18. September 2024, 14:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Jedes Jahr veröffentlicht die Dogorama GmbH, Anbieter der gleichnamigen App, die aktuellen Giftköder-Zahlen. Diese können Nutzer deutschlandweit melden. Ganz vorn liegen auch dieses Jahr wieder fünf Großstädte, in denen Hunde demnach besonders gefährlich leben.
Immer wieder sterben Hunde durch Giftköder. Wie viele es genau sind, ist nicht bekannt, denn dazu gibt es keine offiziellen Statistiken. Einen Anhaltspunkt bilden zumindest die Giftköder-Zahlen, die jedes Jahr von den Betreibern der App „Dogorama“ veröffentlicht werden. Hier können Nutzer deutschlandweit gefundene Giftköder oder Vergiftungsfälle melden. In diesem Jahr sei die Zahl noch einmal deutlich gestiegen, wie die Dogorama-Redaktion in einer Pressemitteilung mitteilt. Ganz vorn liegen dabei viele Hauptstädte, in denen mit Abstand am meisten Giftköder gemeldet werden.
In diesen Städten leben Hunde besonders gefährlich
Dort, wo viele Giftköder gemeldet werden, ist es für Hunde besonders gefährlich. Die Auswertung der Giftköder-Zahlen, die seit Mitte 2021 in der App eingegangen sind, zeigt, welche Städte besonders weit vorn liegen. Die Top 5 sind:
- Berlin: 1.056 Meldungen (Anstieg um 369 Meldungen seit dem Vorjahr)
- Hamburg: 699 Meldungen (Anstieg um 257 Meldungen)
- München: 412 Meldungen (Anstieg um 143 Meldungen)
- Köln: 389 Meldungen (Anstieg um 147 Meldungen)
- Leipzig: 246 Meldungen (Anstieg um 106 Meldungen)
Berlin steht mit Abstand auf Platz eins. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Stadt im Vergleich zu anderen größer, aber auch die Hundedichte deutlich höher ist und weniger daran, dass hier besonders viele Hundehasser wohnen.
Trotzdem zeigten die Daten, dass die Giftköder-Zahl und damit auch die Gefahr für Hunde in den Großstädten deutlich größer sei, sagt Jan Wittmann, Gründer der Dogorama-App, im Gespräch mit PETBOOK. „Wo viele Menschen leben, knallt es eben öfter“.
Auf dem Land eher gezielte Angriffe
Auf dem Land gebe es das Problem nicht wirklich. „Hier richten sich Giftköder-Attacken eher gezielt gegen bestimmte Personen oder Hunde“, sagt Wittmann. In der Stadt ginge es hingegen anonymer zu. Das vergrößere die Gefahr für alle Hunde.
Besonders Hundebesitzer in Stadtgebieten sollten daher wachsam bleiben und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, rät auch die Dogorama-Redaktion in der Pressemitteilung. Neben den Top 5 zeigten auch andere Städte beunruhigende Zahlen. So verzeichnet Bremen 178 Meldungen, Dortmund 174 und Hannover 172.
Hohe Dunkelziffer vermutet
Und dies sind nur die gemeldeten Zahlen. Jan Wittmann vermutet, dass es eine große Dunkelziffer gibt – auch, was die Zahl der Hund angeht, die an Giftködern sterben. Denn oft seien die Symptome nicht eindeutig oder die Tiere sterben erst einige Tage nach Aufnahme des Giftköders. „Hier veranlasst selten jemand eine Untersuchung des Hundes, wenn klar ist, dass dieser stirbt oder lässt im Anschluss eine Obduktion vornehmen.“ Nur so könne man zweifelsfrei feststellen, dass der Hund auch wirklich vergiftet worden sei.
Auch die Tierrechtsorganisation Peta vermutet, dass die Dunkelziffer der Giftköder noch viel höher ist, als die aktuellen Giftköder-Zahlen, da nicht alle Köder gemeldet werden. Zudem würden Symptome erst Stunden später auftreten, und die Verbindung zum Spaziergang würde dann häufig nicht mehr gemacht. Zwar führt die Polizei Statistiken, doch die Täter würden nur in seltenen Fällen ausfindig gemacht, da es meist keine Zeugen gibt.1
Diese Giftköder werden besonders oft gemeldet
In den von Dogorama veröffentlichten Giftköder-Zahlen sind nur Meldungen enthalten, bei denen es sich tatsächlich auch um einen Giftköder handelt. „Oft werden über die App auch ausgelegtes Futter oder Tierkadaver gemeldet“, sagt Wittmann. Dabei handele es sich aber nicht unbedingt um vorsätzlich ausgelegte Köder.
Diese bestünden vor allem aus präparierten Fleischstücken wie Wurst oder Hackfleischbällchen, die mit giftigen Substanzen wie Rattengift, Schneckenkorn, Betäubungsmitteln oder Frostschutzmittel versehen sind.
Vor allem das Rattengift Alpha-Chloralose würde in letzter Zeit häufiger gemeldet, teilt Wittmann mit. Dieses könne man in jedem Gartenbaumarkt erhalten. Trotz Verbots streuen viele das weiße Pulver großzügig aus – entweder, um Ratten zu bekämpfen, oder gezielt Hunde zu vergiften.
Neben Giftstoffen kommen auch scharfe oder spitze Gegenstände wie Rasierklingen, Nägel oder Scherben zum Einsatz, die in Fleischstückchen versteckt werden. Sie sollen beim Verschlucken schwere innere Verletzungen verursachen. Auch diese wurden bei der Auswertung der Zahlen als Giftköder gewertet.
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Wie nutze ich die Giftköder-Warnung?
Das Giftköder-Radar ist Teil der Dogorama-App und kann kostenlos genutzt werden. Alle Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, gefundene Giftköder zu melden, den Fundort auf einer Karte einzutragen und Bilder der Köder hochzuladen. Bevor die Meldung veröffentlicht wird, prüfe eine KI, ob es sich auch um eine „echte“ Meldung handele, erklärt Jan Wittmann.
Sollten Auffälligkeiten entdeckt werden, sieht sich ein Mitarbeiter von Dogorama die Meldung an, um sicherzugehen, dass diese stimmt. „Dabei schauen wir zum Beispiel, ob es sich nicht um ein Bild aus dem Netz handelt, was schon vor Jahren veröffentlicht wurde oder ob andere Hundehalter auf anderen Plattformen den Fund ebenfalls gemeldet haben.“ So können Nutzer relativ sicher sein, dass es sich um eine tatsächliche Gefahr handelt. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nie, sagt Wittmann.
Wer Giftköder-Funde auch ohne die App melden möchte, kann dies auf der Webseite von Dogorama tun. Dabei lässt sich der Ort auf der Karte sehr exakt vermerken, was besonders für Großstädter mit Hund praktisch ist, da man genau sieht, welche Straße betroffen ist und das Gebiet meiden oder besonders aufmerksam sein kann.