14. Juli 2024, 16:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dem Ball oder Stöckchen hinterherjagen – viele Hunde lieben das. Manche dagegen lassen sich davon weniger begeistern. Doch lernen kann das Apportieren eigentlich jeder Hund. Mit einem einfachen Trick.
Wenn Menschen, die sich nicht besonders gut mit Hunden auskennen, an Spiele für die Tiere denken, kommt wohl fast allen direkt eins in den Sinn: Apportieren. Denn manche Hunde scheinen mit absoluter Freude stundenlang im Park nichts anderes zu machen. Allerdings gibt es auch einige, denen das Wiederbringen eines Spielzeugs eher nicht so liegt. Ein Hundetrainer verrät, wie es mit einfachen Mitteln trotzdem gelingen kann.
Grundsätzlich haben die meisten Hunde Lust zum Apportieren, aber manche lassen sich dann doch mehr begeistern als andere. Warum das so ist, weiß Anton Fichtlmeier, der mit „Suchen und Apportieren“ auch ein Buch zum Thema geschrieben hat.
Welche Hunderassen mit Vorliebe apportieren
Viele Hunde genießen es, wenn sie zusammen mit ihren Menschen Zeit verbringen können. Über das gemeinsame Spielen stärken sie ihre Beziehung zueinander. Für Fichtlmeier ist das Apportieren dabei zum einen eine Art von Kommunikationsmittel. Während auf der anderen Seite das Werfen des Stöckchens oder Balls einen instinktiven Bewegungsreiz auslöst, dem sich nur wenige Hunde widersetzen. Durch ihre Veranlagung bringen manche Hunderassen bereits von Haus aus besondere Bereitschaft zum Apportieren mit.
„Dazu zählen auf alle Fälle die Retriever, die dahingehend gezüchtet wurden, dass sie bei der Jagd auf Vögel diese zum Jäger tragen. Übersetzt aus dem Englischen bedeutet ‚retrieve‘ schließlich zurückbringen, bergen oder wieder auffinden.“ Auch viele der Jagdhunderassen brächten diese Veranlagung mit, etwa die Vorstehhunde wie Weimaraner, Griffon oder Setter. „Selbst Hunderassen, die nur für die Fährtenarbeit gezüchtet wurden, wie ein Bayerischer Gebirgsschweißhund BGS, können zum Apportieren trainiert werden, und das sogar aus dem Wasser“, so der Experte.
Die meisten Hunde zeigen also schnell Bereitschaft, jedem Stöckchen hinterherzulaufen, wenn es geworfen wird. Das kann aber mit vielen Wiederholungen nachlassen. Nordische Hunde, Hütehunde und Herdenschutzhunde sehen laut Fichtlmeier meist weniger Sinn darin, einem Objekt hinterherzulaufen, das man vier- oder fünfmal wirft. Auch wenn das Objekt abgelegt oder versteckt wird, sinkt bei vielen Vierbeinern die Lust zum Suchen und Bringen, da der auslösende Bewegungsreiz fehlt.
Apportieren durch Tausch trainieren
Grundsätzlich kann jedoch jeder Hund, egal in welchem Alter, lernen zu apportieren. Einfach ausgedrückt trägt der Hund dem Menschen dabei Dinge zu und lernt über das nach dem Trainer benannte „Fichtlmeiersche Tauschkonzept“, dass es für ihn von Vorteil ist, wenn er die Beute seinem Menschen überlässt.
Dafür sind nur wenige Schritte erforderlich, sagt der Hundetrainer: „Wenn der Hund etwas im Maul hat, bewegt man sich von ihm weg. Damit ist man nicht konkurrierend, das heißt, der Hund bekommt nicht das Gefühl, dass man ihm die Beute wegnehmen will. Wenn die Bindung passt, wird der Hund mit der Beute im Maul nachlaufen.“
Biete man ihm dann schnell ein Stückchen Futter oder eine andere Belohnung als Tausch an, werde er das Objekt gern überlassen. „Dann lernt er meist schnell, dass er Zug um Zug tauschen kann.“ Extra-Tipp: Tatsächlich sind Tennisbälle und Stöcke beide nicht sonderlich gut geeignet, um mit Hunden das Apportieren zu üben. Besser eignet sich ein spezieller Dummy, den es mit verschiedenen Gewichten, aber auch in der Hohlkörpervariante zum Apportieren im Wasser gibt.
Was aber, wenn ein Hund plötzlich nicht mehr apportieren möchte?
In der Regel wird ein Hund, der Spaß am Bringen von Objekten hat, diese Freude nicht von einem Tag auf den anderen verlieren. Allerdings kann es aufgrund von einigen Faktoren dazu kommen, dass Hunde generell nicht gern apportieren. Oder ihre Freude daran im Laufe der Zeit abnimmt. Deshalb sollte man in diesen Fällen immer die Gesundheit des Hundes überprüfen.
So können Verletzungen an den Zähen oder Pfoten, Herz-Kreislauf-Probleme und andere, unklare Schmerzen Hunde in ihrer Aktivität einschränken. Andererseits kann es auch sein, dass der Hund bereits genug trainiert hat und vom Apportieren überlastet ist. Tatsächlich können Hunde, die häufig apportieren, ansonsten sogar eine Art Spielsucht entwickeln und zu regelrechten „Balljunkies“ werden. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in diesem Artikel: „Expertin mahnt: »Auch Hunde können spielsüchtig werden!“
Tatsächlich können Hunde aber auch an einem bestimmten Tag einfach keine Lust auf das Apportieren haben. Vor allem dann, wenn etwas anderes gerade viel spannender erscheint und sie sich immer wieder ablenken lassen, rückt das Spielangebot mittels Ball gern erst mal in den Hintergrund.
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Apportieren ist anstrengender Hundesport
Apportieren kann auch als ein Sport für Hunde verstanden werden – und sogar einer, der sehr anstrengt. Denn die Tiere legen schnelle Sprints zu einem Gegenstand ein. „Beim Hinterherjagen von Stöckchen ist ein Hund oft sehr angespannt. Wiederholt rennt er abrupt los, stoppt, rennt wieder los – das ist auf Dauer schlecht für die Gelenke“, warnt der Experte.
Alternativ sei es daher schonender, wenn man die Objekte auslegt oder einen Gegenstand versteckt und den Hund dann suchen lässt. „Das verhindert die sehr abrupten Bewegungen“, sagt Fichtlmeier. Gerade auch bei extrem warmem oder kaltem Wetter sollte man außerdem Rücksicht auf sein Tier nehmen. Vor allem, wenn es bereits ein Senior ist.
Mit Material der dpa