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Bei der Polizei nachgefragt

Giftköder gefunden? Das ist jetzt zu tun

Würstchen gefüllt mit Rattengift als tödlicher Köder für Hunde
Mit Rattengift gespickte Würstchen werden als tödliche Köder für Hunde ausgelegt. Gut, wenn Halter diese vor ihrem Hund entdecken – aber was dann? Foto: Getty Images / Lightspruch
Sonja Jordans

12. August 2023, 9:19 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten

Früher oder später wird jeder Hundehalter einmal mit dem Thema Giftköder konfrontiert. Dabei muss es sich nicht immer um das klassische Würstchen mit Rattengift handeln. Auch Fleisch mit Rasierklingen oder Nägeln gespickt, scharfe Knochenstücke oder vergiftetes Trockenfutter werden gezielt ausgelegt, um Hunden zu schaden. Doch wie geht man vor, wenn man Giftköder findet? Sollte man diese gleich entfernen oder besser erst die Polizei rufen?

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Es ist der Albtraum aller Hundehalter: Das Tier frisst etwas beim Gassigehen und kurz darauf geht es ihm schlecht. War das etwa ein Giftköder, den der Hund in einem unbeobachteten Moment verschlungen hat? Ausgeschlossen ist das nicht. Immer wieder liest man von Hunden, die an ausgelegten Ködern verenden. Regelmäßig wird in der Presse, auf Social Media und von der Polizei vor Giftködern in Parks und auf Wegen gewarnt. Kaum eine Region in Deutschland ist nicht betroffen. Doch was ist zu tun, wenn Halter Giftköder finden? Dürfen sie die Köder entfernen oder muss zuvor die Polizei alarmiert werden? Wie können Halter ihr Tier schützen und worauf sollte man achten? PETBOOK hat nachgefragt.

Woran lassen sich Giftköder erkennen?

Ein eindeutiges Anzeichen gibt es nicht. Köder haben verschiedene Ausprägungen. Wenn es Hunde treffen soll, steckt jedoch meist Gift in Hackfleisch oder Wurststücken, die die Tiere gerne fressen. Zudem sind sie meist „auffällig unauffällig“ platziert und liegen an Orten, an denen üblicherweise nicht versehentlich etwas Essbares herumliegt.

„Oftmals liegen die Köder nicht mitten auf dem Weg, sondern eher abseits, vielleicht im Gebüsch, wo Hunde gerne schnuppern, der Mensch aber nicht unbedingt genauer hinschaut“, teilt ein Sprecher der Polizei München auf Nachfrage von PETBOOK mit. Auch an Bäumen oder im hohen Gras werden sie ausgelegt. Allerdings gibt es auch Köder, die einfach auf den Weg geworfen werden. Meist solche, die klein und unauffällig sind, etwa präparierte Leckerlis. Und: „In aller Regel liegt da auch nicht nur ein Stück“, heißt es von der Polizei Frankfurt am Main. Oft seien es mehrere Stücke, verteilt über einen gewissen Umkreis.

Zudem finden sich Köder meist in Parks und an Wegen, die häufig und von zahlreichen Gassigehern frequentiert werden. Also dort, wo die Wahrscheinlichkeit, einen Hund „zu erwischen“, recht hoch ist. Auch spezielle Hundeausläufe können daher Ziel von Tierhassern werden. Das gilt auch für Köder, die nicht mit Gift, sondern Nadeln, Rasierklingen oder Scherben gespickt sind. Auch sie werden mitunter ausgelegt, um Hunde schwer zu verletzten oder zu töten. Wenn an einem Weg oder im Gebüsch plötzlich auffällige Fleischstücke oder ähnliche Lebensmittel herumliegen, ist Aufmerksamkeit angesagt. Bei ein paar Pommes, die neben einem vollen Mülleimer liegen, ist die Gefahr vermutlich jedoch nicht ganz so groß, dass es sich dabei um Giftköder handeln könnte, heißt es seitens der Polizei Köln. Ausgeschlossen sei es aber natürlich nicht.

Auch interessant: Vergiftung beim Haustier – das sollten Sie jetzt tun 

Welche Arten von Giftködern gibt es?

