16. November 2024, 15:49 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Auch Haustiere können an Übergewicht leiden. Mittlerweile sieht man sogar recht oft Hunde, die für ihre Verhältnisse zu viele Kilos mit sich herumschleppen. Doch zu viel an Leckerlis, Kausnacks und Co. schadet der Gesundheit der Tiere. PETBOOK stellt daher die besten veterinärmedizinischen Tipps vor, wie Hunde Übergewicht abbauen können.
In unserer Gesellschaft haben längst nicht nur wir Menschen mit Übergewicht zu kämpfen. Daten zeigen, dass in Deutschland sogar mehr als die Hälfte aller Hunde zu dick ist. Einige davon leiden bereits unter Adipositas, einem krankhaften Übergewicht. Diese riskante Fettleibigkeit liegt vor, wenn ein Hund 20 Prozent mehr als sein Idealgewicht auf die Waage bringt. 1 2
Und wie bei Menschen auch, ist bei Hunden ein Energiedefizit (Energieverbrauch ist höher als die Energiezufuhr) die Grundvoraussetzung dafür, aufgebautes Fettdepot zum Schmelzen zu bringen. Dafür haben wir im Folgenden 12 Tipps zusammengestellt. Eins jedoch vorweg: Ohne Konsequenz des Tierhalters funktioniert es leider nicht.
Übersicht
Übergewicht beim Hund fördert zahlreiche Krankheiten
Es geht nicht (nur) darum, eine perfekte Figur beim Gassigehen zu machen. Fakt ist, dass ein gesundes Körpergewicht ein präventiver Faktor für zahlreiche Krankheiten ist. Während Untergewicht das Risiko für Mangelerscheinungen wie Osteoporose erhöht, belasten zu viele Kilos Herz, Gefäße, Gelenke und Co. In einer Studie an übergewichtigen Hunden konnte gezeigt werden, dass die Gewichtsabnahme den Gesundheitszustand der Hunde deutlich verbesserte: Sowohl die Blutfett- und Insulinwerte als auch die Entzündungsmarker und die anfängliche ungünstige Körperzusammensetzung nahmen ab.
Die unerwünschte Folge von Fehlernährung: Die Lebensfreude und die Lebenserwartung sinken. Wer seinem Hund etwas Gutes tun möchte, sollte seinem adipösen Hund seine Zuneigung entsprechend lieber über ausgiebige Spaziergänge als über Leckerlis zeigen. Eine Studie kam in diesem Zusammenhang zu dem Ergebnis, dass das Sterberisiko von Hunden bei Übergewicht signifikant erhöht ist.2
Verhaltensänderung beim Halter entscheidend
Zusätzlich zu einer kalorienreduzierten Fütterung und „Hundesport“ geht es beim Abspecken vor allem um eine Verhaltensänderung. Und zwar nicht in erster Linie beim Hund, sondern beim Tierbesitzer. Bevor eine Diät Erfolge auf der Waage zeigt, müssen Herrchen und Frauchen nämlich reflektieren, warum sich der aktive, schlanke Hund in eine dicke, träge Couch-Potato verwandelt hat. Erst wenn klar ist, wie es so weit kommen konnte, kann der Diätplan gezielt greifen.
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Tipp 1: Diätcheck beim Tierarzt
Bevor man den Hund mit Übergewicht direkt auf Diät setzt, sollte ein Tierarztbesuch klären, ob organische Ursachen des Übergewichts ausgeschlossen werden können. Zusätzlich kann man so überprüfen, wie viel Übergewicht abgebaut werden muss – und welcher Zeitrahmen dafür sinnvoll ist.
Nicht zuletzt kann der Tierarzt beim Gesundheitscheck überprüfen, ob das zu hohe Gewicht bereits zu Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Arthrose geführt hat.
Tipp 2: Ernährungsumstellung statt Blitz-Diät
Um den adipösen Hund nicht mit Futterentzug zu verunsichern, sollte die Umstellung auf Diätfutter nicht zu schnell erfolgen. Wie bei uns Tierbesitzern sind Crash-Diäten definitiv der falsche Weg, um gesund abzunehmen. Noch dazu würde sich ein zu strikter Futterplan negativ auf die Zufriedenheit des tierischen Mitbewohners auswirken. Und im Endeffekt dann auch auf das Herrchen.
