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Verhalten erklärt

Darum legen Hunde manchmal ihren Kopf schräg zur Seite

Ein Border Collie hält beim Spaziergang in der Natur den Kopf schräg
Viele Hundebesitzer finden es niedlich, wenn der Hund schelmisch den Kopf schräg hält. Aber warum tun Hunde dies? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

10. August 2023, 16:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Viele Hundehalter kennen die Geste: der vierbeinige Freund sitzt aufgeregt vor einem und legt den Kopf schief auf eine Seite. Dieses niedlich anmutende Verhalten ist noch immer nicht vollständig erforscht und es ranken sich einige Theorien darum. PETBOOK gibt einen Überblick.

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Hunde kommunizieren mit uns Menschen über verschiedene Wege und können bis zu 200 Kommandos und die dazugehörigen Worte erlernen. Manche Gesten, wie den Hundeblick, haben sie sich speziell antrainiert, um mit uns zu interagieren und Belohnungen zu bekommen. Aber warum hält der Hund den Kopf manchmal schräg zur Seite? Will er damit ebenfalls kommunizieren oder steckt womöglich eine Krankheit dahinter?

Studie untersuchte erstmals, warum Hunde den Kopf schräg halten

Forscher der Eötvös Loránd Universität in Budapest in Ungarn untersuchten 2021 das erste Mal, weshalb Hunde den Kopf eigentlich schräg legen. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Ethologen Andrea Sommese, der sich mit dem Verhalten von Tieren in natürlichen Habitaten beschäftigt, konnten spannende Erkenntnisse liefern. Bereits zuvor hatten sich die Forscher mit Videomaterial der Hunde beschäftigt, die das Verhalten zeigten und Hypothesen aufgestellt.

Ziel der Video- und Feldstudie war es, den Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeit und seitlich gelagerten mentalen Funktionen zu dokumentieren. Zu diesem Zweck haben sie mit 40 zuvor trainierten Hunden einen Objekt-Wissenstest durchgeführt. Dabei fanden sie heraus, dass besonders Hunde, die das Wort für ein bestimmtes Objekt oder ihr Lieblingsspielzeug gelernt hatten, den Kopf schräg zur Seite legten. Daher liegt die Tatsache nahe, dass der auditive Reiz dabei eine Rolle spielt.

Ebenfalls konnten die Wissenschaftler über jahrelange Tests nachweisen, dass Hunde beim Anwinkeln des Kopfes immer nur eine Seite präferieren. Dies war bei den untersuchten Tieren stets individuell. Allerdings wurden keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass sich die Hunde so in Richtung des Sprechers orientierten, also legten sie den Kopf wohl nicht auf die Seite, um besser zu hören. Des Weiteren zeigte sich auch, dass manche Hunde Wörter besser erkannten und lernten als andere. Besonders die „sprachbegabten“ Tiere zeigten das Verhalten im Experiment – ein Border-Collie-Weibchen identifizierte am Ende der Studie sogar 54 verschiedene Spielzeuge fehlerfrei!

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Weitere Gründe, warum Hunde den Kopf schräg legen

Allerdings betonte Erstautor Sommese gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „Livescience“ ebenfalls, dass Hunde noch in anderen Situation den Kopf schräg zu einer Seite legen. Sie würden dies jedoch nur zu tun, wenn etwas für sie besonders relevant sei. „Es scheint, dass dieses Verhalten stark mit der Geräuschwahrnehmung zusammenhängt, und es könnte etwas sein, das sie tun, wenn sie versuchen, genauer zuzuhören, oder vielleicht, wenn sie ein wenig verwirrt sind.“ Womöglich neigen Hunde jedoch auch den Kopf, weil sie sich im Geiste ein Bild von etwas machen und sich erinnern, schreiben die Autoren in ihrer Studie.

Das Verhalten kann aber auch erlernt sein. Gerade weil Menschen es oft sehr niedlich finden, wenn Hunde ihren Kopf zur Seite legen, bestärken sie es bewusst oder unbewusst mit positivem Feedback. Der Hund merkt, dass es uns gefällt, wenn er scheinbar schelmisch guckt, also zeigt er es häufiger. Die Theorie, dass Hunde dies tun, um Geräusche besser wahrzunehmen, hält sich zudem weiterhin, auch wenn Sommese und Kollegen in ihrer Studie dafür keine Beweise finden konnten.

Eine weitere Hypothese ist, dass Hunde ihren Kopf seitwärts legen, damit sie uns besser beobachten können, da ihre Schnauze die Sicht einschränkt. Dies scheint jedoch eher weniger wahrscheinlich, denn dann sollte sich das Verhalten auch beim Laufen und beim Wahrnehmen anderer Tiere zeigen und nicht nur in der Interaktion von Mensch und Hund.

Wann es bedenklich ist, wenn der Hund den Kopf auf einer Seite schräg hält

Im Gegensatz zu antrainierten Verhalten oder einem Zeichen der Aufmerksamkeit, kann der Hund den Kopf auch schräg halten, wenn er unter bestimmten Krankheiten leidet. Dann ist dieses Verhalten meist nicht spontan, wenn wir uns mit den Tieren beschäftigen oder sie mit uns kommunizieren, sondern permanent. Der Kopf wird dann praktisch gar nicht mehr in eine normale Haltung gebracht.

Dies kann an einem gestörten Gleichgewichtssinn liegen. Wie bei uns Menschen auch befindet sich dieser bei Hunden im Ohr. Ist der Gleichgewichtssinn gestört, zeigt das Tier häufig noch andere Symptome. Dazu zählen Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Auch Augenflackern und -flattern treten häufig auf. Besonders bei älteren Hunden können die Störungen des Gleichgewichts durch das Vestibular-Syndrom ausgelöst werden. Dabei werden das Innenohr und das Gehirn – manchmal auch nur einseitig – nicht ausreichend mit Blut versorgt.

Zudem kann es vorkommen, dass der Hund den Kopf schräg hält, weil er eine Mittelohrentzündung hat oder unter einem Parasitenbefall leidet. Auch Fremdkörper im Ohr können zu der dauernden Fehlhaltung führen. Zudem kann ein Epilepsie- oder Schlaganfall dazu führen, dass der Hund seinen Kopf nicht mehr gerade halten kann. Wenn der Vierbeiner also plötzlich und dauerhaft den Kopf schräg hält, ist es ratsam, mit ihm zu einem Tierarzt zu gehen. Wenn das Tier tatsächlich Gleichgewichtsstörungen oder Anfälle hat, sollte er zudem nicht selbst laufen müssen, sondern transportiert werden.

Saskia Schneider, leitende Redakteurin bei PETBOOK

Diese Erfahrungen habe ich mit meiner Hündin gemacht

„Meine Zergspitzhündin Yumi zeigt dieses Verhalten oft, wenn wir von Spaziergängen zurück, das Treppenhaus hochgehen. Hier haben wir es uns zum Ritual gemacht, auf jedem Stockwerk einen kleinen Trick zu machen, um den Weg bis in die vierte Etage etwas spaßiger zu gestalten. Das machen wir aber nicht immer. Trotzdem sitzt Yumi jedes Mal erwartungsvoll am oberen Ende der Treppe und legt den Kopf zur Seite als wolle sie ganz genau aufpassen, ob ich einen Trick abfrage. Auch, wenn ich in meiner Tasche wühle, hält sie oft den Kopf schräg in der Erwartung, ich könnte ein Leckerli herausholen.“Saskia Schneider, leitende Redakteurin bei PETBOOK
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Quellen

Themen Hundeverhalten
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