Der Fantasie von Tierhassern sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Neben Ködern, die mit scharfkantigen Gegenständen versehen sind, werden vor allem Gifte eingesetzt, die relativ unkompliziert zu bekommen sind. Darunter Schnecken- und Rattengifte sowie Pflanzenschutzmittel. Vieles davon ist im Handel frei erhältlich, da es nicht dafür gedacht ist, Hunden zu schaden. Auch Mittel aus dem Haushalt, die für Tiere giftig sind, können sich in Ködern verstecken. Fest steht: Wer etwas finden will, um einem Tier zu schaden, findet es. Um Tierhasser nicht zusätzlich auf Ideen zu bringen, nennen wir an dieser Stelle jedoch nicht explizit einzelne Gifte, die Hunde verletzen oder gar töten können.

Was sollte man tun, wenn man Giftköder findet?

Auf keinen Fall sollten Sie die Köder ignorieren, auch nicht, wenn Ihr eigener Hund sie nicht gefressen hat. Schließlich könnte sich ein anderer Hund oder ein Wildtier wie etwa ein Igel darüber hermachen und qualvoll sterben. Die Polizei in Frankfurt am Main rät, sich bei Giftköderfunden sofort an die Beamten zu wenden. Auch aus München und Köln kommt der Ratschlag, die Polizei zu informieren, heißt es auf Nachfrage. „Denn nur dann können wir auch etwas unternehmen“, teilt ein Sprecher der Polizei aus der bayerischen Landeshauptstadt mit. Niemand solle glauben, die Polizei interessiere sich nicht für Funde von Giftködern. „Wir nehmen jeden Hinweis ernst und schimpfen auch nicht, wenn sich ein vermeintlicher Giftköder als harmloser Essensrest entpuppt.“

Auch entstehen Findern keine Kosten, wenn sie die Polizei wegen eines vermutlichen Giftköders benachrichtigen. Zwar könnten nicht immer direkte Maßnahmen getroffen werden, teilt die Polizei Köln mit. „Einen Park sofort zu observieren, ist nicht machbar.“ Dennoch sei es wichtig, Funde zu melden. Wenn drei Leute einen Köder finden, aber nur einer meldet es, „können wir sonst gar keinen Zusammenhang herstellen“, sagt ein Sprecher der Polizei Frankfurt am Main. Wenn aber mehrere Meldungen zusammentreffen, seien die Beamten bereits sensibilisiert, könnten eher aktiv werden und beispielsweise verstärkt in dem betreffenden Gebiet Streife gehen, die Stadtreinigung informieren und die Bevölkerung aufmerksam machen, teilt die Münchner Polizei mit.

Besonders wichtig sei es, die Polizei zu informieren, wenn ein Hund erkrankt ist, nachdem er etwas gefressen hat. Auch Tierärzte sollten Sie informieren, denn sie bekommen meist recht früh mit, ob sich Fälle von vergifteten Hunden häufen. Zudem können sie meist auch Auskunft darüber geben, welches Gift in einem Köder enthalten ist.

Polizei informieren, Fund dokumentieren

Zudem sollten Sie einen vermeintlichen Köderfund dokumentieren. „Wer etwas findet, sollte die Stelle und deren Umgebung, wenn möglich, fotografieren und im besten Fall bei dem Köder warten, bis wir eintreffen“, teilt ein Sprecher der Polizei München mit. Wer nicht warten könne, sollte den Köder so abdecken, dass andere Hunde oder Tiere diesen nicht fressen können, etwa mit einem Eimer oder ähnlichem. Ist all das nicht möglich, sollten Sie den Köder restlos entfernen und ihn den Beamten übergeben.

