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Geborene Rattenjäger

Diese Hunderassen machen mit Ratten kurzen Prozess

Ein Jagdterrier tötet eine Ratte bei einer Rattenjagd in Manhattan in New York City
Vor allem Terrier wurden zur Jagd auf Ratten gezüchtet. Diesen Job erledigen sie auch heute noch zuverlässig, wie dieses Foto einer Rattenbekämpfung durch Hunde in Manhattan New York zeigt Foto: AFP via Getty Images

29. Januar 2025, 6:46 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Nicht nur Katzen jagen Mäuse und Ratten. Auch Hunde wurden traditionell zur Rattenjagd eingesetzt. Welche Hunderassen das sind, und wie sich der Jagdtrieb bei ihnen heute noch bemerkbar macht, verrät PETBOOK in diesem Artikel.  

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Ratten sind eine echte Plage. In Deutschland sollen schätzungsweise 350 Millionen der Tiere unterhalb der Erde leben – wie viele es genau sind, weiß wohl keiner. Um Ratten zu bekämpfen, werden heute Gifte eingesetzt. Früher haben den Job neben Katzen auch Hunde übernommen. Welche Rassen zeichnen sich durch ihre besonderen Fähigkeiten aus, und welche Herausforderungen ergeben sich, wenn diese Hunde heute nicht mehr für die Rattenjagd gebraucht werden? Das hat PETBOOK einen Hundetrainer gefragt. 

Hunde als Helfer bei der Rattenplage

Ratten sind und waren über Jahrhunderte hinweg ein massives Problem. Früher zerstörten sie Vorräte und verbreiteten Krankheiten wie zum Beispiel Tollwut, Tuberkulose oder Hepatitis. Kein Wunder also, dass man sich schnell Gedanken machte, wie man die Plage eindämmen könnte. Besonders in urbanen Gegenden, auf Bauernhöfen und in Lagerhäusern kam man auf der Suche nach effektiven Maßnahmen gegen Ratten und Mäuse wortwörtlich auf den Hund.

Hunde sind wendig, schnell und verfügen über einen ausgeprägten Jagdtrieb. Der perfekte Partner für die Rattenjagd! Die Aufgabe der Rattenjagd erforderten jedoch spezifische Eigenschaften. Für die Rattenjagd mussten die Hunde klein genug sein, um in enge Räume zu gelangen, gleichzeitig aber mutig und ausdauernd, um die Nagetiere zu fangen. 

Rattenfänger jagen konsequent zu Tode

„Für die Rattenjagd wurden früher viele Terrier-Rassen eingesetzt“, sagt „Der Hamburger Hundetrainer“ Torsten Bencke. Nicht alle der Rassen züchtete man speziell dafür, sagt der Hundetrainer. Der Hamburger ist seit dreißig Jahren Hundetrainer und kennt sich mit Jagdhunden als Jäger auch privat aus. „Manche der typischen kleinen Rattenfänger – Jack Russell, Pinscher – haben einen angeborenen Jagdtrieb und reagieren auf alles, was sich schnell bewegt. Das hat man dann gezielt auf Ratten und Mäuse gelenkt.“ Andere Rassen wie der Rat Terrier, der Rattler oder der Yorkshire Terrier hingegen, züchtete man speziell für die Jagd auf Ratten.  

Eine weitere Besonderheit im Jagdverhalten der Rattenfänger sei zudem, dass sie ihre Beute nicht nur fangen und apportieren, sondern sie auch umbringen, sagt Torsten Bencke. „Es gibt verschiedene Arten von Jagdhunden. Nicht alle Hunde sollen wirklich töten – manche sollen nur anzeigen, dass sie Beute entdeckt haben. Bei Vorstehhunden wäre Töten ein absolutes Fehlverhalten. Rattenfänger jagen konsequent zu Tode.“

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Hunde, die früher zur Rattenjagd eingesetzt wurden, erkennt man deshalb daran, dass sie ihre Beute „tot schütteln“ oder beißen. Wenn Sie also einen Hund haben, der gern sein Spielzeug zerfetzt, oder aber Ihnen Ihren Handschuh bringt und ihn schüttelt, kann es gut sein, dass man ihn in einem früheren Leben als Rattenfänger hielt.  

Woran erkennt man Hunde, die für die Rattenjagd gezüchtet wurden?

Typische Rattenjäger sind kleine bis mittelgroße Hunde mit einem kompakten Körperbau und einer enormen Energie, wie zum Beispiel Jack Russell Terrier, Pinscher, Rat Terrier, Parson Russell Terrier oder Yorkshire Terrier. Ihre Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit machen sie zu exzellenten Jägern.

Auch ihr Jagdtrieb, der sich als aufmerksames Verhalten bei schnellem Bewegungen zum Vorschein zeigt, ist ein Hinweis darauf, dass man sie ursprünglich zur Rattenjagd züchtete. Diese Hunde haben häufig kurze, pflegeleichte Felltypen, die sie vor Verletzungen schützen, aber nicht behindern. Einige dieser Rassen tragen bis heute den Instinkt, nach Kleintieren zu suchen und diese zu „stellen“, also in die Enge zu treiben oder zu fangen. Auch bei Vögeln sind die traditionellen Rattenjäger oft angefixt.  

