Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Auf Signale achten

Hunde streicheln – diese Fehler sollten Sie vermeiden

Ein Kind streichelt einem Hund über den Kopf
Man sollte den Besitzer immer um Erlaubnis fragen, bevor man einen fremden Hund streichelt Foto: Getty Images
PETBOOK Logo
PETBOOK Redaktion

10. Dezember 2023, 16:17 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Hunde sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Wer die Vierbeiner gern mag, möchte sie auch mal streicheln. Dabei sollte man aber einiges beachten – auch was den eigenen Hund angeht. Sonst kommt es schnell zu Missverständnissen.

Artikel teilen

Vor allem niedliche Hunde mit flauschigem Fell verführen viele Menschen dazu, sie zu berühren. Dabei kann es schnell zu Missverständnissen kommen, vor allem, wenn man die Körpersprache der Tiere nicht richtig deuten kann. Selbst beim eigenen Hund machen viele Halter Fehler beim eignen Vierbeiner. Drei Experten geben Tipps, wie Sie Hunde richtig streicheln und worauf Sie dabei achten sollten.

Niemals Hunde ungefragt streicheln

Bei fremden Hunden im Park oder beim Spaziergang auf dem Feld sollte man das Streicheln lieber ganz unterlassen: „Eine fremde Person sollte nicht ohne Weiteres auf einen Hund zugehen und ihn anfassen wollen“, sagt Barbara Schöning, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und eine der Autorinnen von „Hunde – alles, was man wissen muss“.

Da man bei einem fremden Hund nicht wisse, an welchen Körperstellen er gern oder ungern gestreichelt wird, könne er sich bedroht fühlen: „Ich weiß nicht, ob der fremde Hund das Anfassen als Bedrohung interpretiert, dann Angst bekommt und eventuell aggressiv reagiert“, sagt Schöning.

Fremde Hunde lieber nur beobachten

Daher sollten fremde Hunde nur beobachtet werden. Das fällt vielleicht schwer, aber „Hunde sind nicht auf dem Planeten, damit wir sie anfassen können“, sagt Justina Lempe, Gründerin der freien Hundeschule Berlin und Autorin von „Mein Hund – mein Freund: Das Trainingsbuch für Jugendliche“.

Auch wenn ein Hund im Park auf einen fremden Menschen zugeht, bedeute das nicht zwangsläufig, dass er gestreichelt werden möchte. Hunde seien einfach neugierig. Daher solle man auch dann vermeiden, ihn anzufassen: „Ich würde einen fremden Hund schnüffeln lassen und dann gegebenenfalls weitergehen“, rät Schöning. Auch wenn man sich gut mit den Vierbeinern auskennt, sollte man das Streicheln lieber lassen oder zumindest den Besitzer vorher um Erlaubnis fragen.

Den eigenen Hund schützen

Doch was mache ich als Besitzer, wenn jemand ungefragt meinen Hund tätschelt und ich das nicht möchte? Schöning empfiehlt folgende Reaktion: „Mein Hund schätzt es nicht, wenn er gestreichelt wird.“ Allerdings akzeptieren manche Menschen diese Begründung nicht. „Da würde ich einfach sagen: Mein Hund hat Flöhe oder er beißt“, sagt Rene Luczyk, Inhaber der Hundeschule „Pfotentreff“ in Olfen. Auch Schöning findet in diesem Fall eine Notlüge in Ordnung.

Bild konnte nicht geladen werden
Wenn einem nicht passt, dass Fremde den eigenen Hund streicheln, sind schon mal Notlügen erlaubt, etwa «Mein Hund hat Flöhe.»

Erst Signale deuten, dann den Hund richtig streicheln

Wenn man zu Besuch bei Hundebesitzern ist, ist der Kontakt zu den Tieren meist länger als bei einem Zufallstreffen im Park, der Hund nach einiger Zeit vertrauter. Dann könnte man versuchen, den Hund vorsichtig zu streicheln.

Man sollte aber unbedingt auf ein paar Signale achten: Wenn er berührt werden möchte, dann erkenne man es laut Schöning daran, dass der Hund einen entspannten Eindruck mache, besonders im Gesicht, sich vielleicht auch an den Menschen herandrücke. Beim Streicheln solle der Körper des Hundes unter der Hand locker sein.

Welpen wollen lieber spielen

Wenn man beispielsweise bei Hundebesitzern zu Besuch sei, könne man sich an den Tisch setzen und schauen, wie der Hund reagiert. Dieser könne dann unter den Tisch kriechen und sich langsam an den Menschen herantasten. Da die Signale des Hundes für Menschen ohne Hundeerfahrung und für Kinder nicht gut zu erkennen sind, sollten sie besonders vorsichtig sein. Das gilt auch bei Welpen, die laut Luczyk und Lempe gerne mal in die Hand beißen. „Junge Hunde wollen lieber spielen“, erklärt Justina Lempe.

