15. November 2024, 11:52 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Es gibt die verschiedensten Gründe, den Namen eines Hundes zu ändern. Etwa, wenn ein Vierbeiner aus dem Tierschutz adoptiert wird und die neuen Halter den bisherigen Rufnamen nicht mögen, unpassend finden oder nicht aussprechen können. Doch wie konditioniert man einen Hund auf einen neuen Namen?
Aktuell befinde ich mich im Adoptionsprozess für einen Hund aus dem rumänischen Tierschutz. Allerdings hat dieser vierjährige Mischlingsrüde einen Namen, bei dem ich mich ernsthaft frage, warum man einen Hund so nennen würde. Daher ist für mich beschlossene Sache, dass sich mit seinem Einzug bei mir auch sein Name ändern wird. Doch wie kann man einen Hund an einen neuen Namen gewöhnen? Das wollte ich von Eva Birkenholz wissen. Sie ist Hundetrainerin und Gründerin der Akademie für Hunde in Wülfrath.
Das gilt es bei der Wahl eines Hundenamens zu beachten
PETBOOK: Gibt es Namen oder Silbenfolgen, die sich besonders gut für die Benennung von Hunden eignen, und manche eher weniger?
Eva Birkenholz: „Namen sind oft Geschmackssache, und grundsätzlich kann man den Hund nennen, wie man möchte. Man sollte nur darauf achten, dass der Name gut rufbar ist und sich nicht ähnlich anhört wie wichtige Kommandos, wie ‚Sitz‘. Ein Beispiel wäre der Name ‚Fitz‘ – das könnte für den Hund schwer zu unterscheiden sein, wenn er zwischen ‚Fitz‘ und ‚Sitz‘ wählen soll.“
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Silbenzahl ist bei Hundenamen nebensächlich
Welchen Tipp würdest du Menschen geben, um den besten Namen für ihren Hund zu finden – gerade, wenn sie nicht unbedingt einen typischen Modenamen wie „Milo“ verwenden möchten?
„Der Name sollte einem in erster Linie gefallen und leicht auszusprechen sein, besonders für alle Personen, die regelmäßig mit dem Hund zu tun haben. Ich habe zum Beispiel einem meiner Hunde einen spanischen Namen gegeben, den ich gut aussprechen kann, andere aber nicht so leicht. Oft wird er dann falsch ausgesprochen, und das kann verwirrend sein. Ansonsten ist es eine Frage des Geschmacks, ähnlich wie bei der Namenswahl für Kinder.“
Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, welche Arten von Namen Hunde besonders gut lernen, zum Beispiel zweisilbige Namen oder solche, die auf einen Vokal wie „o“ enden?
„Die gibt es bestimmt. Meiner Erfahrung nach reagieren Hunde jedoch auf verschiedene Namen unabhängig von der Silbenzahl gut, solange das Training dahinter stimmt. Ich hatte Hunde mit kurzen, einsilbigen Namen sowie zweisilbige Namen wie ‚Kalle‘, und ich konnte keinen signifikanten Unterschied feststellen. Entscheidend ist vielmehr, dass der Name positiv konditioniert und er konsequent eingesetzt wird.“
„Hunde erkennen, wenn sie gemeint sind“
Im Internet gibt es auch die Diskussion, dass Namen, die wie häufig verwendete Wörter in der alltäglichen Kommunikation klingen, den Hund ablenken könnten. Stimmt das?
„Das sehe ich nicht so kritisch. Hunde verstehen sehr gut, wann sie direkt angesprochen werden. Nur weil ich in einem Satz ‚komm‘ sage, bedeutet das nicht, dass der Hund direkt kommt. Hunde erkennen, wenn sie gemeint sind.“
Du hast erwähnt, dass Hunde ihre Namen oft ignorieren, wenn sie inflationär gebraucht werden. Könntest du das etwas genauer erläutern?
„Ja, das ist ein häufiger Fehler. Wenn ein Hund ständig seinen Namen hört, ohne dass damit eine klare Reaktion oder Aktion verbunden ist, verliert der Name für ihn an Bedeutung. Er weiß dann nicht, ob er reagieren soll oder nicht, weil der Name keine eindeutige Funktion mehr hat. Hunde lernen durch Wiederholung, aber nur, wenn die Wiederholung auch mit einer Konsequenz oder Belohnung einhergeht. Wenn ich 500-mal ‚Bello‘ sage und nur in einem von 501 Fällen meine, dass er wirklich zu mir kommen soll, wird der Hund seinen Namen eher ignorieren. Wichtig ist, den Namen gezielt und mit Bedeutung zu verwenden.“
„Der Name eines Hundes funktioniert wie ein Kommando“
Welche Fehler siehst du als Trainerin häufig beim Thema Hundenamen?
„Ich finde es wichtig zu betonen, dass der Name eines Hundes wie ein Kommando funktioniert. Wenn ich jemanden anspreche, erwarte ich eine Reaktion – genauso ist es bei einem Hund. Ein Hund muss erst einmal lernen, dass sein Name eine Bedeutung hat und dass er darauf reagieren soll. Viele Menschen denken, der Hund wisse automatisch, dass das der Name ist, sobald sie ihn zum ersten Mal sagen. Ein strukturiertes Training ist wichtig, um den Namen zu etablieren und die gewünschte Reaktion zu fördern.“
Ein oft gegebener Tipp ist, den Namen in einer höheren Tonlage zu sagen. Bringt das eine bessere Reaktion?
