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Verhalten erklärt

Kann sich ein Hund sich im Spiegel erkennen?

Weißer Pudel vor einem golden umrandeten Spiegel
Ob Hunde sich im Spiegel erkennen können, untersucht der sogenannte Spiegeltest Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

14. September 2024, 16:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Ob sich Hunde selbst im Spiegel erkennen können – darüber diskutieren Experten weltweit. Wissenschaftler haben für Tiere einen Test entwickelt, der das nachweisen soll. Doch wie schneiden Hunde dabei ab?

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Erblickt sich ein Hund das erste Mal sein Bild im Spiegel, beginnt er oft zu bellen oder versucht, den vermeintlichen Artgenossen zum Spiel aufzufordern. Dann ist er verwirrt und sieht nach, ob sich der Artgenosse hinter dem Spiegel befindet. Später interessiert ihn das Spiegelbild dann nicht mehr und er scheint es zu ignorieren. Ob er verstanden hat, dass er es selbst ist? Können Hunde sich im Spiegel erkennen?

So funktioniert der Spiegeltest

Um festzustellen, ob ein Tier sich im Spiegel sehen bzw. erkennen kann, werden ein oder zwei geruchlose Farbpunkte an einer Stelle seines Körpers angebracht. Diese können sie nur im Spiegel sehen. Eine klassische Position ist dabei die Stirn. Sieht das Tier sich nun im Spiegel und beginnt darauf zu reagieren, indem es versucht, den Punkt loszuwerden, gilt als bewiesen, dass es sich im Spiegel wirklich erkannt und somit ein Ich-Bewusstsein hat. Versucht es dagegen, den Fleck direkt auf der Spiegeloberfläche zu entfernen, hat es die Reflexion nicht mit dem eigenen Ich in Verbindung gebracht. 1

Auch interessant: Diese Tiere erkennen sich im Spiegel

Hunde fallen beim Test regelmäßig durch

Wir Menschen können es – und auch einige Tierarten, wie etwa Menschenaffen, Elefanten, Delfine, Elstern und Schweine, erkennen sich selbst im Spiegel. Das bedeutet, sie haben eine Selbstwahrnehmung. Herausgefunden hat dies der Biopsychologe Gordon G. Gallup mit dem sogenannten Spiegeltest. Hunde sind beim Spiegeltest regelmäßig durchgefallen. Aber heißt das im Umkehrschluss, dass sie kein wirkliches „Bewusstsein“ haben und deshalb weniger intelligent sind?

Oft wird das Erkennen im Spiegel mit selbstreflexiven Fähigkeiten gleichgesetzt. Das sei aber Unsinn, meint der Verhaltensökologe Alex Jordan. Er war 2023 im Team um Masanori Kohda der städtischen Osaka-Universität an einer Studie beteiligt, die zeigte, dass auch Putzerlippfische mit ihrem Spiegelbild interagieren (PETBOOK berichtete).

Selbsterkennung sei nichts Besonderes, so Jordan. „Sogar Bakterien unterscheiden zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst“, zitiert die Schweizer Tageszeitung „Neue Zürcher Zeitung“ den Biologen. Ein Bewusstsein brauche es dafür nicht. Stattdessen solle man die Kognition, die komplexe geistige Aktivität, als graduelle Entwicklung sehen, die bei unterschiedlichen Arten unterschiedlich ausgeprägt sei. Für eine solche Sicht plädieren auch andere Wissenschaftler. 

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Ist der Spiegeltest für Hunde geeignet und aussagekräftig?

Viele Kognitionswissenschaftler bestätigen, dass Hunde sehr wohl über ein Selbstbild verfügen. Sie geben zu bedenken, dass die Welt der Hunde mehr über Gerüche oder Geräusche funktioniert. Bei Geruchstests konnten Wissenschaftler beobachten, dass Hunde den Eigengeruch, von dem anderer Hunde unterscheiden können.

So fand etwa Alexandra Horowitz vom Barnard College in diversen olfaktorischen Tests heraus: „Hunde verbringen länger damit, den Geruch anderer Hunde als ihren eigenen Geruch zu untersuchen“. Beim Test gab es auch folgende Versuchsanordnung: Riecht der Hunde seinen eigenen Urin, interessiert ihn das nicht sonderlich. Fügt man dem eigenen Geruch aber noch einen Marker, also ein paar Tropfen eines fremden Urins hinzu, schnüffelt er sofort länger daran. Genau deshalb ist das Markieren ein so wichtiges Verhalten unserer Hunde. 2 3

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Warum bellt der Hund sein Spiegelbild an?

Manche Hunde gebärden sich wie wild, wenn sie in den Spiegel schauen. Einige Tierbesitzer berichten, dass sie die Spiegel verhängen oder abnehmen mussten, weil ihr Hund so verschreckt oder aggressiv auf sein Gegenüber reagiert hat. Der Grund dafür ist, dass Hunde sich nicht selbst im Spiegel erkennen und in der Reflexion einen fremden Artgenossen sehen. Die meisten Vierbeiner lernen aber rasch, dass von dem Gegenüber keine Gefahr ausgeht und sie beginnen ihr Spiegelbild zu ignorieren.

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Fazit

Der Spiegeltest, der bei Hunden so gut wie immer negativ ausfällt, lässt keine Rückschlüsse auf die Intelligenz und das Ich-Bewusstsein des Hundes zu, da dieser Art von Test für Hunde womöglich einfach ungeeignet ist. Sie reagieren einfach mehr auf olfaktorische als auf visuelle Reize.

Themen #platinum Hundeverhalten

Quellen

  1. Deine Tierwelt, „Spiegel-Test: Welche Tiere erkennen sich selbst im Spiegel?“ (aufgerufen 1.9.2022) ↩︎
  2. Horowitz, A. (2017). Smelling themselves: Dogs investigate their own odours longer when modified in an „olfactory mirror“ test. Behavioural processes, 143, 17-24. ↩︎
  3. Roberto Cazzollagatti, „Self-awareness in dogs needs no mirroring“ (aufgerufen 13.09.2024) ↩︎
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