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Autorin berichtet

Erfahrung mit Hunde-Ernährungsberaterin: „Nach einem Monat lagen unsere Futterkosten bei 400 Euro!“

Junghund Elvis von PETBOOK-autorin Manuela Lieflaender sitzt am Tisch vor einem leeren Napf
Als PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender die Ernährung von Hund Elvis umstellen möchte, holt sie sich professionelle Unterstützung. Leider bringt diese nicht den erhofften Erfolg. Foto: PETBOOK/Manuela Lieflaender
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

6. März 2024, 6:27 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Als PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender von ihrer Tierärztin den Rat bekommt, die Ernährung ihres Jungrüden umzustellen, holt sie sich Hilfe von einer Ernährungsberaterin für Hunde. Zunächst scheint dies auch Erfolg zu versprechen, doch dann beginnt für die Hundehalterin eine abenteuerliche Reise durch den Ernährungs-Dschungel.

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Elvis, unser zehn Monate alter Australian-Shepherd-Rüde, zeigt immer wieder starke Stresssymptome. Er dreht sich im Kreis, beißt nach seinem eigenen Schwanz. Ist das Futter schuld? Als ich damit beginne, mich selbst mit der Thematik auseinanderzusetzen, starte ich eine Reise in den Dschungel der Futterindustrie. Schließlich entscheiden wir uns dazu, das Futter umzustellen und wenden uns an eine Ernährungsberaterin für Hunde, von der wir glauben, dass sie Erfahrungen auf dem Gebiet hat. Aber beginnen wir von vorn …

Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl, unserem Welpen diesen „Mist“ zu füttern

Als wir Elvis mit knapp neun Wochen von der Züchterin abgeholt haben, zog mit dem Welpen ein riesiger Sack Trockenfutter ein. Es war die Sorte, die das Hundebaby schon bei der Züchterin gefressen hatte und die ihm die Eingewöhnung im neuen Zuhause erleichtern sollte.  

Ich wusste, dass die Marke durch Bücher wie „Katzen würden Mäuse kaufen“ von Dr. Hans-Ulrich Grimm in Verruf geraten war. Von Anfang hatte ich kein gutes Gefühl dabei, unserem Welpen diesen „Mist“ zu füttern. Gleich zu Beginn machte ich schlechte Erfahrungen mit dem Trockenfutter beim Hund. So fiel mir auf, dass die Kothaufen von Elvis riesig waren. Mein Lebensgefährte Volker kommentierte das mit den Worten: „Na ja, er ist halt ein Rüde.“ Männerlogik.  

Aber abgesehen von den überdimensionierten Haufen schien Elvis das Futter nicht negativ zu beeinträchtigen. Kein Durchfall, kein Erbrechen und keine Hautveränderungen. Alle klassischen Symptome, die man bei Unverträglichkeiten und Allergien kennt, blieben aus.

Auch interessant: Halterin: „Haben wir die ganze Zeit übersehen, dass der Hund Schmerzen hat?“

Elvis dreht sich im Kreis – liegt es am Futter?

Einige Zeit später zeigten sich jedoch andere Probleme: Elvis drehte sich manchmal im Kreis und jagte seine Rute. Dieses Verhalten kannte ich von meinen anderen Hunden nicht – und es wurde noch seltsamer: Plötzlich musste der Hund mehr als 20 Mal am Tag zum Pipi machen nach draußen. Also alle paar Minuten.

Es war so extrem, dass wir darüber Tagebuch geführt haben. Der Tierarzt ging von einer Blasenentzündung aus. Doch selbst als die Entzündung längst abgeklungen war, blieb der häufige Harndrang. Eine große Belastung für Mensch und Tier, denn Elvis kam gar nicht zur Ruhe.  

Nie mehr Trockenfutter?

