20. September 2024, 12:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Schmerzempfinden von Menschen ist so individuell wie jeder selbst. Doch es kann positiv beeinflusst werden, wenn man die richtige Hilfe an der Seite hat. Aber wer macht es besser: Hund oder Mensch? Eine Studie liefert eine eindeutige Antwort.
Hunde gelten nicht ohne Grund als des Menschen bester Freund. Die Tiere profitieren von der Interaktion mit uns und sind nicht nur Haustiere, sondern vielmehr Sozialpartner. Und sie tun uns andersherum ebenfalls gut, wie eine Studie der Humboldt-Universität zu Berlin nun herausfand. Denn die Gegenwart eines Hundes nimmt uns buchstäblich das Schmerzempfinden – zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Sind Hunde oder Menschen die bessere Unterstützung?
Dr. Heidi Mauersberger vom Institut für Psychologie und ihre Kollegen haben sich in ihrer Studie der Frage gewidmet, ob die Anwesenheit von Hunden oder Menschen einen Einfluss auf Empfindungen hat. Konkret ging es in der im Fachmagazin „Acta Psychologica“ erschienenen Untersuchung darum, wie die Wahrnehmung und die Bewältigung von Schmerz durch verschiedene Faktoren verändert wird.
Denn während Hilfe und Unterstützung von Freunden und Familie die Gesundheit zwar positiv beeinflusse, helfe diese jedoch nicht immer bei der Schmerzbewältigung, heißt es in der Untersuchung. Die Wissenschaftler führen diesen Umstand darauf zurück, dass Menschen öfter Urteile fällten und untersuchten die Theorie, dass Hunde in dieser Situation nützlicher sein könnten, weil sie diese nicht wertend betrachten.
Gerade bei chronischen Schmerzsymptomen kann die Anwesenheit anderer Menschen sich sogar eher negativ auswirken. Denn Betroffene könnten sich von Anwesenden entweder bemitleidet fühlen, oder sich gezwungen sehen, Erklärungen abzugeben, warum es mit der Heilung nicht schneller vorangeht.
Das Experiment
In ihrer Untersuchung haben sich Mauersberger und ihre Kollegen daher genauer angeschaut, was im Körper einer Person vorgeht, die Schmerzen empfindet. Dazu nutzten sie den sogenannten Kaltwassertest. Dabei wird eine Gliedmaße in eisgekühltes Wasser getaucht und das individuelle Stress- und Schmerzlevel festgestellt. In der Diagnostik und Schmerzforschung gilt dies als wirksame Standardmethode.
Im ersten Versuch waren ausschließlich Tierhalter unter den Probanden. Zunächst führten sie entweder allein, mit ihrem Hund oder mit einer befreundeten Person im Raum durch. In einem zweiten Versuch wurden auch Nicht-Tierhalter untersucht. Hierbei mussten die Probanden auch angeben, wie ihre Einstellung Hunden gegenüber allgemein ist.
Außerdem wurden die anwesenden Menschen als geschultes Personal vorgestellt, das bei Schmerzsymptomen auch mit tröstenden Gesten reagieren durfte. Dies wurde untersucht, um zu schauen, welche Vorteile entweder menschen- oder tiergestützte Interventionen haben könnten.
Sind Hunde die besseren Schmerztherapeuten?
In beiden Versuchen wurde dokumentiert, wie die Probanden auf die Schmerzen des Eiswassers reagierten. Darunter waren subjektive Äußerungen über das Schmerzlevel, motorische Signale im Gesicht, physiologische Hautreaktionen oder Schmerzbewältigungsstrategien.
Allgemein zeigte sich, dass die Teilnehmer, die von ihrem Hund begleitet wurden, über weniger Schmerzen berichteten. Sie hatten eine höhere Toleranz für das Experiment, fühlten sich weniger hilflos und zeigten weniger intensive Reaktionen. Auch die Ergebnisse der zweiten Studie waren deutlich. Sie weisen darauf hin, dass Hunde insgesamt bessere Unterstützer sein können als Menschen. Denn während sich zwar ein leicht positiver Effekt gegenüber der Begleitung durch Freunde zeigte, war die Anwesenheit eines fremden Tieres doch deutlicher. Auch diese Hunde wirkten sich beruhigend auf das Schmerzempfinden der Testpersonen aus.
Studie zeigt Der Effekt von Kuscheln mit dem Hund auf das Gehirn des Menschen
Laut Studie Unerfahrene streicheln besser als erfahrene Katzen-Besitzer
Neue Studie So kommuniziert man am besten mit Katzen
»Erstaunlich, wie stark die Wirkung der Hunde ist
„Es ist erstaunlich zu beobachten, wie stark die Wirkung der Hunde ist. Die Menschen fühlen sich nicht nur emotional unterstützt, sondern erleben tatsächlich weniger Schmerz. Das eröffnet neue Perspektiven für den Einsatz von Therapiehunden in der Schmerztherapie“, erklärt Dr. Mauersberger in einer Pressemitteilung.
Mit einer Einschränkung, wie die Wissenschaftler selbst einräumen. Denn die Einstellung der Personen gegenüber Hunden war in diesem Experiment ausschlaggebend. Das heißt, nur Teilnehmer, die eine positivere Einstellung zu Hunden haben, profitierten bei ihrem Schmerzempfinden signifikant von der Anwesenheit der Tiere.1