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Hybridhunde

Vor- und Nachteile von Designer Dogs

Ein Aussiedoodle Designer Dog liegt unter einer Bank
Designer Dogs wie dieser Aussiedoodle sind beliebt. Doch sind sie tatsächlich gesünder als ihre Elternrassen, wie man so häufig hört? Foto: Getty Images
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

2. September 2024, 17:48 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Sie heißen Labradoodle, Cockapoo, Puggle oder Maltipoo – die sogenannten Designer Dogs oder Hybridhunde sollen nur die besten Eigenschaften ihrer Eltern mitbringen. Sie entstehen durch die gezielte Verpaarung reinrassiger Hunde und sollen besonders liebe, kinderfreundliche und am besten noch allergikerfreundliche Vierbeiner sein. Doch geht diese Rechnung wirklich auf? Was ist dran an Designer Dogs wie Labradoodle und Co?

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Es klingt einfach zu schön: Aus der Kreuzung eines Labrador Retrievers und eines Pudels entsteht ein niedlicher Labradoodle. Ein Hybridhund, der gutmütig wie der „Labbi“ ist und so wenig haart wie ein Pudel. Gesund und hypoallergen soll er sein – und kinderlieb noch obendrein. Dies gilt nach Überzeugung vieler auch für alle anderen Mixe, die das Attribut „-oodle“ oder „poo“ tragen – also den Pudel als Elterntier haben. Denn es gibt noch weitere lustige Wortneuschöpfungen wie Cockapoo, Cavapoo, Maltipoo und Aussiedoodle, die neben dem Pudel vom Cocker Spaniel, King Charles Cavalier Spaniel, Malteser oder Australian Sheperd abstammen. Doch halten diese Mixe die fast wahnwitzig wirkenden Versprechen? Eine Studie hat sich der Gesundheit einiger beliebter Hybridhunde gewidmet.

Wie kam der Trend zum Hybridhund überhaupt auf?

Schon früher wurden Hunde unterschiedlicher Rassen miteinander verpaart. Diese Züchtungen unterscheiden sich jedoch darin, dass mit ihnen auch weitergezüchtet wurde und eine neue Rasse entstand. Beim Trend zum Designer Dog ist das anders. Der erste belegbare Hybridhund dieser Art entstand in den 1980er-Jahren in Australien. Wally Cochron gilt als Begründer der Rasse Labradoodle, da er für eine Klientin einen hypoallergenen Hund kreieren wollte, wie unter anderem die britische Tageszeitung „The Guardian“ berichtete. Unter anderem sagte der Züchter später über diese Tiere, er habe Pandoras Box geöffnet und Frankensteins Monster erschaffen.

Denn viel des „guten Images“ von Hybridhunden begann bereits mit dem Labradoodle. Cochron habe damals für eine Blindenhundevereinigung gearbeitet, die heute als Guide Dogs Victoria bekannt sei, berichtet der „Guardian“ weiter. Der PR-Abteilung habe er damals gesagt, sie solle sich an die Medien wenden, um den Labradoodle als hypoallergen und besonders lieb zu vermarkten. Eine Maschinerie wurde in Gang gesetzt, die sich noch bis heute weiter dreht.

Diese positiven Eigenschaften sollen Hybridhunde haben

Denn auch, wenn zum Beispiel Cavalier King Charles Spaniel oder Mops in den Hybridhunden steckt, sollen sie angeblich viel gesünder als ihre unter Kurzköpfigkeit leidenden Elterntiere sein. Ebenfalls werden viele Hunde miteinander verpaart, bei denen das Größenverhältnis gar nicht stimmt, um zum Beispiel den Pomsky zu erzeugen – einen Mix aus Zwergspitz und Husky.

Diese Hybridhunde werden gezielt als Familienhunde mit besten Wesensmerkmalen vermarktet. Ein solcher Welpe kann zwischen 1200 und 3000 Euro kosten. Tierschützer sehen Designer Dogs allerdings aus den erwähnten Gründen sehr kritisch, denn sie sind immer direkte Nachfahren einer Verpaarung verschiedener Rassen. Auch, wenn sie vom Größenverhältnis so schlecht zusammenpassen wie Corgi und Schäferhund.

Studie untersucht häufige Erkrankungen bei Hybridhunden

Ob Designer Dogs nun wirklich viel gesünder sind als ihre Eltern und nicht vielleicht sogar den Hang zu bestimmten Erkrankungen von beiden Seiten vererbt bekommen, ist Gegenstand der Forschung. Eine Studie hat sich den Rassen Cavapoo, Cockapoo und dem Labradoodle gewidmet. Dazu wurden 9400 Fragebögen ausgewertet und Daten zu den Hybridhunden und ihren jeweiligen Elternrassen erhoben.

Im Vergleich zeigte sich, dass es bei 86,6 Prozent überhaupt keinen statistischen Unterschied zur Gesundheit der Elternrassen gab. 7 Prozent hatten sogar mehr gesundheitliche Probleme als ihre Elterntiere. Somit lässt sich schließen, dass lediglich 6,4 Prozent der untersuchten Designer Dogs zum Zeitpunkt der Untersuchung tatsächlich gesünder waren als ihre Eltern.

Allerdings gibt es bei der Studie noch eine Einschränkung: Alle untersuchten Tiere befanden sich in der ersten Lebenshälfte und waren entsprechend jünger als fünf Jahre. Laut den Forschern wäre es interessant, zu schauen, wie Daten in einigen Jahren aussehen. Stand jetzt lässt sich das Versprechen „Hybridhunde sind gesünder als ihre Eltern“ also nicht halten.1 Ein Cavapoo ist also genauso krank wie der Cavalier King Charles Spaniel, der in mehreren europäischen Ländern bereits als Qualzucht verboten worden ist.

