20. Dezember 2024, 16:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Was haben Popstar Robbie Williams und Modedesigner Guido Maria Kretschmer gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch beide haben innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere ihrer Hunde verloren. Ein Phänomen, das zwar tragisch, aber leider gar nicht so selten ist. So kommt es immer wieder vor, dass Hunde aus einem Haushalt oft kurz nacheinander sterben. PETBOOK sprach darüber mit den Hundeexperten Katharina Marioth und Marc Ebersbach.
Bei Popstar Robbie Williams starben beide Hunde am selben Tag1 und bei „Shopping Queen“-Star Guido Maria Kretschmer gleich vier seiner Windhunde in nur einem Jahr (PETBOOK berichtete). Auf seiner Instagram-Seite schrieb der Modedesigner dazu: „Unsere Tränen sind noch nicht getrocknet, da geht auch noch unsere geliebte Undine. Sie hat ihre Schwester so vermisst und sich dann auch leise davongemacht.“
Hunde stehen nach Tod eines Artgenossen im Haushalt oft unter enormen Stress
Ein Phänomen, das gar nicht so selten vorkommt, wie Hundepsychologe Marc Ebersbach auf PETBOOK-Anfrage erklärt. Doch warum eigentlich? „Spirituelle Esoteriker würden jetzt sagen, ‚weil sich ihre Seelen im Himmel verabredet haben‘. Aber das können wir nicht beweisen“. Was sich aber beweisen lasse, sei, dass Hunde häufig unter enormen Stress stehen, wenn ein Artgenosse sterbe, mit dem sie über Jahre zusammen gelebt haben, so der Hundeexperte.
„Dieser Stress kann das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen, die Immunabwehr schwächen und das Risiko für bestehende Krankheiten erhöhen“, erklärt Hundetrainerin Katharina Marioth im Gespräch mit PETBOOK. „Bei älteren Hunden, die bereits gesundheitlich vorbelastet sind, kann dieser Stress die Progression von Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder degenerativen Erkrankungen beschleunigen.“
Studien zeigten, dass sozialer Stress bei Hunden zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol führe, was wiederum mit Herz-Kreislauf-Problemen in Verbindung gebracht wird, so die Hundeexpertin weiter.
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„Viele Hunde reagieren depressiv auf den Tod eines anderen Hundes“
So könne der Verlust eines Hundepartners bei hinterbliebenen Vierbeinern neben einer erhöhten Cortisol-Ausschüttung auch für einen sinkenden Serotoninspiegel sorgen, was ähnliche Effekte wie eine Depression beim Menschen hervorrufen könne, so Marioth weiter. „Dies äußert sich in Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und vermindertem Interesse an sozialen Interaktionen.“ Langfristiger Stress könne zudem chronische Erkrankungen wie Magen-Darm-Probleme (z. B. Gastritis) oder Herzprobleme verstärken.
Dieser zunehmende Stress und auch die Trauer, denen hinterbliebene Tiere oft ausgesetzt seien, sei für Halter meist recht offensichtlich, bestätigt auch Hundepsychologe Marc Ebersbach. Die Veränderungen könnten durchaus gravierend sein. „Man kann oft beobachten, dass sich Hunde häufig gegenseitig stützen. Ich habe oft Fälle, bei denen ein Hund plötzlich total unsicher wird, weil der andere Hunde gestorben ist, der ihm quasi allein durch seine Anwesenheit immer Schutz gegeben hat.“
„Der eine ist gestorben, der andere hat so unfassbar gelitten, dass er dann wenige Wochen später auch gestorben ist“
So beschreiben Halter neben zunehmender Unsicherheit auch, dass einige Hunde nach einem Todesfall „im Rudel“ besonders oft die Nähe zu ihren Menschen suchten oder – ganz im Gegenteil – sich komplett zurückziehen. Erst kürzlich habe er selbst so einen Fall in seinem Umfeld gehabt, sagt Ebersbach.
