6. Februar 2023, 13:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer wieder wird von Getreide als Zusatz in Hundefutter gewarnt, es gilt als ähnlich schädlich wie Zucker oder andere Süßstoffe. Aber ist Getreide in Hundefutter wirklich so schlimm wie sein Ruf oder schadet eine gelegentliche Gabe nicht? PETBOOK gibt einen Überblick.
In Ernährungsfragen haben Mensch und Hund in mindestens einem Punkt viel gemein: Es gibt viele Meinungen zu dem Thema. So liest man häufig, dass Getreide in Hundefutter nichts zu suchen habe und sogar gesundheitsschädlich sein kann. Aber wieso ist es dem futter überhaupt so oft beigemengt und gibt es Hunde, die dieses bedenkenlos fressen dürfen? Selbst Tierärzten und Züchtern haben sehr unterschiedliche Ansichten zu. Der Übersicht halber führen wir hier Vor- und Nachteile von Getreide in Hundefutter auf.
Nachteile von Getreide in Hundefutter
- Der Haushund (Canis lupus familiaris) an sich gehört zoologisch in die Ordnung der Raubtiere (Carnivora) und wird daher oft als Fleischfresser bezeichnet. Was für den Wolf zutrifft, gilt für den Hund aber schon lange nicht mehr. Durch das Zusammenleben mit dem Menschen hat sich der Magen-Darm-Trakt der Hunde an die Verdauung von stärkehaltigen Lebensmitteln angepasst. Auch Getreide besteht zum größten Teil aus Stärke. Während Wölfe diese nicht oder nur schwer verdauen können, haben Hunde in der Regel kein Problem. Trotzdem gibt es einige Rassen, die dieses Erbe noch in sich und bei denen vor allem Stärke aus Getreide zu Verdauungsstörungen führen kann.
- Das in Getreide enthaltene Eiweiß kann bei manchen Hunden Allergien auslösen. Diese können zu Bauchschmerzen, Durchfall oder auch Juckreiz führen.
- Die in Getreide enthaltene Stärke wird im Körper in Zucker gespalten. Viel Getreide im Futter kann daher zu Übergewicht und damit einhergehende Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes kühren. Auch Zahnstein und Karies können so häufiger auftreten.
- Getreide ist für Hersteller als Rohstoff deutlich günstiger als Fleisch oder andere Schlachtprodukte. Es wird also gerne als „billiger“ Füllstoff genutzt, um die gleiche Menge Futter für einen günstigeren Preis produzieren zu können. Darunter kann auch die Qualität des Futters leiden.
Vorteile von Getreide in Hundefutter
- Wie bereits erwähnt, hat sich der Ernährungstrakt der domestizierten Hunde im Laufe der Zeit angepasst. Gerade Haushunde haben immer wieder Reste als Futtermittel bekommen, darunter auch Getreide. Deshalb können manche Rassen und einzelne Tiere Getreide besser verdauen als ihre wilden Vorfahren die Wölfe und stärkehaltige Zutaten im Futter damit als Energielieferant nutzen.
- Getreide als Rohstoff ist sehr viel günstiger und somit können Futtermittelhersteller diese Futtersorten auch zu einem niedrigeren Preis an den Verbraucher weitergeben. Nicht jeder Hundehalter kann sich täglich oder überhaupt Premiumfutter ohne Getreide leisten.
- Getreide versorgt Hunde mit sehr viel Energie, da die Kohlenhydrate schneller verstoffwechselt werden als Fette und Eiweiße.
- Getreide enthält neben Stärke auch Ballaststoffe. Diese sind zwar wie beim Menschen auch für Hunde unverdaulich, begünstigen aber eine gesunde Darmflora.
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Fazit: Getreide in Hundefutter
Es gibt also gute Gründe, warum Getreide Hundefutter oft beigemischt ist. Im Gegensatz zu Katzen, deren Verdauungstrakt auf reine Fleischkost angepasst ist, können Hunde gewisse Mengen an Kohlenhydraten durchaus gut verdauen und sogar Energie daraus ziehen. Zwar birgt ein Premiumfutter ohne Getreidezusatz bzw. mit hohem Fleischanteil weniger Risiken für Übergewicht und Diabetes, ist jedoch nicht für jedermann erschwinglich.
Problematisch ist ein Futter mit Getreidezusatz dann, wenn ein Hund kein Getreide verträgt oder sogar eine Allergie entwickelt. Dann ist spezielle Diätkost gefragt, um die Beschwerden nicht zu verschlimmern. Auch übergewichtige oder zu Übergewicht neigende Hunde sollten kein Getreide über das Futter zu sich nehmen. Dieses kann appetitsteigernd wirken und somit das Problem noch verstärken.
Liegen weder Übergewicht noch eine Allergie vor, können Hundehalter im Zweifel vorsichtig testen, wie viel Getreide das eigene Tier verträgt. Bis zu einem gewissen Grad kann der Verdauungstrakt des Hundes die Produktion stärkeabbauender Enzyme nämlich erhöhen, sodass auch je nach Tier unterschiedliche Mengen an Getreide verdaut werden können. Am besten tastet man sich nach und nach heran und gibt zuerst ein Futtermittel mit wenig Getreideanteil und erhöht diesen Schritt für Schritt. Sollte der Hund Durchfall bekommen, war der Getreideanteil eventuell zu hoch und das Futter konnte nicht mehr verdaut werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, spricht mit seinem Tierarzt über die Ernährung des Vierbeiners. Alternativ kann man auch Futter mit Zusätzen wie Kartoffeln, Buchweizen oder Quinoa wählen.