seite umgekippt. Ich dachte erst, er ist tot. Es war aber ein anaphylaktischer Schock wegen des Bienengiftes. Wir sind dann zum Glück in eine Tierklinik, wo ihm geholfen wurde. Wir hatten zum Glück Sams Heimtierausweis dabei, sonst hätten die uns wahrscheinlich gar nicht angenommen. Daher ist das auch einer meiner wichtigsten Tipps beim Reisen mit Hund: Immer alle notwendigen Papiere dabei zu haben.“