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Studie zieht Vergleich

Beziehung zu Haustieren so wertvoll wie 84.000 Euro im Jahr

Haustiere Lebenszufriedenheit
Laut Studie steigern Haustiere die Lebenszufriedenheit ihrer Halter. Foto: Getty Images / Anna Streltsova
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

9. April 2025, 14:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Haustiere machen glücklich – das wissen viele Tierfreunde aus Erfahrung. Doch wie groß ist dieser Effekt wirklich, und lässt er sich beziffern? Eine neue Studie geht dieser Frage nach und liefert erstmals einen belastbaren Geldwert für das Lebensglück durch Haustiere.

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Die Studie „The Value of Pets: The Quantifiable Impact of Pets on Life Satisfaction“ von Michael W. Gmeiner (London School of Economics) und Adelina Gschwandtner (University of Kent), veröffentlicht 2025 im Fachjournal „Social Indicators Research“, untersucht erstmals den Einfluss von Haustieren auf die Lebenszufriedenheit. Mithilfe eines innovativen Ansatzes zur Analyse verschiedener Daten des britischen Umfrageportals „UK Household Longitudinal Survey“ (Innovation Panel) fanden Forscher einen deutlichen Zusammenhang zwischen Haustierhaltung und gesteigerter Lebenszufriedenheit. Diesen konnten sie sogar beziffern: mit einem ökonomisch messbaren Gegenwert von bis zu 70.000 Britischen Pfund pro Jahr​.

Neue Wege zur Erforschung von Lebenszufriedenheit durch Haustiere

Seit Jahrzehnten zeigen psychologische und medizinische Studien, dass Haustiere positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Die bloße Anwesenheit eines Hundes oder einer Katze kann Blutdruck und Herzfrequenz senken, Stress lindern und Einsamkeit verringern. Tiere fördern zudem soziale Interaktionen – insbesondere Hunde – und werden oft als Familienmitglieder wahrgenommen.

Trotz dieser Erkenntnisse blieb unklar, ob Haustiere wirklich die Ursache für mehr Lebenszufriedenheit sind oder ob Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen eher zu Haustieren neigen. Die vorliegende Studie geht einen Schritt weiter und untersucht gezielt den kausalen Einfluss von Haustieren auf die Lebenszufriedenheit, um den tatsächlichen Nutzen tierischer Begleiter (finanziell) messbar zu machen​.

2.617 Beobachtungen ausgewertet

Die Untersuchung basiert auf dem Daten des britischen Umfrageportals „UK Household Longitudinal Survey“. Insgesamt werteten die Forscher 2.617 Beobachtungen von 769 Individuen aus, die über mehrere Erhebungswellen hinweg befragt wurden.

Die Lebenszufriedenheit wurde auf einer Skala von 1 (sehr unzufrieden) bis 7 (vollkommen zufrieden) gemessen. Um den tatsächlichen Effekt der Haustiere zu isolieren, nutzten die Forscher einen innovativen Ansatz: Als Instrument diente die Häufigkeit, mit der eine Person auf das Eigentum ihrer Nachbarn aufpasst – ein Verhalten, das mit Tierpflege verbunden sein kann, aber nicht direkt die eigene Lebenszufriedenheit beeinflusst. Zusätzlich wurde eine Vielzahl relevanter Kontrollvariablen einbezogen: Persönlichkeitsmerkmale, Einkommen, Gesundheitszustand, soziale Kontakte und demografische Merkmale. Ethik oder Tierschutz wurden im Studiendesign nicht gesondert thematisiert​.1

Haustiere so wertvoll wie 84.000 Euro jährlich

Die Studie zeigt: Haustiere steigern die Lebenszufriedenheit – und zwar deutlich. Während eine einfache Korrelation zwischen Haustieren und Zufriedenheit in den Daten zunächst nicht signifikant war, ergab die kausale Analyse mit den zuvor definierten Instrumentalvariablen einen starken Effekt. So steigt die Lebenszufriedenheit von Hundehaltern um durchschnittlich 2,93 Punkte, die von Katzenbesitzern sogar um 3,74 Punkte auf einer 7-Punkte-Skala​. Diese Steigerung des Glücks entspricht finanzökonomisch betrachtet einem Wert von rund 70.000 Britischen Pfund jährlich – etwa 84.000 Euro. Das ist ungefähr so viel, wie der Glückszuwachs durch häufige Treffen mit Familie und Freunden.

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Unterschiede bei Hunde- und Katzenhaltern

Bemerkenswert ist außerdem, dass diese Werte erzielt wurden, ohne dass die Befragten direkt nach der Bedeutung ihrer Haustiere gefragt wurden – ein Vorteil gegenüber klassischen Umfragen. Auch Unterschiede zwischen Hund und Katze zeigten sich: Hunde wirken besonders stark auf extroertierte Menschen. Katzen werden dagegen eher mit Offenheit und Gewissenhaftigkeit in Verbindung gebracht.

Haustiere als Gesundheitsressource

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie stark Haustiere zur Lebensqualität ihrer Halter beitragen – auf einem Niveau, das mit menschlichen Beziehungen vergleichbar ist. Die hohe „Zahlungsbereitschaft“ von bis zu 70.000 Britische Pfund jährlich zeigt, dass Haustiere nicht nur emotionale, sondern auch ökonomisch relevante Ressourcen für die psychische Gesundheit darstellen.

In einer Zeit, in der psychische Belastungen und Einsamkeit weltweit zunehmen, könnten Haustiere als kostengünstige und effektive Maßnahme zur Gesundheitsförderung dienen. Darüber hinaus bestätigt die Studie frühere Beobachtungen über die sozialen und psychischen Vorteile der Tierhaltung und quantifiziert diese erstmals fundiert. Insbesondere im Bereich der Gesundheitsökonomie eröffnen sich damit neue Perspektiven für Prävention und Therapie. Auch der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitstypen und Tierwahl liefert wertvolle Hinweise für eine passgenaue Tiervermittlung​.

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Begrenzungen der Studie

Die Studie nutzt eine ausgeklügelte Methodik und weist eine fundierte Datengrundlage auf. Allerdings berücksichtigt sie nur Hunde und Katzen, nicht aber andere Haustiere. Außerdem wurde die Dauer der Haustierhaltung nicht über die Zeit hinweg erfasst. Dies könnte allerdings relevant sein, denn positive Effekte von Haustieren können über die Zeit zu- aber auch abnehmen. Etwa, wenn das Haustier durch schwere Kranklheit plötzlich zur finanziellen und psychischen Belastung wird.

Auch die Persönlichkeitsmerkmale wurden nur einmalig erhoben. Zudem ist eine Verzerrung durch Selbstselektion oder nicht erfasste Gesundheitsprobleme nicht ganz auszuschließen. Dennoch liefern die Autoren robuste Kausalnachweise und setzen neue Standards in der Haustierforschung​. Die Studie von Gmeiner und Gschwandtner bringt erstmals handfeste Beweise dafür, dass Haustiere die Lebenszufriedenheit ihrer Halter messbar verbessern – nicht nur emotional, sondern auch ökonomisch.

Quellen

  1. link.springer.com, „The Value of Pets: The Quantifiable Impact of Pets on Life Satisfaction“ (aufgerufen am 09.04.2025) ↩︎

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