„Eine hohe Stimme oder ein Quietschen funktioniert oft gut, vor allem bei jungen Hunden. Es geht aber mehr darum, dass die Stimme freundlich klingt. Hunde können zwischen freundlichem und strengem Tonfall unterscheiden, ohne dass man „Gutschi, Gutschi“ machen muss, was manchen Menschen auch unangenehm wäre. Der Tonfall sollte einfach freundlich sein – Hunde spüren, ob wir ihnen freundlich oder böse gegenüberstehen, und das ist wichtiger als die Tonhöhe.“
Hunde können zwischen eigentlichem Namen und unverbindlichen Spitznamen unterscheiden
Manchmal kommt es vor, dass Hunde Spitznamen oder Kosenamen bekommen. Können Hunde zwischen dem richtigen Namen und diesen Spitznamen unterscheiden?
„Ja, das können sie. Ich habe selbst drei Hunde, die jeweils einen Rufnamen und mehrere Spitznamen haben. Sie erkennen, ob ich sie verbindlich anspreche oder einfach nur nett mit ihnen rede. Wichtig ist, dass es eine klare Ansprache gibt. Wenn ich meinen Labrador ‚Casper‘ nenne, weiß er, dass es eine verbindliche Ansprache ist und dass er darauf reagieren muss. Wenn ich ihn hingegen mit ‚Cassie‘, ‚Dicker‘ oder ‚Brauner‘ rufe, versteht er, dass er gemeint ist, aber es ist eher ein nettes Ansprechen ohne Verpflichtung. Hunde interpretieren die Gesamtsituation, also Gestik, Blickkontakt und die Art der Ansprache. Diese Faktoren sind wichtiger als das eigentliche Wort, das wir verwenden.“
Wie sieht es aus, wenn Hunde aus dem Tierschutz kommen und man den Namen ändern möchte? Wie gewöhnt man den Hund an einen neuen Namen?
„Das ist recht einfach. Man sollte den Namen bewusst trainieren und konditionieren, indem man den Namen des Hundes sagt und ihm dann ein Leckerli gibt. Das kann man mehrmals täglich wiederholen, auch draußen, bis der Hund den Namen als etwas Positives empfindet. So lernt er, dass der Name Bedeutung hat – meistens eine positive – und reagiert darauf.
„Anfangs ist der Name für den Hund nur ein Geräusch“
Denn anfangs ist der Name für den Hund nur ein Geräusch, aber wenn er damit immer etwas Gutes verbindet, wird er darauf reagieren. Man kann später den Abstand schrittweise erhöhen und auch mit Ablenkungen üben, um sicherzustellen, dass der Hund den Namen erkennt und reagiert, selbst wenn etwas Spannenderes passiert.“
Bei Hunden aus dem Tierschutz weiß man oft wenig über deren Vergangenheit. Hast du schon einmal erlebt, dass ein Hund auf einen alten Namen reagiert hat, obwohl seine Vorgeschichte unklar war?
„Nein, das habe ich so noch nicht erlebt. Ein interessanter Fall war aber, als ich mal Kunden hatte, die ihren Hund nach anderthalb oder zwei Jahren umbenennen wollten, obwohl sie ihn seit Welpenalter hatten. Ich selbst habe den Hund noch häufig aus Gewohnheit mit dem alten Namen angesprochen und er hat weiterhin darauf reagiert, da er gelernt hatte, dass dies eine freundliche Ansprache von mir ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund auf seinen alten Namen durch Zufall reagiert, ist eher gering. Allerdings habe ich schon einmal einen Hund gefunden, dessen Namen ich nicht kannte, und ich habe verschiedene Namen und Silben ausprobiert, um zu sehen, ob er auf eine bestimmte Kombination reagiert. Dabei habe ich darauf geachtet, ob er die Ohren spitzt oder aufmerksamer wird. Das kann funktionieren, aber es bleibt unwahrscheinlich, dass man durch bloßes Ausprobieren zufällig den früheren Namen eines Hundes trifft.“
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„Hunde werden einem alten Namen nicht hinterhertrauern“
Wenn ich mir jetzt einen Hund aus dem Tierschutz hole und ihm einen neuen Namen geben möchte – sollte ich diesen Namen schon vor der Ankunft festlegen oder erst die Persönlichkeit des Hundes kennenlernen?
„Beides ist in Ordnung. Es kommt darauf an, was für dich am besten passt. Einige haben schon vor der Ankunft eine Vorstellung, wie der Hund heißen soll. Du kannst ihn ab Tag eins auf den neuen Namen konditionieren, unabhängig davon, ob er vorher schon einen Namen hatte. Wenn du den Hund erst einmal ein paar Tage kennenlernst und dann merkst, dass ein anderer Name besser passt, ist das auch kein Problem. Hunde leben im Moment und sind sehr anpassungsfähig. Auch wenn sie schon einen Namen haben, können sie jederzeit einen neuen lernen, ganz unabhängig vom Alter. Ihrem alten Namen werden sie nicht hinterhertrauern.
Über Sinn und Unsinn lässt sich natürlich streiten. Ob ich jetzt meinen Hund nach einem Jahr wieder umtaufe, weil mir der Name plötzlich nicht mehr gefällt, da weiß ich auch nicht, ob ich das unbedingt machen würde. Aber für den Hund ist das ja letztendlich kein Problem. Der ist dann nicht traurig um seinen Namen. Der lernt dann einfach, dass jetzt eine andere Phase ist.“