Sofort hatte ich das Trockenfutter in Verdacht. Nach einem Beratungsgespräch mit dem Tierarzt  gab es ein neues Fertigfutter, das wir in kleinen Mengen zufütterten. Doch es wurde nicht besser. Im Gegenteil: Der Australian-Shepherd-Welpe hatte jetzt gelegentlich mit einer Übersäuerung des Magens zu kämpfen. Das äußerte sich durch Sodbrennen und Erbrechen. Vor allem frühmorgens, wenn der Magen noch leer war.

Als der Rüde Ende des Jahres dann auch noch Bauchschmerzen und Blut im Kot hatte, waren sich alle Beteiligten einig: Mit Trockenfutter ist jetzt Schluss! Am besten erst selbst kochen und dann BARFen, meinte der Tierarzt. Doch die Gefahr, dass das Hundekind dabei nicht die Nährstoffe bekommt, die es braucht, war mir zu groß. Also kam die nächste sogenannte Expertin in unser Leben.

„Mit dieser Frau wird das nichts“

Die Ernährungsexpertin, an die wir uns wenden, ist mir von einer Züchterin empfohlen worden. Sie spricht viel und ist von sich überzeugt. Erzählt von todkranken Tieren, deren einzige Option das Einschläfern gewesen wäre, bis sie ihnen geholfen hätte. Das sei ihr eine Herzensangelegenheit.

Einerseits bin ich beeindruckt von der Ernährungsberaterin für Hunde. Andererseits sagt mir mein Bauchgefühl: „Mit dieser Frau wird das nichts.“ Ich verdränge dieses Gefühl.

Als sie im Laufe unseres Erstgesprächs erfährt, dass Elvis Blut im Kot hat, seine Rute jagt und sich beißt, hat sie ziemlich schnell eine Diagnose parat: Magenprobleme. Selbstverständlich weiß sie, was zu tun ist. Der zu diesem Zeitpunkt acht Monate alte Rüde soll gekochtes, mageres Fleisch mit gekochten Möhrchen bekommen. Wir einigen uns auf Rindfleisch.

Elvis sitzt vor seinem Napf und macht ein langes Gesicht
Gekochtes Rindergulasch mit Möhren ist alles, was Elvis erst einmal laut der Ernährungsberaterin für Hunde bekommen soll Foto: PETBOOK/Manuela Lieflaender

Schon nach der ersten Mahlzeit ist das Hundekind wie ausgewechselt

Der Erfolg gibt ihr recht: Schon nach der ersten Mahlzeit ist das Hundekind wie ausgewechselt. Zum ersten Mal in seinem jungen Leben kann er entspannt Streicheleinheiten genießen.

Doch dann kommen die ersten Ungereimtheiten. In Elvis’ Blutwerten vom Sommer will die Ernährungsberaterin eine bevorstehende Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Hund erkennen. Ich bin schockiert. Doch es kommt noch besser: Weil der Australian Shepherd somit ein kranker Hund sei, müsse sie 40 Euro mehr berechnen – statt 130 sind es jetzt 170 Euro.

Zum Tierarzt sollten wir jetzt auf keinen Fall gehen. Mit der richtigen Ernährung würde man das selbstverständlich wieder hinbekommen. Ich schaue in meinem Tierarztordner nach und schicke ihr weitere Blutergebnisse vom Herbst – keine Reaktion. Generell geht das Engagement der Ernährungsberaterin nach unserem ersten Termin deutlich zurück. Den Grund weiß ich heute: Elvis ist laut Tierarzt nämlich gar nicht krank.  

Nach einem Monat liegen unsere Futterkosten bei 400 Euro

Auf den ersten Ernährungsplan warten wir wochenlang vergebens. Nach einem Monat liegen unsere Futterkosten bei 400 Euro. Wir füttern immer noch Gulasch mit Möhrchen. Plötzlich bekomme ich eine Nachricht von ihr: Der Ernährungsplan sei jetzt fertig. Sie könne ihn verschicken. Aber jetzt wolle sie erst das Geld haben. Ich muss an mein schlechtes Bauchgefühl denken, dass ich beim ersten Telefonat mit ihr hatte.

