Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Expertin gibt Antwort

Darum lecken Hunde den Halter ab und so kann man es ihnen abgewöhnen

Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

25. Mai 2024, 8:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Hunde benutzen ihre Zunge zur Nahrungsaufnahme, zur Körperpflege und für die soziale Kommunikation. Dabei lecken unsere Vierbeiner nicht nur uns ab, sondern auch ihre Artgenossen. Doch was wollen Hunde damit ausdrücken? VPETBOOK fragte bei einer Expertin für Hundeverhalten nach.

Artikel teilen

Viele Hundehalter genießen es geradezu, wenn ihnen die nasse Zunge ihres vierbeinigen Gefährten über das Gesicht oder die Hände schleckt. Das muss wahre Liebe sein! Andere wiederum finden das eklig und obendrein unhygienisch. Das Ablecken gehört bei Hunden zur sogenannten nonverbalen Kommunikation und kann verschiedene Bedeutungen haben. PETBOOK sprach mit einer Verhaltensexpertin für Hunde über die kuriose Angewohnheit der Vierbeiner und erklärt, wie die Tiere über das Lecken kommunizieren und wie man es unterbinden kann, wenn man nicht möchte, dass einem der Hund die Hand ableckt oder quer übers Gesicht schlabbert.

Wie passt Lecken zur Kommunikation von Hunden?

Hunde haben verschiedene Möglichkeiten, um zu kommunizieren. Dabei spielen Lecken und Schnüffeln bei den verschiedenen Strategien eine wichtige Rolle. Beobachtet man Hunde bei der Kontaktaufnahme, sieht man, dass sie auch oft ihre Zunge, die Schnauze und die Zähne einsetzen. Die Zunge dient dabei nicht nur der Körperpflege, sondern auch zum Beschwichtigen oder um Zuneigung auszudrücken.

Warum leckt mein Hund mein Gesicht oder meine Hand ab?

In erster Linie darf man dies als eine sehr positive Geste interpretieren, die freundlich und höflich gemeint ist. Hunde putzen und lecken einander ab, wenn sie sich umsorgen. Wenn wir in den Genuss einer solchen Wäsche kommen, möchte uns der Hund damit seine Zuneigung zeigen. Manchmal kann es sich dabei aber auch um eine Aufforderung handeln. Zum Beispiel, wenn der Hund etwas möchte: Fressen, ein Leckerli, eine Streicheleinheit oder einfach nur unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.

Eine häufige Situation, in der ein Hund diese Geste zeigt, ist, wenn er schwanzwedelnd auf uns zuläuft und als höfliche Begrüßung unsere Hand ableckt. Aber auch wenn er uns beschwichtigen will, weil wir verärgert sind, weil er etwas angestellt hat. Vielleicht liegen wir aber auch gerade entspannt auf dem Sofa und kraulen seine Öhrchen und er erwidert dies, indem er unsere Hand ableckt. So zeigt er uns, dass er sich wohlfühlt und Vertrauen zu uns hat.

Häufiges Lecken an Händen und Füßen kann gesundheitliche Ursache haben

Allerdings sollten Halter alarmiert sein, wenn ihr Hund ständig und gezielt Hände und Füße von Menschen ableckt, da dies ein Anzeichen für gesundheitliche Probleme sein kann, weiß Hundetrainerin Désirée Scheller vom Hundezentrum Hundewohl in Köln. „Es könnte tatsächlich ein Anzeichen von Salzmangel sein. Gerade bei Menschen wird an Händen und Füßen am meisten geschwitzt.“ Daher rät die Expertin, wenn der Hund verstärkt an Händen und Füßen leckt, die Ursache von einem Veterinär abchecken zu lassen. „Denn ein Salzmangel hat immer eine Ursache und es ist nicht damit getan, dass man dann ein bisschen mehr Salz ins Futter oder natriumhaltiges Wasser gibt.“

Viel mehr müsse dem Grund für den Mangel nachgegangen werden. „Man muss die Ursache unbedingt herausfinden und angehen“, sagt Scheller mit Nachdruck im Gespräch mit PETBOOK. Natürlich müsse man das ständige Ablecken vor dem genauen Kontext betrachten, rät die Hunde-Expertin. „Das Belecken an sich ist ja erstmal nur Belecken. Man muss sehen: ‚Was genau will mein Hund mir jetzt damit zeigen?‘ Geht es hier einfach nur um Belecken oder gegenseitige Körperpflege? Die gibt es ja auch. Aber wenn der Hund dann wirklich jeden Tag verstärkt auf Hände und Füße geht, dann sollte man das unbedingt gesundheitlich abchecken lassen.“

Darum lecken Hunde gerne ihre Menschen ab, nachdem die sich gerade frisch eingecremt haben

Das ständige Lecken könnte aber auch eine Art Bewältigungsstrategie für Stressabbau des Tieres sein. Auch in diesem Fall sollten Halter aktiv werden. „Hier muss ich herausfinden, warum mein Hund so gestresst ist, dass er das zum Herunterkommen macht.“ Ein weiteres „Leck-Phänomen“, das viele Hundehalter kennen ist, dass ihr Hund sie gerne ableckt, nachdem sie sich gerade mit Cremes oder Körperlotionen eingecremt haben.