Achtung: Dabei Handschuhe oder einen Kotbeutel verwenden. Den Köder nicht mit bloßen Händen anfassen – es ist unklar, welches Gift sich darin befindet und ob es nicht vielleicht über die Haut auch beim Menschen wirkt. Den Köder vorsichtig aufheben, denn eventuell darin versteckte Nadeln oder Scherben können auch Menschen verletzen. In Fällen, in denen Sie nicht auf die Polizei warten können, sollten Sie die Auffindesituation, wie der Polizeisprecher aus München rät, möglichst genau festhalten. „Das hilft uns bei unserer Arbeit.“ Dadurch könne die Polizei die Situation besser erfassen, eher einschätzen, ob es sich tatsächlich um einen Giftköder handelt und bei Bedarf Maßnahmen ergreifen.

Nicht jeder Köder wird analysiert

Zwar würde nicht jeder gefundene Köder direkt auf Gifte hin untersucht, wie die Sprecher aus Frankfurt am Main, Köln und München bestätigen. Werden jedoch mehrere Fälle gemeldet oder sind sogar Tiere erkrankt oder gestorben, nachdem sie etwas im Park gefressen haben, würden Köder durchaus näher analysiert. Mit jedem Fund passiere das jedoch nicht, teilt auch ein Sprecher der Polizei Köln mit.

Dabei komme es auch auf den Zusammenhang an, in dem etwas gefunden wurde. „Der zur Hälfte aufgegessene Burger oder das heruntergefallene Brötchen an der Bushaltestelle ist vermutlich eher kein Giftköder und wird dann auch nicht als solcher dokumentiert.“ In diesem Fall sei es besser, die achtlos weggeworfenen Lebensmittel im nächsten Mülleimer zu entsorgen. „Das machen wir auch, wenn uns ein solcher Fund gebracht wurde.“

Giftködermeldungen auf Social Media

Wenn es gesicherte Giftfunde sind, ist es durchaus ratsam, diese auch in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, rät die Polizei. Auch Tierschutzorganisationen weisen darauf hin. Nicht nur die lokale Facebook-Gruppe ist dafür geeignet. Inzwischen gibt es spezielle Online-Portale, auf denen sich Giftköderfunde melden lassen, etwa unter Dogorama oder Doggs. Letztere Seite zeigt auch an, ob die Köder offiziell bestätigte Giftfunde sind.

Da aber nicht alle Hundehalter regelmäßig online nachschauen, können Aushänge in Supermärkten oder an Kiosken in der Nähe des Fundorts ebenfalls helfen, auf Giftköder hinzuweisen. Auch schade es nicht, den Fund anderen Hundehaltern aus dem Bekanntenkreis mitzuteilen, heißt es etwa bei der Münchner Polizei. Zwar sei das Risiko durchaus gegeben, dass sich unnötig Panik verbreite. Dennoch: lieber einmal zu viel sensibilisieren, als einmal zu wenig, lautet die Devise.

Zudem informiere auch die Polizei, wenn sie gesicherte Hinweise auf Köder hat, wie etwa Ende Juni im niedersächsischen Schöningen (Kreis Helmstedt). Dort waren drei Hunde durch ausgelegte Giftköder verletzt worden, ein junges Tier starb. Die Beamten hatten sich seinerzeit an die Öffentlichkeit gewandt und nach Zeugen gesucht. Im April hatte die Polizei in Hildesheim nahe Hannover darauf hingewiesen, dass in der Stadt möglicherweise Giftköder ausgelegt worden sind. Ein Hundehalter hatte seinen Junghund gerade noch davon abhalten können, eine Art Oblate zu fressen, die mit einer blauen Substanz bedeckt war, geht aus einem Bericht des NDR hervor.

Wie kann ich meinen Hund vor Giftködern schützen?

Am besten sollten Sie schon Ihrem Welpen beibringen, nicht alles zu verschlingen, was ihm vor die Nase kommt. Auch ein erwachsener Hund kann lernen, nichts zu fressen, was auf dem Boden liegt und erst nach einem entsprechenden Signal der Halter zuzugreifen. Zahlreiche Hundeschulen und Trainer bieten Anti-Giftköder-Trainings an, die sich sowohl an Halter mit erwachsenen als auch an solche mit jungen Hunden richten. „Hundehalter sollten ihr Tier außerdem immer im Blick haben, so schwer das auch mitunter fallen mag“, rät unter anderem die Polizei Köln. Wachsamkeit sei das beste Mittel, um den Hund davor zu bewahren, etwas Verbotenes oder gar Giftiges zu fressen. „Achten Sie darauf, wo der Hund hinläuft und wo er drangeht“, fasst der Sprecher zusammen.

