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„Sprechen“ per Knopfdruck

Können wir mit Hunden über Soundboards kommunizieren? Studie liefert erste Hinweise

Hunde drücken einen Buzzer
Mithilfe eines Soundboards können Hunde mit uns Menschen kommunizieren – und umgekehrt. Dabei hat jeder Knopf eine bestimmte Bedeutung Foto: Billion Photos/Good Focused, erstellt mit CanvaPro
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

30. August 2024, 17:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mithilfe eines Soundboards können Hunde mit uns Menschen kommunizieren – und umgekehrt. Dabei hat jeder Knopf eine bestimmte Bedeutung. Doch wissen die Tiere wirklich, was gemeint ist, wenn wir auf Knöpfe wie „Futter“ oder „Gassi“ drücken? Ja, sagt eine neue Studie aus den USA, die untersuchte, ob Mensch und Hund tatsächlich per Knopfdruck kommunizieren können.

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In den sozialen Medien sind Hunde, die über sogenannte Soundboards kommunizieren, keine Seltenheit. Der berühmteste unter ihnen ist wahrscheinlich Hündin Bunny aus den USA. Auf dem offiziellen Instagramkanal whataboutbunny verfolgen 1,5 Millionen User, wie der Sheepadoodle – ein Mix aus Old English Sheepdog und Pudel – Wörter und sogar ganze Sätze über eine Art Buzzer kommuniziert. Jeder Knopf hat seine eigene Bedeutung wie „Futter“, „spielen“ oder auch „Ich liebe dich“.

Soundboards sollen Hunde zum Sprechen bringen

Bunny ist aber nicht der einzige Hund, der über ein Soundboard kommuniziert. Der Trend ist mittlerweile so groß, dass es die Knöpfe bereits im Onlinehandel gibt. Man kann sie beliebig mit Wörtern „bespielen“. Diese werden dann von einer künstlichen Stimme gesprochen, sobald der Hund mit der Pfote auf den Buzzer drückt.

Fortgeschrittene ordnen gleich mehrere Knöpfe so an, dass thematisch verwandte Begriffe nebeneinander liegen. So lassen sich ganze Sprachinseln kreieren, mit denen die Hunde nicht nur auf Fragen mit „Ja“ und „Nein“ antworten, sondern auch ganze Sätze bilden können.

Verstehen Hunde wirklich, was sie da tun?

In der Wissenschaft wird diese Art der Kommunikation auch als „Augmentative Interspecies Communication (AIC)“ bezeichnet. Übersetzt bedeutet dies „unterstützte zwischenartliche Kommunikation“. Man kennt dies etwa von Affen, die auf Bildkarten zeigen oder Symbole auf einem Monitor anwählen, um mit einem Menschen zu kommunizieren.

Hierbei stellt sich stets die Frage, ob die Tiere tatsächlich mit uns „sprechen“ oder einfach nur gut trainiert sind. Verstehen sie wirklich, was sie da tun? Was die Hunde mit den Soundboards angeht, sind Verhaltensbiologen und Hundetrainer skeptisch, denn oft interpretieren wir Menschen sehr viel in die „Sprache“ der Vierbeiner hinein. So wäre es durchaus denkbar, dass die Hunde die Buzzer einfach nur betätigen, weil sie dafür Aufmerksamkeit bekommen.

Studie liefert erste Hinweise für Kommunikation von Hunden per Soundboard

Bisher gab es in diesem Bereich recht wenig Forschung. Zudem ist das Thema Kommunikation extrem komplex. Wo soll man da anfangen? Am besten bei der Basis, dachte sich ein Team US-amerikanischer Wissenschaftler. Sie stellten zunächst einmal die Frage: Verstehen Hunde überhaupt das Wort, was durch den Knopf „gesprochen“ wird?

Geleitet wurde die Studie von Prof. Federico Rossano von der University of California, San Diego. Er und sein Team führten zwei Experimente mit insgesamt 59 Hunden durch, die alle darauf trainiert waren, ein Soundboard zu benutzen. Dabei beschränkten sich die Wissenschaftler auf drei Wortkategorien:

  1. „Draußen“ (out/outside)
  2. „Spielen/Spielzeug“ (play/toy)
  3. „Essen, Fressen, Abendessen, hungrig“ (food/eat/dinner/hungry)

Im ersten Experiment wurde die Bedeutung der Knöpfe durch Aufkleber verdeckt. Einer der Forscher betätigte die Knöpfe, ohne zu wissen, was sie „sagen“, und die Reaktion des Hundes wurde aufgezeichnet.

Beim zweiten Experiment handelte es sich um einen sogenannten „Citizen Science“-Ansatz. Dabei führen nicht Wissenschaftler die Experimente durch, sondern Personen, die nicht hauptberuflich in der entsprechenden Fachrichtung tätig sind. In dem Fall waren es Hundebesitzer, die zwar die gleichen Knöpfe im Soundboard hatten, aber zwischen dem Drücken eines der Knöpfe oder dem Sagen des Wortes selbst wechselten.