Auch das könne verschiedene Gründe haben, erklärt die Hunde-Dolmetscherin, wie sich
Désirée Scheller selbst nennt. „Häufig sind in Cremes sehr künstliche Gerüche drin, die manche – gerade verfressene Hunde – eventuell als Nahrung ansehen könnten.“ Andere Vierbeiner möchten ihre Halter wieder saubermachen und von dem Dreck auf der Haut reinigen. „Sie möchten diesen chemischen Geruch herunterbekommen, weil ihr Mensch so nicht mehr nach ihrem Menschen riecht.“

Allerdings gebe es auch hier verschiedene Gründe und nicht alle Hunde, würden das machen, stellt Scheller klar. Man sollte auch hier genau beobachten, in welchen Situationen der Hund das wie tut. Allerdings sollte auch das Herunterlecken von Cremes unterbunden werden, da einige Inhaltsstoffe in Kosmetika für Tiere giftig sind.

Auch interessant: Sollte man Hunden wirklich nie in die Augen schauen?

Was bedeutet es, wenn Hunde sich ablecken?

In erster Linie lecken sich Hunde gegenseitig zur Fellpflege ab. Dies tun sie in der Regel aber nur, wenn zum Gegenüber eine soziale Bindung besteht. Fremde Hunde oder Tiere, die sich nur flüchtig kennen, werden eher keine gegenseitige Fellpflege betreiben.

Welpen, junge oder unsichere Hunde lecken das Maul eines anderen Hundes als Zeichen ihrer Unterwerfung ab. Sie wollen das Gegenüber beschwichtigen und drehen sich dabei häufig weg oder ducken sich.

Eine Hundemutter leckt ihre Welpen sofort nach der Geburt ab, um sie zu trocknen und ihren Kreislauf anzuregen. Auch nach dem Säugen werden die Kleinen sorgfältig abgeschleckt und mit der Zunge massiert, um die Darmtätigkeit anzuregen. Die Mutter nimmt so nicht nur den Geruch der Kleinen wahr, sondern festigt damit auch die Mutter-Kind-Beziehung.

Hat der Hund oder ein anderer Artgenosse eine Wunde, wird auch diese abgeleckt, um den Schmutz zu entfernen und die Heilung anzuregen.

Ist es schädlich, wenn einem der Hund übers Gesicht leckt?

Geht es um die Hygiene, malen sich viele aus, was der Hund wohl so auf der Straße ins Maul genommen und im schlimmsten Fall sogar gefressen hat. Dazu kommt, dass Hunde auch die Afterregion mit der Zunge reinigen und so Fäkalbakterien über die Schleimhäute aufnimmt, die beim Menschen Durchfall und Darmentzündungen auslösen können. Die Bedenken sind also durchaus berechtigt. Wenn man vermeiden will, dass der Vierbeiner einem quer übers Gesicht leckt, sollte man seine Liebesbezeugungen umlenken, indem man ihm die Hände anbietet. So stärkt man trotzdem die Bindung und die Hände kann man schnell wieder waschen.

Achtung: Säuglinge sind für Krankheitserreger anfälliger. Sollte der Hund die Füßchen oder Hände aus Begeisterung und Zuneigung abgeschleckt haben, sollte man diese umgehend abwaschen. Hund und Baby sollte man nie allein im Raum lassen.

Auch interessant: So streicheln Sie Hunde richtig

Wie gewöhne ich dem Hund ab, über mein Gesicht zu lecken?

Schimpfen und Bestrafen ist hier nicht zielführend und verschlechtert nur die Mensch-Tier-Beziehung. Versucht der Hund, einem übers Gesicht zu lecken, dreht man einfach demonstrativ den Kopf weg und ignoriert das Tier eine Weile (etwa 30 Sekunden). Wiederholt man dies immer wieder, wird der Hund verstehen, dass er weder Aufmerksamkeit noch Leckerlis bekommt, wenn er dies tut. Man kann, wie oben beschrieben, aber auch die Hände zum Belecken „opfern“ und sie danach einfach mit Seife abwaschen.

Fazit: Es ist völlig normal, wenn der Hund einem Menschen über Gesicht oder Hände leckt und keine schlechte Angewohnheit, wie manche denken. Wie weit man die Liebesbezeugungen seines Vierbeiners zulässt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Mehr zum Thema

Quellen

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.