
3. März 2025, 16:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Es sind Szenen, die Alina Koenen aus Berlin wohl nie wieder vergessen wird. Denn auf ihrem Heimweg wurde ihre Mops-Dame Caty in der Straßenbahn entführt. „Ich dachte, ich würde sie nie wieder sehen“, erinnert sich die Hundehalterin an die Stunden der Angst. Doch es kam glücklicherweise anders …
Den letzten Mittwoch im Februar wird Hundehalterin Alina Koenen wohl nie wieder vergessen. Denn an diesem Tag wurde ihre zehnjährige Mops-Dame Caty in der Straßenbahn entführt. „Ich hatte einen langen Arbeitstag hinter mir und saß in der Bahn, als mir auffiel, dass ich in der falschen Linie war“, erinnert sich die Berlinerin im PETBOOK-Interview zurück. Ereignet hatte sich der schreckliche Vorfall in der M8 an der Station Springpfuhl.
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„Ich klopfte gegen die Scheibe und rief, aber die Bahn fuhr los. Es war ein riesiger Schock“
„Die Türen standen noch offen, also sprang ich schnell raus. Doch als ich mich umdrehte, um sicherzustellen, dass mein Hund mit mir ausgestiegen war, sah ich, dass sie noch in der Bahn war. Ein älterer Mann, der hinter mir gesessen hatte, hielt sie fest, sodass sie mir auch nicht hätte hinterherlaufen können.“ Offensichtlich hatte der Mann ihren Mops während der Fahrt abgeleint und so in seine Gewalt gebracht. „Ich klopfte gegen die Scheibe und rief, aber die Bahn fuhr los. Es war ein riesiger Schock!“ Der Mann habe ihr Klopfen und Rufen eiskalt ignoriert.
Alina Koenen sei sofort in die nächste Bahn gesprungen und suchte die nächsten Stationen nach dem Mann und ihrem Hund ab, doch vergebens. „Ich rief meinen Arbeitskollegen an, der ein Auto hat, um mir zu helfen. Ich versuchte auch, die Polizei zu kontaktieren, aber die sagten mir nur, dass ich ein Onlineformular für Diebstahl ausfüllen solle.“ Allerdings habe das Absenden des Formulars nicht funktioniert. Ein wahrer Albtraum erinnert sich die Hundehalterin zurück.
„Habe den Mann auf etwa 50 Jahre geschätzt, aber es stellte sich heraus, dass er über 80 war“
Parallel habe sie auch bei den Berliner Verkehrsbetrieben angerufen, um das Video der Überwachungskameras sichern zu lassen. „Der Fahrer hat etwa eine Stunde später auch die Bahn durchsucht, aber da war sie nicht mehr da.“ Die Hundehalterin habe sich aber nicht abwimmeln lassen und habe dann doch noch eine Anzeige bei der Polizei machen können. Dort schilderte sie, dass der Täter auf sie einen ungepflegten, verwahrlosten Eindruck gemacht habe. Daher ihre Überlegung, dass er vielleicht obdachlos oder drogenabhängig sein könnte. „Ich habe ihn später bei der Polizei auf etwa 50 Jahre geschätzt, aber es stellte sich heraus, dass er über 80 war.“
In ihrer Verzweiflung habe sie auch ein Video auf TikTok hochgeladen, in der Hoffnung, dass es viele Leute erreicht. Und tatsächlich ging ihr Clip, in dem sie den Vorfall sehr emotional schilderte, auch viral. Parallel habe sie Tierheime, Tierschutzorganisationen und Tierärzte benachrichtigt sowie Caty beim Haustierregister Tasso als vermisst gemeldet. „Ich konnte in dieser Nacht kaum schlafen“, beschreibt die Berlinerin die Stunden voller Bangen. Am nächsten Morgen habe sie Plakate gedruckt und in der Stadt aufgehängt. „Dann kam der entscheidende Hinweis: Jemand hatte meinen Hund in einem Wohnhaus gesehen!“
Polizei musste die Türe des Entführers öffnen
Dann ging alles ganz schnell: Alina Koenen und ein paar Freunde machten sich auf zu der genannten Adresse, um ihren Hund vom Mann einzufordern, wie sie PETBOOK schildert. „Es war ein Wohnhaus, das ich zunächst für ein Seniorenstift hielt, da es dort einen Concierge gab. Dort wollte der Mann Caty aber nicht herausgeben. Er sprach nur Russisch, und eine Dolmetscherin versuchte, mit ihm zu reden – erfolglos. Also riefen wir die Polizei.“
Die alarmierten Ordnungskräfte seien relativ schnell vor Ort gewesen. Doch die Situation sei schnell beunruhigend geworden. „Zuerst schien es, als würde der Mann uns gar nicht wahrnehmen. Dann hörten wir plötzlich keine Geräusche mehr aus der Wohnung und die Polizisten befürchteten, dass der Mann gesundheitliche Probleme haben könnte. In diesem Fall dürfen sie die Tür öffnen. In der Wohnung fanden sie ihn bewusstlos in seiner Unterwäsche vor, und Caty kam sofort auf die Polizisten zugelaufen“.