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Hunde reagierten auf „Draußen“ und „Spiel“, aber nicht auf „Futter“

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Plos One“ veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Hunde spielbezogenes Verhalten zeigten, nach dem Drücken des Knopfes „Spiel-/Spielzeug“ etwa siebenmal höher war als bei den anderen Knöpfen. Ähnliches zeigten die Hunde auch für die Betätigung des Knopfes mit der Bedeutung Knopf „Draußen“.

Allerdings konnten die Forscher keinen Zusammenhang mit dem Verhalten der Vierbeiner und dem Knopf „Futter“ herstellen. Das überrascht auf den ersten Blick, denn normalerweise sind Hunde doch immer für einen Snack zu haben.

„Es ist möglich, dass dies der Fall war, weil mehrere der Hunde, die an der Studie teilnahmen, vor Beginn der Versuche satt waren, oder weil die Hunde nicht damit gerechnet hatten, dass ihnen eine Mahlzeit außerhalb ihrer üblichen Fütterungszeiten serviert werden würde“, schreiben die Forscher in der Diskussion ihrer Ergebnisse. So sei auch die Citizen-Science-Studie in der Regel während der Arbeitszeit durchgeführt worden, die sich in der Regel nicht mit den Mahlzeiten erwachsener Hunde überschneide, da diese in der Regel am frühen Morgen und/oder Abend gefüttert werden.

Hunde verstehen die Worte, die aus den Buzzern ertönen

Trotzdem zeige die Studie in zwei Fällen eindeutig, dass Hunde auf das Drücken von Knöpfen angemessen reagieren – egal, ob ihre Besitzer oder eine unbekannte Person dies tut. Das zweite Experiment konnte zudem belegen, dass Hunde auf die Tasten oder Wörter selbst achten und darauf reagieren. Denn theoretisch hätten die Besitzer ihren Tieren beim Drücken der Knöpfe auch unbeabsichtigte Hinweise geben können – in der Wissenschaft wird dies auch als „Schlauer-Hans-Effekt“ bezeichnet. Dank ihrer Experimente konnten die Forscher dies ausschließen und zeigen: Hunde verstehen die Worte, die aus den Buzzern ertönen, tatsächlich.

Das ist an sich keine große Überraschung. Man weiß schon lange, dass Hunde Begriffe und auch ihre eigenen Namen verstehen und einordnen können. Die Studie sei dennoch ein „notwendiger erster Schritt“, wie die Forscher erklären.

Studie bringt keine wirklich neuen Erkenntnisse

Prof. Clive Wynne, der Direktor des Canine Science Collaboratory an der Arizona State University, sieht das anders. Er selbst war nicht an der Arbeit beteiligt und bezeichnet die neue Studie in einem Artikel der britischen Tageszeitung „Guardian“ als sogenannten „Nothing Burger“. Dies ist im Englischen eine umgangssprachliche Umschreibung für ein unseriöses, substanzloses, ergebnisloses Projekt, das nicht hält, was es verspricht.

„Daran ist nichts Bemerkenswertes“, zitiert der „Guardian“ Prof. Wynne. Das Team habe lediglich die Reaktionen auf drei bekannte Wörter untersucht – und die Hunde waren nur bei zwei davon erfolgreich. Die Studie würde daher keine neuen Erkenntnisse darüber bringen, was Hunde verstehen, wenn bestimmte Wörter gesprochen werden.

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Grundstein für zukünftige Forschungen

Doch angesichts der Neuartigkeit dieses Ansatzes, sei diese Untersuchung ein wichtiger Schritt gewesen, argumentiert das Forschungsteam. Bisher existierten nur wenige Daten über diese Form der zwischenartlichen Kommunikation. Zudem sei das Wissen über die Fähigkeit von Hunden, in diesem Zusammenhang Assoziationen zu erwerben, begrenzt. In ihrer Studie war es den Forschern daher wichtig, zunächst einmal die Tatsache, ob Hunde die Wortbedeutung verstehen, wenn Menschen auf dem Soundboard einen Knopf drücken, gründlich und facettenreich zu untersuchen.

Diesen Ansatz begrüßt auch Dr. Mélissa Berthet von der Universität Zürich. Im Artikel des „Guardians“ sagte sie, die Studie lege den Grundstein für zukünftige Forschungen und zeige – entgegen einigen Vermutungen – dass die Hunde tatsächlich auf die Geräusche der Tasten und nicht auf die Signale ihres Besitzers reagierten.

Im nächsten Schritt wollen Prof. Rossano und sein Team untersuchen, ob Hunde den richtigen Knopf für bestimmte Situationen drücken können. Ihre Forschung könnte nicht nur dazu beitragen, die Tiefe des Wortverständnisses der Hunde zu untersuchen, sondern auch Aufschluss darüber geben, ob Geräte wie Soundboards tatsächlich von Menschen und Hunden verwendet werden können, um miteinander zu kommunizieren.

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