Die Polizei Frankfurt rät, mit offenen Augen spazieren zu gehen und den Hund auf jeden Fall an der Leine zu halten, wenn in dem bevorzugten Gassigebiet Verdächtiges gefunden worden ist. Sollte der Hund nicht gelernt haben, dass er nichts fressen darf oder wie ein vierbeiniger „Staubsauger“ durch die Landschaft pflügen, ist womöglich ein Maulkorb die beste Lösung. Im Fachhandel gibt es Modelle, die speziell das Aufnehmen und Fressen von unerwünschten Dingen verhindern. Bei Bedarf können Maulkörbe auch individuell für ein Tier angefertigt werden. Trainieren Sie mit Ihrem Hund das Tragen frühzeitig, denn auch an einen Maulkorb muss er sich erst gewöhnen.

Woran erkennt man eine Vergiftung beim Hund?

Hat der Hund Scherben oder Nadeln gefressen, zeigt er meist sofort blutige Verletzungen am Maul. Diese können auch im Darm auftreten, wenn das Tier Scherben verschluckt haben sollte. Manche Gifte wirken ebenfalls fast sofort. Andere, wie etwa Rattengift, benötigen je nach Größe und Gewicht des Hundes Stunden oder gar Tage, bis sie ihre Wirkung entfalten. Rattengift wirkt in der Regel, indem es allmählich die Blutgerinnung beim Tier zerstört. Daher zeigt ein Hund, der das Gift aufgenommen hat, auch zunächst keine „typischen“ Vergiftungserscheinungen wie etwa erbrechen, speicheln oder taumeln.

Blutiges Erbrechen und blutiger Durchfall treten erst später auf. Zudem sind die Schleimhäute des Tiers blass und der Hund wirkt müde. Schließlich stirbt er an Organversagen nach innerlichem Verbluten. Je nachdem, mit welchem Mittel ein Köder versehen wurde, können auch Atembeschwerden, erweiterte Pupillen, Krämpfe, Zittern oder unregelmäßiger Puls Hinweise auf eine Vergiftung sein.

Was tun, wenn der Hund Anzeichen einer Vergiftung zeigt?

Taumelt das Tier plötzlich, blutet es aus dem Maul, erbricht es sich oder hat Durchfall nach dem Gassigang, suchen Sie sofort einen Tierarzt auf! Hat ihr Hund einen Köder angeleckt oder gefressen, nehmen sie die Reste auf jeden Fall mit, damit der Tierarzt eventuell herausfinden kann, um welches Gift es sich handelt. Greifen Sie auf keinen Fall zu sogenannten Hausmitteln und bringen Sie Ihr Tier nicht zusätzlich zum Erbrechen, dadurch können weitere Verletzungen entstehen.

Ist der Hund bewusstlos, legen Sie ihn möglichst auf die Seite, sodass Speichel und Erbrochenes ablaufen können und der Hund nicht daran erstickt. Tipp: In zahlreichen Städten und Gemeinden bieten Organisationen wie das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariterbund und andere Erste-Hilfe-Kurse für Tierhalter an. Volkshochschulen geben mitunter ebenfalls Kurse. Dort wird dann nicht nur das richtige Verhalten im Vergiftungsfall gelehrt. Informationen dazu finden sich auf den Internetseiten der entsprechenden Organisationen. Auch Tierärzte können darüber Auskunft geben, wo dementsprechende Kurse angeboten werden.

Wichtig: Auch wenn Ihr Hund etwas Scharfkantiges oder Spitzes gefressen hat und deshalb Verletzungen im Maul aufweist, gehen Sie zu einem Tierarzt. Der Hund könnte Teile verschluckt haben, die seinen Magen oder Darm verletzen und zu inneren Blutungen führen können. Das Tier muss also unter Umständen operiert werden. Und auch Schnittwunden im Maul gehören in Behandlung.

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Quellen

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