
26. Februar 2025, 13:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Lange dachte man, dass Hunde völlig farbenblind sind und nur Graustufen unterscheiden können. Nun fand eine Studie heraus, dass sie sie nicht nur verschiedene Tönungen sehen, sondern tatsächlich auch eine ganz klare Lieblingsfarbe haben. Wie die Forscher dies untersuchten und weshalb sie sich so sicher sind.
Hunde sehen die Welt anders als Menschen. Während wir ein breites Farbspektrum durch drei verschiedene Sehzellen wahrnehmen, verfügen Hunde (und viele andere Tiere) über eine dichromatische Farbwahrnehmung, die hauptsächlich Gelb- und Blautöne umfasst. Bisherige Studien zur Farbunterscheidung bei Hunden konzentrierten sich vor allem auf trainierte Tiere, die nach wiederholter Übung gelernt haben, Farben zu unterscheiden. Doch eine Untersuchung aus Indien kommt bei Hunden in freier Wildbahn ohne vorheriges Training nun zu einem bahnbrechenden Ergebnis: die Tiere haben eine ausgeprägte Vorliebe für die Farbe Gelb.
Haben Hunde eine Lieblingsfarbe?
Eine Studie hat untersucht, ob freilebende Straßenhunde eine Präferenz für bestimmte Farben haben – mit wirklich verblüffenden Ergebnissen. Denn bislang wurden solche Untersuchungen vor allem an trainierten Hunden in Form von Konditionierung durchgeführt. Bei diesen Farbwahrnehmungs- und Sehfähigkeitstests wurde viel zur Sicht von Hunden herausgefunden, zum Beispiel, dass sie Farben auf dem Rot-Grün-Spektrum nicht unterscheiden. Allerdings wurden die Tiere bislang vor allem in einem kontrollierten, vorab festgestecktem kleinen Rahmen untersucht.
Eine neue Studie, die im Fachmagazin „Animal Cognition“ veröffentlicht wurde, hat erstmals getestet, ob freilebende Hunde von Natur aus bestimmte Farben bevorzugen. Die Forscher wählten Straßenhunde als Untersuchungsobjekte, da diese täglich ohne menschliche Anleitung Entscheidungen treffen müssen – etwa bei der Nahrungssuche. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob sich die Tiere bevorzugt von bestimmten Farben angezogen fühlen und ob diese Präferenz stark genug ist, um andere Bedürfnisse, wie die Nahrungsaufnahme, zu beeinflussen.
Zu diesem Zweck wählten die Wissenschaftler Gelb, Blau und Grau als Testfarben. Die Forscher wollten herausfinden, welche Farbe von den Hunden bevorzugt wird und ob diese Präferenz möglicherweise auf natürliche Selektion oder ökologische Faktoren zurückzuführen ist.
„Hab ich die Wahl, nehm ich Gelb“
458 freilebende Hunde im Großraum Kalkutta sollten zunächst aus drei verschiedenen Futternäpfen, die alle die gleiche Füllung enthielten, aussuchen. In einem zweiten Versuch wurde geschaut, ob die Tiere eine Präferenz zwischen Grau und Blau ausbildeten. Bei einem dritten Versuch wurden alle drei Näpfe mit einem Sieb abgedichtet, damit die Hunde nicht ans Futter kamen.
Im vierten Versuchsaufbau wurde schließlich höherwertiges Futter in Form von Hundekeksen oder Huhn in die blauen oder grauen Näpfe gegeben, der gelbe blieb leer. Die Wahl wurde anhand der ersten Schale, die die Hunde mit ihrer Nase inspizierten, erfasst. Alle Tests wurden per Video aufgezeichnet und statistisch ausgewertet.
In der Auswertung zeigte sich, dass die Tiere eine sehr deutliche Vorliebe für Gelb gegenüber Blau und Grau zeigten. Zwischen Grau und Blau dagegen zeigte sich vor allem im zweiten Versuch ohne den gelben Napf im Aufbau kaum eine Präferenz. Die beiden letzten Versuche zeigten schließlich, dass es nicht am Geruch oder dem enthaltenen Futter lag, sondern die Tiere tatsächlich eine Präferenz für die Farbe Gelb hatten. In 77 bis 79 Prozent der Fälle liefen die Hunde auf den leeren gelben Napf zu und ignorierten sogar die Hundekekse und das Hühnchen in den anderen.
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Warum die Hunde so stark auf Gelb reagieren könnten
Somit ist praktisch erwiesen, dass die indischen Straßenhunde ihre Präferenz für Gelb nicht anhand von Geruch oder Zufall zeigen. Stattdessen scheint es sich um ein fest verankertes Verhalten zu handeln und zu belegen, dass sich Hunde auch stark über visuelle Reize orientieren. Doch was könnte es für Hunde für Vorteile bringen, so eine deutliche Vorliebe für Gelb zu haben?
Eine Hypothese ist die ökologische Valenztheorie. Diese besagt, dass Tiere Farben bevorzugen, die in ihrer Umwelt eine positive Bedeutung haben. In Indien sind viele Lebensmittel gelblich, beispielsweise durch die Verwendung von Kurkuma oder getrocknetem Chili. Auch Fleisch kann in der speziellen Wahrnehmung von Hunden gelblich erscheinen. Die Farbpräferenz könnte also mit der täglichen Nahrungssuche der Tiere zusammenhängen.
Auch die Spezies-Vertrauen-Hypothese könnte zu tragen kommen. Diese besagt, dass Tiere ihre eigenen Fellfarben als sicher wahrnehmen. Im Falle der indischen Straßenhunde sind dies vor allem Mischungen aus orangenen und braunen Farbtönen, die ihnen in ihrer Wahrnehmung gelblich erscheinen. Allerdings spielt diese Theorie eigentlich eher in der Wahl potenzieller Partner eine Rolle.

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Des Weiteren könnte es eine Rolle spielen, dass Gelb ein deutlich helleres visuelles Signal gab als die beiden anderen Näpfe. Es muss jedoch weiter untersucht werden, ob nicht nur Hunde in Indien diese klare Präferenz zeigen. Denn es blieb letztlich unklar, ob sie angeboren oder erlernt ist.
Zeigen Hunde jedoch grundsätzlich eine Vorliebe für Gelb, könnte dies weitreichende Konsequenzen für Spiel und Training haben. Denn wenn Hunde generell besser auf hell gefärbte Objekte reagieren, könnte man auch weniger aktive oder spielfreudige Hunde so motivieren, Tricks zu lernen oder ihr besonders gelbes Lieblingsspielzeug als sehr wertvolle Ressource zu identifizieren.
Außerdem wirft die Entdeckung neue Fragen zur Bedeutung von Farben im Leben von Hunden generell auf. Dass diese Vorliebe der Tiere so stark war, dass sie das gelbe Objekt sogar Futter vorzogen, ist sehr ungewöhnlich. Das bedeutet, dass sie stärker ist als die natürliche Motivation, nach Nahrung zu suchen. Weitere Forschungen sind notwendig, um die Ursachen und die universelle Gültigkeit dieser Farbpräferenz zu klären. 1