Diese Fehler sollten Sie beim Streicheln vermeiden

Wenn klar ist, dass der Hund gerne gestreichelt werden möchte, sollte man laut den Expertinnen folgende Fehler vermeiden:

  • Nicht über den Hund beugen: Für das Streicheln geht am besten in die Hocke, anstatt sich über den Hund zu beugen, denn das könnte er als Bedrohung wahrnehmen.
  • Keine starken Vorwärtsbewegungen: Oft heißt es, man solle den Hund erst an der Hand schnüffeln lassen. Lempe findet das dagegen unnötig, da die Vierbeiner auch mit zwei Metern Abstand gut riechen würden: „Aus der Hundesicht ist das sehr unhöflich, weil das eine Vorwärtsbewegung in die Individualdistanz ist“.Sie würden dann Beschwichtigungssignale zeigen, wie Gähnen oder Lecken über den Nasenspiegel, weil sie sich mehr Distanz wünschten.
  • Hund nicht in die Augen starren: Hunde können das direkte Anstarren als Provokation auffassen. Mehr dazu lesen Sie in diesem PETBOOK-Artikel
  • Hund nicht am Gesicht, am Kopf oder am Bauch streicheln: Für den Hund sind dies sehr sensible und auch verletzliche Stellen. Besser ist es, Hunde zunächst am Rücken zu streicheln.
  • Hund nicht umarmen: Der Hund fühle sich dadurch eingeengt und das könne ihn aggressiv machen. „Ich falle einem fremden Menschen auch nicht einfach so um den Hals“, sagt Luczyk.
  • Hund nicht während dem Fressen streicheln: Das führe dazu, dass der Hund anfange zu schlingen oder sogar beißt, weil er sein Futter verteidigen möchte.
  • Hund nicht an die Seite klopfen: Für Luczyk ein absolutes No-Go! „Das ist eine schreckliche Angewohnheit“. Das gefalle keinem Hund und könne im schlimmsten Fall zu inneren Verletzungen führen.

Auch interessant: Der Effekt von Kuscheln mit dem Hund auf das Gehirn

So streicheln Sie Hunde richtig

Während man bei einem fremden Hund bestimmte Partien nicht berühren sollte, ist beim eigenen Hund alles erlaubt, was diesem gefällt. „Der Besitzer weiß ja in der Regel am besten, wo und wie sein Hund gerne angefasst wird. Da gibt es kein richtig oder falsch“, sagt Schöning. Wenn es dem Hund gefällt, dann dürfen Besitzer ihren Hund auch am Bauch und am Kopf streicheln, so Rene Luczyk.

Viele Hunde legen sich laut Justina Lempe auf den Rücken und präsentieren ihren Bauch, das sei ein eindeutiges Zeichen, dass sie sich dort Streicheleinheiten wünschen. Auch wenn sie ihren Kopf an ihren Besitzer legen oder anders Körperkontakt suchen, sei Schmusen erwünscht.

So zeigen Hunde, dass sie nicht gestreichelt werden wollen

Sei der Hund dagegen angespannt, sollte man ihn auf keinen Fall streicheln. Dies zeige sich zuerst durch ein angespanntes Gesicht, häufig auch durch einen leicht abgewandten Kopf, bevor dann auch der Körper angespannt wird. „Sobald die Hunde sich wegdrehen, wollen sie aus der Situation raus“, erklärt Rene Luczyk. Ein weiteres Signal für die Ablehnung der Streicheleinheiten sei es, wenn der Hund sein Gewicht auf die andere Seite verlagere.

Auch zugekniffene Augen, nach hinten gerichtete Ohren oder völlig regungslose Hunde seien kein gutes Zeichen: „Viele Hunde frieren auch ein, wenn ihnen etwas unangenehm ist“, sagt Justina Lempe. Das sei ein eindeutiges Zeichen, welches viele aber nicht sehen würden und sich dann wundern, warum der Hund plötzlich zuschnappe. Lempe empfiehlt Hundeliebhabern zu warten, bis der Hund selbst Kontakt zu ihnen aufnimmt.

Mehr zum Thema

Immer „schauen, dass es ihm nicht zu viel wird“

Laut Schöning und Lempe dürfe man den eigenen Hund sogar umarmen und küssen, wenn der Hund es toleriert. Man sollte nur schauen, dass es ihm nicht zu viel wird. Außerdem sollte der Vierbeiner entspannt sein. Drinnen auf dem Sofa treffe das eher zu als draußen, wo herumgetobt wird. Nicht streicheln sollte man seinen Hund dagegen, wenn er gerade Fehlverhalten zeige. Das könnte dem Vierbeiner signalisieren, dass sein Verhalten richtig war. «Der Hund kann das als Verstärkung verstehen», sagt Luczyk.

Laut Schöning sei es zudem gar nicht gut, den Hund aus dem Schlaf aufzuschrecken, weil man ihn gerade streicheln möchte. Wer seinem Hund eine besonders angenehme Streicheleinheit gönnen möchte, für den hat Lempe noch einen „absoluten Geheimtipp, der aber eklig ist“: Man könne den Hund im Ohr kraulen und ihn dann das Ohrenschmalz abschlecken lassen. „Da stehen alle Hunde drauf“, sagt die Hundetrainerin.

Mit Material der dpa

Themen Hundeverhalten
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.