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Weitere häufige Probleme bei Designer Dogs

Die vollmundigen Versprechen, Designer Dogs würden nur die besten Merkmale ihrer Elterntiere in sich vereinen, lassen sich also kaum halten. Denn welche Gene sich bei der Vererbung durchsetzen, lässt sich bei Hybridhunden kaum vorhersagen. Während andere Hunderassen über Jahrhunderte hinweg gezielt so gezüchtet wurden, dass beispielsweise geschickte Jagdhunde oder kluge Hütehunde entstanden sind, handelt es sich bei Designer Dogs immer um Kreuzungen der ersten Generation. Das bedeutet: Verpaart man zwei Labradoodles miteinander, entstehen immer Mischlinge mit völlig unvorhersehbarem Aussehen und Charakter.

Zum anderen können Designer Dogs auch laut der Studie diverse gesundheitliche Probleme ihrer Eltern mitbringen. Gibt es im Stammbaum der Elterntiere Erbkrankheiten, kann sich dies durchaus auf den Welpen übertragen. Es ist also nicht gesagt, dass durch die Kreuzung zweier reinrassiger Hunde ein gesunder Mix entsteht – im Gegenteil: Die negativen Eigenschaften der Elterntiere können sich auch summieren, sodass im schlimmsten Fall ein chronisch krankes Tier mit geringer Lebenserwartung daraus hervorgeht.

Durch die Verpaarung zweier völlig unterschiedlicher Rassen kann auch eine explosive Mischung entstehen. Beispielsweise gibt es Versuche, durch die Kreuzung von Mops und Beagle dem Mops seine extreme Kurzschnäuzigkeit und seine Atemprobleme zu nehmen. Was an sich wie ein guter Gedanke klingt, kann allerdings auch nach hinten losgehen. Denn der Puggle – der Hybridhund, der aus dieser Verbindung entsteht – kann den Jagdtrieb des Beagles und die Kurzatmigkeit des Mopses in sich vereinen. Keine guten Voraussetzungen für ein schönes Hundeleben. Mehr noch: Manchmal wird auch ein kleiner Hund geboren, der das Gebiss einer großen Rasse vererbt bekommen hat. Das kann zu Zahnfehlstellungen führen.

Ein Labradoodle (Hybridhund) steht vor einer bunten Wiese
Hybridhunde wie der Labradoodle sollen das beste von zwei Rassen vereinen, das klappt aber leider nicht immer. Foto: Pexels

Sind Hybridhunde als eigenständige Rassen anerkannt?

Offizielle Verbände wie die Fédération Cynologique Internationale (FCI) erkennen Designer Dogs bisher auch nicht als eigenständige Rassen an. Es wird noch mehrere Generationen dauern, bis aus Hybridhunden wie Labradoodle, Goldendoodle und Co. Hunderassen mit festgelegten Rassestandards geworden sind. Allerdings ist dies ja genau das, was bei den Hybridhunden nicht praktiziert wird.

Zwar gibt es neu gegründete Vereine, die sich der Zucht der beliebten Modehunde verschrieben haben – denn die Nachfrage ist schließlich da. Doch anders als seriöse Züchter anerkannter Rassen müssen die Züchter von Designer Dogs keine Mindestanforderungen erfüllen. Es sind keine besonderen Untersuchungen, Papiere oder gar Kontrollen vorgeschrieben, um teure Welpen wie Cockapoo oder Schnoodle zu erschaffen und zu verkaufen. Das ruft natürlich unseriöse Vermehrer auf den Plan, die alles andere als das Tierwohl im Sinn haben. Insbesondere von Spontankäufen und vermeintlichen Schnäppchen im Internet ist daher dringend abzuraten.

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Sind Designer Dogs tatsächlich für Allergiker geeignet?

Ein letztes Argument, mit dem viele Designer Dogs immer wieder angepriesen werden, ist ihre angebliche Allergikerfreundlichkeit. Diese lässt sich ebenfalls auf das clevere Marketing hinter dem Labradoodle zurückführen. Aus diesem Grund wird bei verschiedenen Hybridhunden wie etwa Yorkiepoo und Maltipoo eben der Pudel eingekreuzt. Denn diese Rasse gilt als besonders verträglich bei Hundehaarallergie. Denn seine gelockten Haare fallen nur sehr selten aus und wachsen immer weiter.

Ob dies allerdings auch für die Nachkommen eines Pudels gilt, der beispielsweise mit einem Yorkshire Terrier oder Malteser verpaart wurde, ist keinesfalls vorhersagbar. Denn es ist durchaus möglich, dass sich hier die Gene des anderen Elternteils durchsetzen. Entsprechend kann die Fellstruktur eine komplett andere sein.

Da Welpen teils noch nicht die entsprechenden Allergene produzieren, kann es sein, dass sich die Allergie bei Herrchen oder Frauchen auch erst nach und nach entwickelt. Dann muss das liebgewonnene Familienmitglied wieder abgegeben werden – und der teure Modehund landet im schlimmsten Fall im Tierheim.

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Quellen

  1. Bryson, G. T., O’Neill, D. G., Brand, C. L., Belshaw, Z., & Packer, R. M. (2024). The doodle dilemma: How the physical health of ‘Designer-crossbreed’Cockapoo, Labradoodle and Cavapoo dogs’ compares to their purebred progenitor breeds. PloS one, 19(8), e0306350. ↩︎
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