Gemäß Plan füttern wir wochenlang täglich 780 Gramm rohes Rindfleisch und 200 Gramm gekochte Möhren. Das konnte aus meiner Sicht nicht richtig sein, weil der Hund dadurch so viel zu wenig Nährstoffe bekommt. Darauf angesprochen, antwortet die Ernährungsberaterin für Hunde: „Wir werden nach und nach neue Komponenten hinzufügen. Er bekommt so schnell keinen Mangel.“

Mit ihrer Erstdiagnose sollte die Ernährungsberaterin recht behalten. Denn Elvis hat jetzt wirklich Magenprobleme, die sich durch Sodbrennen äußern. Auch die Verhaltensauffälligkeiten nehmen wieder zu: Er ist unruhig, hechelt viel und beknabbert seine Pfoten.

Tierärztin ist fassungslos

Ich kann mein Bauchgefühl nicht weiter ignorieren, beginne zu recherchieren und stelle fest: Ernährungsberater und Tierheilpraktiker sind keine geschützten Berufe. Jeder darf sich so nennen. Es gibt inzwischen sogar Tierärzte, die sich auf Ernährung spezialisiert haben.

Bei einem Tierarztbesuch wird mir Julia Fritz empfohlen. Sie ist promovierte Fachtierärztin für Tierernährung, international anerkannte Spezialistin und Inhaberin von „napfcheck“, einer Praxis für tierärztliche Ernährungsberatung und Ernährungsmedizin mit entsprechender Expertise.

Als ich ihr am Telefon von meinen Erfahrungen mit der Ernährungsberaterin und von Elvis´ Ernährungsplan berichte, ist sie fassungslos: „Ihr Hund hat jetzt einen langen Leidensweg hinter sich. Zum Glück hat er von dieser unausgewogenen Fütterung keine Wachstumsstörung bekommen.“

Elvis hat drei Kilogramm Übergewicht

Elvis mit Übergewicht von der Seite vor dem Gartentor
Nach wochenlanger „Diät“ auf Anraten der Ernährungsberaterin hat Elvis gute drei Kilogramm Übergewicht, was man leider auch sieht. Foto: PETBOOK/Manuela Lieflaender

Ich erzähle ihr von den Magenproblemen: „Dass er bei diesem Ernährungsplan Sodbrennen hat, überrascht mich gar nicht. Die Vorgehensweise der Ernährungsberaterin ist schräg und klingt für mich nicht zielführend, geschweige denn nachvollziehbar.“

Neben den Magenproblemen und der Unruhe trägt der Rüde noch ein anderes Problem mit sich herum: drei Kilogramm Übergewicht. Man könnte auch sagen, er ist fett.  

Die Ernährungs-Tierärztin wundert sich nicht darüber: „Für einen Australian Shepherd ist das ganz sicher nicht die richtige Fütterung. Das sind intelligente Hunde, die sehr viel Kopfarbeit machen. Elvis muss seine Energie aktuell aus Proteinen und Fett ziehen. Die Kohlenhydrate, als schnell verfügbare Energiequelle, fehlen komplett.“

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Pflanzenfasern sind wichtig für die Darmflora

Zudem sei die Ernährung relativ ballaststoffarm und viel zu proteinreich. Man hätte ihm etwa Haferflocken, Kartoffeln, Reis oder Nudeln dazu füttern müssen und natürlich auch Mineralien und Vitamine. Auch an eine gesunde Darmflora müsse man denken, betont die Tierärztin. Bei fleischreichen Rationen würden vermehrt eiweißspaltende Bakterien im Darm gefördert. Daher seien Pflanzenfasern für die Darmflora wichtige Nährstoffe, die zu einem besseren Gleichgewichtig führen können.

Tja, jetzt stehen wir da mit unserem übergewichtigen Hund, dem wir mit der „Ernährungs-Keule“ mehrfach eins übergebraten haben und der jetzt wieder an ein neues Futter herangeführt werden muss. 

Und die Ernährungsberaterin? Die meldet sich nicht mehr. 

Besuchen Sie Elvis und sein Frauchen, die HundeJournalistin auf Instagram elvis_hundejournalistin

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