30. Oktober 2023, 17:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wissenschaftler der Universität Kopenhagen haben sich in einer Studie der ewigen Frage gewidmet: Hund oder Katze? Welches Haustier die Schnauze auf der Beliebtheitsskala vorne hat.
Hund oder Katze? Katze oder Hund? Viele Haustierbesitzer können oder wollen sich gar nicht für das eine oder andere entscheiden. Allerdings scheint es, gerade was die Liebe zu Katzen angeht, noch immer Nachholbedarf zu geben. Forscher der Universität Kopenhagen in Dänemark haben nun in einer Studie herausgefunden, dass viele Halter sich mehr um Hunde als um Katzen kümmern.
Forscher erhoben Daten anhand von vier Kriterien
Erstautor Peter Sandøe und sein Team haben repräsentative Umfragen durchgeführt, um ein für allemal die Frage zu klären, ob die Katze oder der Hund beliebter ist. Die Forscher untersuchten Daten von 2117 Tierhaltern in Großbritannien, Dänemark und Österreich.
844 der Befragten waren Hundebesitzer, 872 Katzenbesitzer und 401 gaben an, beide Tierarten zu halten. Anschließend bewerten die Forscher ihre Daten anhand von vier Kriterien. Darunter die Lexington-Skala zur Bindung an Haustiere (LAPS), sowie den Besitz einer Krankenversicherung für Haustiere.
Auch die Bereitschaft, für lebensrettende Behandlungen zu zahlen, sowie die Erwartung an tierärztliche Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten wurden untersucht. Die Studie wurde im Fachmagazin „Frontiers in Veterinary Science“ veröffentlicht.
Auch interessant: Fühlen Haustiere wirklich Eifersucht?
Ergebnisse zeigen kulturell bedingte stärkere Bindung an den Hund
Gerade in der LAPS-Skala schnitten Hunde auch bei vorangegangenen Studien durchschnittlich besser ab als Katzen. Dieser Fragebogen ist nach wie vor das Standardwerk, um emotionale Verbindungen mit Haustieren zu bewerten. Bei der Analyse zeigte sich kein großer Unterschied zwischen der Liebe zu Hunden und Katzen in Österreich und Großbritannien, wobei Hunde jedoch um Haaresbreite vorn langen. In Dänemark zeigte sich jedoch ein ganz anderes Bild: Katzen erreichten durchschnittlich mindestens 10 Punkte weniger auf der Sympathie-Skala als Hunde.
Es zeigte sich ebenfalls, dass Halter eher bereit sind, für Hunde eine Krankenversicherung abzuschließen und für lebensrettende Behandlungen zu zahlen. Auch kümmerten sich die Menschen – vor allem in Dänemark – mehr um ihre Hunde als um ihre Katzen. Nur elf Prozent der Befragten dort gab beispielsweise an, für lebenserhaltende Maßnahmen bei einer Katze zahlen zu wollen.
Besonders eklatant waren die Unterschiede in allen Ländern bei der Tierkrankenversicherung. Während in Dänemark über 70 Prozent der Hunde versichert waren, genossen nur 24 Prozent der Katzen einen Schutz. Der Anteil der Tierkrankenversicherung in Österreich lag bei beiden Tierarten unterhalb von 30 Prozent – bei Katzen sogar nur bei zehn Prozent. Ein gemäßigteres 60/40 Verhältnis zeigte sich im Vereinten Königreich, wobei der Hund wieder eine Schnauzenlänge vor der Katze lag.
Auch interessant: Darf ich der Arbeit fernbleiben, wenn mein Tier krank ist und Pflege benötigt?
Wissenschaftler vermuten kulturhistorischen Hintergrund hinter der Beliebtheit von Hunden
„In allen Ländern kümmern sich die Menschen mehr um ihre Hunde als um ihre Katzen, aber das Ausmaß des Unterschieds variiert dramatisch“, sagte Bioethiker Peter Sandøe gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „LiveScience“. „Es scheint also kein universelles Phänomen zu sein, dass sich die Menschen weniger um ihre Katzen kümmern als um ihre Hunde.“
Aus globaler Sicht seien sich die untersuchten Länder jedoch auch sehr ähnlich. Einen wichtigen Unterschied in der Wahrnehmung von Hund und Katze sehen Sandøe und Kollegen jedoch in der Urbanisierung und der landwirtschaftlichen Vergangenheit der Länder.
Während die industrielle Revolution in England schon früh begann, war Dänemark noch bis ins 19. Jahrhundert ländlich geprägt. In diesen Gegenden waren Katzen lange nicht im Haus erlaubt, sondern wurden als Mäusefänger gehalten. Entsprechend halb-verwildert lebten sie und verhielten sie sich gegenüber Menschen. Der Hund jedoch arbeitete stets mit dem Bauern zusammen. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass der Unterschied wahrscheinlich von diesen kulturellen Faktoren abhängt. Und auch davon, ob die Tiere viel Zeit mit ihren Besitzern im Haus verbringen.
Hund oder Katze? Weitere Forschung nötig
Für die kulturhistorische Einschätzung ist es auch wichtig, dass alle Länder sich in Europa befinden. Das aufgezeigte Bild der Studie kehrt sich jedoch auch in vielen anderen Ländern um. Gerade im asiatischen Raum haben Katzen Kultstatus. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in muslimisch geprägten Ländern, in denen viele Straßenhunde zu sehen sind, die Katze aber aufgrund ihrer Sauberkeit ein hohes Ansehen besitzt.
Auch warum Hunde generell etwas positiver wahrgenommen werden als Katzen, muss noch debattiert werden. Einerseits könnte es natürlich daher rühren, dass Hunde ihrem Halter häufiger gefallen wollen, als Katzen es tun. Allerdings geben die Studienautoren auch zu bedenken, dass der LAPS-Test niedrigere Werte für Katzen ergeben könnte, weil sie tendenziell weniger Punkte bei einigen Fragen erhalten. Darunter zum Beispiel „Fühlen Sie sich durch ihr Haustier sicherer?“ und „Bekommen Sie mehr Bewegung durch ihr Haustier?“ Inwiefern er daher für die Betrachtung beider Arten angepasst werden muss, ist noch zu klären.
Ein weiterer Faktor, der in Bezug auf die Ergebnisse berücksichtigt werden sollte, ist die Tatsache, dass Tierarztkosten für Hunde und entsprechende Eingriffe bei den Tieren in der Regel etwas teurer sind als bei Katzen. Dies könnte aufgrund des größeren Kostendrucks auch die höhere Bereitschaft eine Krankenversicherung abzuschließen erklären. Interessant wäre auch eine Aufstellung über urbane und ländliche Gebiete innerhalb verschiedener Länder. In der Frage aller Fragen – Hund vs. Katze – scheint das letzte Wort also noch nicht gesprochen.
Laut Studie Wer mit Tieren aufwächst, hat weniger Nahrungsmittelallergien
Studie belegt Hunde können vor Freude weinen
Ängstlich, energisch, ausdauernd Studie identifiziert 7 Persönlichkeitsmerkmale von Hunden und wovon sie beeinflusst werden
Quellen
- Sandøe, P., Palmer, C., Corr, S., Springer, S., & Lund, T. B. Do people really care less about their cats than about their dogs? A comparative study in three European countries. Frontiers in Veterinary Science, 10, 1237547.
- „Gizmodo.com“, „Pet Owners Care More About Their Dogs Than Cats, Study Find“ (aufgerufen am 30.10.2023)
- „LiveScience.com“, „Study Finds People Care More About Dogs, And Not Everybody’s Thrilled“ (aufgerufen am 30.10.2023)