„Hunde, die früher zur Rattenjagd eingesetzt wurden, sind sehr energetisch“, sagt Torsten Bencke, „viele Hundehalter unterschätzen das, weil die Hunde klein sind.“ Der Jagdtrieb sei aber stärker ausgeprägt als bei großen Hunden, weshalb diese Art von Hund stark gefordert werden muss. „Allein spazieren zu gehen, reicht für diese Art von Hund nicht“, sagt Torsten Bencke. Wichtig sei sein Ersatz für die Jagd.   

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Beliebte Rassen der Rattenjäger

Einige bekannte Hunderassen, die man speziell zur Rattenjagd züchtete, sind: 

  • Jack Russell Terrier: Bekannt für ihre Energie und Ausdauer, sind sie ausgezeichnete Jäger, die sich nicht vor engen Räumen oder aggressiven Gegnern fürchten. 
  • Yorkshire Terrier: Ursprünglich gezüchtet, um in Textilfabriken Ratten zu jagen, hat diese Rasse heute vor allem als Begleithund an Popularität gewonnen. 
  • Dachshund: Zwar besser bekannt für die Jagd auf Dachse, eignen sich ihre Größe und ihr Temperament auch hervorragend zur Rattenjagd. 
  • Border Terrier: Klein, aber robust – diese Rasse ist für ihre Vielseitigkeit bekannt. 
  • Cairn Terrier: Diese zähen kleinen Hunde waren ursprünglich als Bauernhofhelfer gedacht und jagten alles von Ratten bis zu Füchsen. 
  • Auch vermeintliche „Schoßhunde“ wie „Russian Toy“ oder „English Toy“ wurden zur Rattenjagd genutzt. 

Auch wenn diese Hunde klein und niedlich sind, sind sie alles andere als Anfängerhunde.  

Was passiert, wenn diese Hunde nicht mehr jagen?

Viele der Rattenjäger-Rassen sind heute vor allem Begleithunde. Manche halten die Jagdhunde auch als Familienhunde oder die Hunde leben in kleinen Stadtwohnungen. Der starke Jagdtrieb kann dann problematisch werden, wenn er nicht kontrolliert oder umgelenkt wird. Ohne ausreichende Beschäftigung neigen die ehemaligen Rattenjäger dazu, destruktiv zu werden. Wie das aussieht? Sie buddeln Löcher im Garten, zerstören Möbel, zerfetzen Sofakissen oder geraten mit anderen Haustieren in Konflikt. 

Der Jagdtrieb dieser Hunde erfordert konsequente Erziehung und viel Bewegung. Spiele, bei denen der Hund suchen, graben oder apportieren kann, sind hervorragend geeignet, um seine Energie in sinnvolle Bahnen zu lenken. 

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Wie kann man den Jagdtrieb kontrollieren und umleiten?

Die wichtigste Maßnahme ist eine frühzeitige und konsequente Erziehung. Kommandos wie „Bleib“ oder „Nein“ helfen, das Jagdverhalten zu steuern und den Abruf zu steuern. „Apportieren ist eine tolle Möglichkeit, die Bindung zwischen Hund und Halter zu stärken“, sagt Torsten Bencke. Er empfiehlt das Training mit einem Dummy.

Weniger ratsam sei das Spielen mit einem Ball, sagt der Hundetrainer. „Der Ball imitiert gewissermaßen die Bewegung eines Tieres auf der Flucht“, sagt Torsten Bencke. Wenn der Ball wegrollt, ähnelt er einem weg hoppelnden Kaninchen. „Besser sind Gegenstände, die gelegt und nicht geworfen werden“, sagt der Hundetrainer.  

Alternativ können Hundebesitzer den Jagdtrieb gezielt in sportlichen Aktivitäten nutzen, wie: 

  • Agility-Training: Fördert Geschicklichkeit und Konzentration. 
  • Nasenarbeit: Eine hervorragende Möglichkeit, den natürlichen Suchtrieb dieser Hunde zu nutzen. 
  • Apportieren: Halten den Hund geistig und körperlich fit. 

Außerdem sollten Hunde ausreichend Gelegenheit haben, sich auszupowern – ob beim Spaziergang, im Hundesport oder bei interaktiven Spielen. 

„Man kann Hunde, die einen starken Jagdtrieb haben, in zwanzig Minuten Spielen besser auslasten als mit stundenlangen Spaziergängen“, sagt Torsten Bencke. Wichtig sei bei allem Engagement jedoch auch, den Hunden genug Ruhe zu gönnen. „Gerade sehr aktive Hunde brauchen viel Schlaf, damit sie nicht zu sehr hochfahren.“ Ein solcher Hund kann ruhig 20 bis 22 Stunden am Tag schlafen. Damit die kleinen aktiven Hunde auch wirklich zur Ruhe finden, empfiehlt sich hier eine Box, oder eine Höhle, in der sie abschalten können.  

Fazit: Hunderassen, wie Pinscher, Jack Russell Terrier oder Parson Russell Terrier, die ursprünglich zur Rattenjagd gezüchtet wurden, werden heute oft als ganz normale Stadt- und Wohnungshunde gehalten. Da sie auch hier immer noch einen starken Jagdtrieb haben, gilt es diesen bewusst umzulenken, damit es nicht zu Problemen und Verhaltensauffälligkeiten kommt. Mit der richtigen Förderung können diese Hunde nicht nur ihre Energie ausleben, sondern auch ihre enge Bindung zu ihren Menschen stärken.

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