Es ist wohl nicht die erste Hundeentführung des Täters!
Augenscheinlich schien es Caty den Umständen entsprechend gut zu gehen, beschreibt Alina Koenen den Moment des Wiedersehens mit ihrer Hündin. „Zuerst schien sie fast ein wenig zögerlich, als ob sie dachte, ich hätte sie absichtlich dort gelassen. Doch als sie mich erkannte, sprang sie in meine Arme. Sie war völlig erschöpft und hat danach fast die ganze Zeit geschlafen.“
Und wie geht es jetzt weiter? Wird der Vorfall Konsequenzen für den Täter haben? Das wird sich zeigen. „Ich habe die Anzeige nicht zurückgezogen“, sagt Koenen. Die Polizei habe sich noch einmal bei ihr gemeldet, um ihre Angaben zu überprüfen. Denn in der Anzeige hatte sie einen etwa 50-jährigen Mann beschrieben, der Täter war mit über 80 Jahren deutlich älter als beschrieben. „Aber er war es“, sagt sie. Da ist sie sich sicher.
„Diese Erfahrung war einfach zu furchtbar, als dass ich so etwas noch mal erleben möchte“
Doch das tatsächliche Alter des Hundeentführers ist nicht die einzige Überraschung: „Es hat sich herausgestellt, dass der Mann schon öfter Hunde mitgenommen hat. Ich hoffe, dass sich jemand um ihn kümmert, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“ Glücklicherweise kamen Alina Koenen und ihre Mopshündin Caty diesmal mit dem Schrecken davon. Dennoch wird die Besitzerin für die Zukunft Konsequenzen aus dem Vorfall ziehen, wie sie PETBOOK verrät.
„Ich habe für Caty jetzt ein Sicherheitsgeschirr bestellt. Außerdem höre ich keine Musik mehr, wenn ich mit ihr unterwegs bin. Diese Erfahrung war einfach zu furchtbar, als dass ich so etwas noch mal erleben möchte.“ Daher hat Alina Koenen auch einen dringenden Appell an andere Hundehalter: „Passt auf eure Hunde auf, besonders in der Bahn. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren könnte – jetzt weiß ich es besser.“

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Wie viele Hunde werden jährlich in Deutschland entführt?
Doch wie viele Hunde werden in Deutschland eigentlich jährlich entführt? Kommt sowas häufiger vor oder muss dieser Vorfall als Einzelfall gewertet werden? Und leben Haustiere in städtischen Regionen gefährlicher als ihre Artgenossen auf dem Land? Auf PETBOOK-Anfrage erklärt Tasso-Sprecherin Sonja Slezacek.
„Wir bei Tasso haben keine Zahlen dazu, wie viele Haustiere gestohlen werden, da wir bei vermissten Tieren nicht nach den Gründen des Verschwindens unterscheiden und daher keine entsprechende Statistik erstellen.“ Zudem gibt es auch offiziellen Polizeistatistiken, die sich gesondert mit gestohlenen Haustieren beschäftigen. Das ergaben PETBOOK-Recherchen aus dem Jahr 2023.