15. April 2025, 10:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Vögel zwitschern, die Tage werden länger, und plötzlich scheint der eigene Hund aufgedreht wie ein verliebter Teenager. Kann das wirklich sein? Haben Hunde Frühlingsgefühle? Und wenn ja, warum? Zeit für einen genaueren Blick auf dieses nicht immer romantische Phänomen.
Während wir Menschen uns von Sonnenstrahlen, steigenden Temperaturen und der Rückkehr des Lebens in der Natur emotional mitreißen lassen, spielen bei Hunden tatsächlich biologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Anders als wir, die wir den Frühling mit neuer Energie begrüßen, wird er für unsere Vierbeiner zur hormonellen Achterbahnfahrt.
Vielleicht haben Sie schon beobachtet, dass Ihr Hund sich in dieser Jahreszeit anders verhält als sonst. Typische Frühlingssymptome sind mehr Interesse an anderen Hunden, exzessives Markierverhalten, Unruhe und Nervosität sowie auffälliges Flirtverhalten. Die vermehrte Produktion von Pheromonen sorgt dafür, dass Hunde einander intensiver wahrnehmen.
Hormone im Höhenflug – die Frühlingschemie im Hundekörper
Sobald die Tage länger werden, nimmt die Produktion bestimmter Hormone bei vielen Säugetieren zu – darunter auch bei Hunden. Die wichtigsten Spieler in diesem Frühlingstheater sind Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert, Testosteron, das besonders bei Rüden das Interesse an der Damenwelt steigert, sowie Östrogene und Progesteron, die bei Hündinnen den Läufigkeitszyklus regulieren.
Können Hunde wirklich verliebt sein?
Die Vorstellung, dass Hunde romantische Gefühle wie Menschen erleben, ist zwar verlockend, aber wissenschaftlich nicht bewiesen. Was jedoch gesichert ist: Hunde können starke soziale Bindungen aufbauen. Besonders intakte Hunde zeigen im Frühling ein erhöhtes Interesse am anderen Geschlecht – allerdings aus biologischen, nicht aus romantischen Gründen. Viele Halter berichten jedoch von Symptomen wie Fixierung auf bestimmte Hunde, Jammern bei Trennung und sogar Appetitlosigkeit.
Können auch kastrierte Hunde Frühlingsgefühle haben?
Auch kastrierte Hunde haben Hormone – wenn auch in geringerer Menge. Zudem spielen Umweltreize eine Rolle. Der Duft einer läufigen Hündin oder die aufgeregte Stimmung anderer Hunde kann auch kastrierte Vierbeiner beeinflussen. Instinkte werden durch eine Kastration nicht einfach gelöscht, sodass manche Hunde weiterhin auf Frühlingsreize reagieren.
Liebe auf den ersten Blick – oder einfach nur Instinkt?
Vielleicht kennen Sie die Situation: Ihr Rüde entdeckt in der Ferne eine Hündin, bleibt wie angewurzelt stehen und ist plötzlich völlig außer Kontrolle. Er winselt, zieht an der Leine und ist durch nichts mehr abzulenken. Man könnte meinen, Amor höchstpersönlich hätte ihn mit einem Pfeil getroffen. Doch was nach tiefer Verliebtheit aussieht, ist in Wirklichkeit eine Mischung aus Instinkt und Hormonen. Hunde reagieren primär auf Gerüche und Körpersprache. Eine Hündin, die gerade hochläufig ist, sendet Signale aus, die für Rüden unwiderstehlich sind. Deshalb scheinen manche Hunde wie magisch voneinander angezogen zu werden.
Was tun, wenn der Hund „liebeskrank“ ist?
Falls Ihr Hund im Frühling besonders unruhig ist, gibt es einige Tricks, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und seine Frühlingsgefühle in den Griff zu bekommen. Mehr Auslastung durch körperliche und geistige Beschäftigung hilft, überschüssige Energie abzubauen. Klare Regeln und Ablenkung durch Training sind ebenfalls wichtig. Manche Halter schwören auf Pheromonprodukte, die entspannend auf den Hund wirken können. Falls nötig, kann auch ein angepasstes Management mit geänderten Spazierzeiten helfen.
Wichtige Regeln für „liebestolle“ Rüden im Freilauf
Abrufbarkeit muss Priorität haben, da hormonell aufgeladene Rüden oft schwerer zu kontrollieren sind. Andere Hundehalter sollten respektiert und um Erlaubnis gefragt werden, bevor der eigene Hund Kontakt aufnimmt. Außerdem ist es wichtig, das Umfeld zu beobachten, um mögliche Konflikte oder unerwünschtes Verhalten frühzeitig zu erkennen.
Ein gutes Beispiel war Bruno, ein stattlicher Labrador-Rüde, der im Frühling seinen eigenen Kopf entwickelte. Sobald eine läufige Hündin in der Nähe war, schien sein Gehör auszusetzen. Seine Halterin hat ihn deshalb an der Schleppleine geführt und übt gezielt Rückruftraining, um ihn in brenzligen Situationen unter Kontrolle zu behalten.
Vorsicht bei läufiger Hündin
Unkontrollierter Freilauf kann schnell zu ungewollten Verpaarungen führen. Der Kontakt zu Rüden sollte nicht unterschätzt werden, da sie oft sehr hartnäckig sind. Auch unvorbereitete Spaziergänge können problematisch sein, weshalb es besser ist, ruhigere Gegenden oder Zeiten mit weniger Hundeverkehr zu wählen.
Besonders wichtig ist nicht nur der Rückruf, sondern auch eine gute Umkreiskontrolle – das bedeutet, der Hund lernt, dass er auf ein Signalwort wie „Nicht so weit“ seinen Radius nicht vergrößert, sondern in der Nähe seiner Besitzer bleibt.
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Fazit
Ja, Hunde können in gewisser Weise „Frühlingsgefühle“ haben – wenn auch nicht im menschlichen Sinn. Hormonelle Schwankungen, längere Tage und die allgemeine Lebendigkeit des Frühlings beeinflussen ihren Organismus und ihr Verhalten. Ob flirtender Rüde oder unruhige Hündin – der Frühling kann eine herausfordernde, aber auch amüsante Zeit für Hundehalter sein.
Wichtig ist, mit einem Augenzwinkern an das Thema heranzugehen und seinen Hund in dieser aufgeregten Phase mit klarem Kopf und Rücksicht auf andere zu begleiten. Dann übersteht ihr gemeinsam die heiße Phase – bis spätestens der Sommer wieder Ruhe ins Liebeschaos bringt.