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Studienlage

Merken Hunde, wenn man sie anlügt?

Ein Hund guckt misstrauisch, mit kleinen Augen und angelegten Ohren
Wird ein Hund tatsächlich misstrauisch, wenn man ihm nicht immer die ganze Wahrheit sagt? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

19. Oktober 2024, 18:35 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

„Nein, wir haben keine Leckerli mehr“ – diese oder eine andere kleine Unwahrheit wird wohl jeder seinem Hund schon einmal erzählt haben. Aber merken Hunde eigentlich, wenn wir ihnen unwahre Tatsachen verkaufen wollen oder sie gar bewusst anlügen?

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Hunde sind extrem feinfühlig, wenn es darum geht, menschliche Stimmungen aufzufangen. Sie spiegeln manchmal sogar unser Verhalten. Dies ist insbesondere bei Rassen, die ihren Haltern sehr gern gefallen wollen, der Fall. Doch können Hunde es auch durchschauen, wenn wir sie mal anflunkern müssen oder gar explizit anlügen? Mehrere Studien haben sich bereits mit diesem Thema befasst.

Ob Hunde uns glauben, kommt darauf an, ob sie uns vertrauen

Wie könnte man besser überprüfen, ob Hunde uns Unwahrheiten glauben, als mit einem Futtertest? Denn es ist bekannt, dass sie unseren Gesten erst einmal folgen, wenn wir auf etwas zeigen. Aber scheinbar auch nur so lange, wie wir uns als vertrauenerweckend zeigen.

2015 haben Forscher in einem Versuchsaufbau untersucht, ob Hunde uns glauben, wenn wir auf einen leeren Futterbehälter zeigen und uns als unzuverlässig erweisen. Dazu wurden zwei Näpfe aufgestellt und anschließend verdeckt. Einer mit Futter, einer ohne. Im ersten Test zeigten die menschlichen Probanden den Tieren zunächst den Inhalt und zeigten dann auf den gefüllten Behälter. Im zweiten Test dagegen zeigten sie auf den leeren Napf. Hier war die Verwirrung der Hunde zunächst groß, denn sie hatten ja gesehen, dass der gezeigte Behälter kein Futter enthielt.

Im dritten Versuch war ein Großteil der Hunde dann sehr misstrauisch, ob sie sich auf die Geste des Menschen noch verlassen konnten und handelten manchmal auch entgegen der Geste. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Hunde nicht nur sehr geschickt darin sind, menschliche Zeigegesten und Mimik zu verstehen, sondern dass sie auch Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit eines Menschen ziehen, der ihnen Hinweise gibt, und ihr Verhalten entsprechend flexibel anpassen. 1

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Hunde möchten uns glauben, merken aber schnell, wenn wir sie anlügen

2021 hat sich eine Studie dem Thema erneut gewidmet. Dabei wurde gezeigt, dass Hunde zunächst überdurchschnittlich oft Gesten von Menschen folgen, uns also erstmal mit gutem Willen glauben. Das änderte sich jedoch schnell.

Denn in einem ganz ähnlichen Experiment wie 2015 wurde Hunden ebenfalls ein voller Napf gezeigt. In den nächsten beiden Tests war die Lage jedoch anders. Denn im zweiten Versuch waren zwei Personen im Experiment anwesend. Zunächst wurde einer der Näpfe von einer Person gefüllt, die dann den Raum verließ. Die zweite Person zeigte im nächsten Schritt auf den leer gebliebenen Napf. Im dritten Versuch schließlich war jeweils nur eine Person im Raum, einmal zum Napf füllen, eine andere Person danach zum Zeigen. Die zweite Person wusste also nicht, wo Futter drin war und zeigte einfach auf einen beliebigen Napf.

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Es zeigten sich hierbei Unterschiede bei der Reaktion der Tiere. Einer Person, die bewusst auf den falschen Napf zeigte, glaubten die Hunde danach gar nicht mehr. Die Personen, die die Wahrheit über das versteckte Futter gar nicht kennen konnten, erschienen den Tieren jedoch nicht so unzuverlässig. Sie verziehen ihnen die Fehlinformation auch leichter als der Person, die sie bewusst in eine falsche Richtung lenken wollte.

Hunde können also sehr genau einschätzen, ob Menschen ihnen die Wahrheit sagen oder nicht. Dies ist eine Fähigkeit, über die viele Primaten oder Kinder unter fünf Jahren nicht verfügen, wie die Wissenschaftler in ihrer Untersuchung schreiben. Hunde verfügen also über eine soziale Intelligenz, die sich im Laufe des Kontakts mit Menschen entwickelt hat. Allerdings merken es Hunde auch sehr schnell, wenn es jemand nicht gut mit ihnen meint und verlieren dann das angezüchtete Vertrauen. 2

Themen #platinum Hundeverhalten

Quellen

  1. Takaoka, A., Maeda, T., Hori, Y., & Fujita, K. (2015). Do dogs follow behavioral cues from an unreliable human?. Animal Cognition, 18, 475-483. ↩︎
  2. Lonardo, L., Völter, C. J., Lamm, C., & Huber, L. (2021). Dogs follow human misleading suggestions more often when the informant has a false belief. Proceedings of the Royal Society B, 288(1955), 20210906. ↩︎
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