„Ich habe gerade jetzt bei einem Freund die Situation, zwei Dobermann-Geschwister. Der eine ist gestorben, der andere hat so unfassbar gelitten, dass er dann wenige Wochen später auch gestorben ist.“ Zwar seien beide – Geschwister eben – bereits auch schon in einem fortgeschrittenen Alter gewesen, doch die Lebenskraft des anderen habe nach dem Tod seines Bruders merklich nachgelassen, so der Hundepsychologe.
Und auch grundsätzlich ist es oft so, dass die Vierbeiner in einem Mehrhundehaushalt leben, oft in einem ähnlichen Alter sind. Da kann es dann schon vorkommen, dass bei einem ohnehin schon alten Hund die Lebenskraft nach einer solch einschneidenden Veränderung nachlässt, weiß Marc Ebersbach.
Ist es ratsam, einen neuen Hund als Gesellschaft zu holen?
Im Fall seiner Bekannten mit den beiden Dobermännern habe noch ein dritter Hund im Haushalt gelebt. „Das war kein Dobermann, sondern ein Mischling, der etwas später dazugekommen war. Jedenfalls hat der wirklich fünf Monate sehr gelitten nach dem Tod der beiden. Der hat sich nur dadurch wieder ein bisschen gefangen, dass eine neue Hündin in den Haushalt kam.“ Die habe den hinterbliebenen Hund erstmal kognitiv und emotional beschäftigt und ihn so wieder auch ein bisschen Stabilität in sein Leben gebracht, erklärt Marc Ebersbach.
Doch ist es allgemein ratsam, ein neues Tier als Gesellschaft für den verbliebenen Hund zu holen? Oder könnte ein neuer Mitbewohner für mehr Verwirrung sorgen? „Diese Entscheidung hängt vom Charakter und dem emotionalen Zustand des zurückgebliebenen Hundes ab“, sagt Katharina Marioth. „Ein neuer Hund kann einerseits für Abwechslung und neue Reize sorgen, andererseits aber auch Stress verursachen, insbesondere bei älteren Hunden.“
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„Helmut zeigte im Anschluss deutlich, dass er derzeit keinen weiteren hündischen Begleiter wollte“
Für sensible, ältere Hunde könne die Eingewöhnung eines Welpen überfordernd sein, weiß die Hundetrainerin. „Wichtig ist, dass ein neuer Hund nicht als ‚Ersatz‘ für den verstorbenen Hund geholt wird. Mensch und Hund sollten die Trauerphase abgeschlossen haben, bevor ein neuer Hund ins Haus kommt.“ Sie empfehle, den Hund langsam an die neue Situation heranzuführen und zu beobachten, wie der hinterbliebene Hund reagiert. Sie selbst habe sich gegen einen neuen Hund entschieden, nachdem einer ihrer beiden Hunde gestorben war.
„Als mein Senior Schmidt, ein Boxer-Manteldoggen-Mischling Weihnachten 2021 verstarb – der Hund, den Helmut für mich ausgesucht hat und ihm immer ein souveräner Begleiter war – habe ich mich mit Helmut, Schmidtis Asche und ganz vielen ausgedruckten Fotos auf eine Reise durch Deutschland und Österreich begeben und wir haben 3 Wochen lang alle Lieblingsorte besucht und dort jeweils das passende Foto hinterlassen.“ Das sei für sie in ihrer Trauerarbeit wichtig gewesen, reflektiert Katharina Marioth.
„Helmut zeigte im Anschluss deutlich, dass er derzeit keinen weiteren hündischen Begleiter wollte. Interessanterweise zeigte er einige Monate später aber einige lustige Marotten, die bisher nur Schmidt gezeigt hatte. Und ohne Studienbeweis: Es wirkte, als würde auch er sich immer wieder gerne an seinen langjährigen Gefährten erinnern.“