Noch dazu droht ein Nährstoffmangel bei zu restriktiver Fütterung. Auch der ungeliebte Jo-Jo-Effekt kann bei Hunden zuschlagen, wenn der strenge Diätplan nach erfolgter Gewichtsabnahme wieder auf Normalkost umgestellt wird.
Zeitliche Orientierung zur Gewichtsabnahme: Hunde sollten während einer Diät ca. 1 bis maximal 3 Prozent ihres Gewichtes pro Woche abnehmen.
Tipp 3: Kalorienreduziertes Diätfutter
Diätetische Reduktionskost, die direkt beim Tierarzt zu beziehen ist, kann für eine Hunde-Diät sinnvoll sein.
Der Vorteil: Die diätetischen Futtermittel liefern alle wichtigen Nährstoffe. Neben Diätfutter für übergewichtige Vierbeiner eignet sich auch kalorienreduziertes Futter für kastrierte Hunde.
Da der Begriff „Light“ im Rahmen der Hundeernährung nicht geschützt ist, sollten Tierbesitzer darauf verzichten bzw. die Zutaten, den Kaloriengehalt und die Nährstoffe genau unter die Lupe nehmen.
Tipp 4: Alle Familienmitglieder mit ins Boot holen
Natürlich funktioniert eine Ernährungsumstellung beim Hund nur dann, wenn alle an einem Strang ziehen. Falls Kinder in der Familie leben, sollte man allen altersgerecht erklären, warum zu viele Leckerlis dem Familienhund nicht guttun. Gerade für kleinere Kinder ist es ansonsten schwierig nachzuvollziehen, warum der liebe Hund nur noch eine kleine Ration Leckerlis bekommen darf. Denn schließlich freut er sich doch immer schwanzwedelnd, wenn die Snacktüte raschelt.
Genau wie alle Familienmitglieder müssen auch alle anderen Personen einbezogen werden, die den Hund betreuen. Bereits ein Tag pro Woche hochkalorisches Futter und eine Extraportion Leckerlis bei Oma reichen aus, um den Diäterfolg zunichtezumachen.
Tipp 5: Nährstoffmangel durch „Friss die Hälfte“ vermeiden
Die herkömmliche Menge an Hundefutter einfach zu kürzen, ist keine gute Idee. Denn die auf der Packung angegebene Dosierung versorgt den Hund je nach Alter und Größe bzw. Gewicht mit der benötigten Menge an Mikro- und Makronährstoffen.
Wer dennoch bei dem Lieblingsfutter seines Hundes bleiben möchte, muss die Differenz des Nährstoffbedarfs aufgrund der herabgesetzten Futtermenge über Vitamin- und Mineralstoff-Flocken ausgleichen. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass das Futter ausreichend essenzielle Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren enthält.
Tipp 6: Eine bis zwei feste Mahlzeiten pro Tag
Ähnlich wie in der Humanernährung kann es in Absprache mit dem Tierarzt sinnvoll sein, die Häufigkeit der Mahlzeiten zu reduzieren. Denn auch beim zu dicken Hund gilt: Wenn durch viele kleine Snacks regelmäßig Insulin ausgeschüttet wird, programmiert sich der Stoffwechsel auf Fetteinlagerung.
Insbesondere der Vormittag kann der richtige Zeitpunkt zur Fütterung sein, da die Verdauungsorgane auf Hochtouren laufen. Wurde das Haustier allerdings bisher mehrmals am Tag gefüttert, sollte die Mahlzeitenfrequenz nicht von heute auf morgen umgekrempelt werden. Denn zusätzlicher Stress ist das letzte, was ein Hund auf Diät benötigt.
Tipp 7: High Protein & Low Fat
Wer das kalorienreduzierte Futter seines Hundes in Anlehnung ans Barfen selbst zubereiten möchte, kann das Nährstoffverhältnis der Diätmahlzeiten intelligent zusammenstellen. Da Fett pro Gramm die meisten Kalorien liefert, sollte man den bisherigen Fettanteil zugunsten des Proteinanteils reduzieren.
Für eine ausreichende, sättigende Portion an Eiweiß eignet sich beispielsweise Magerquark in Bio-Qualität. Als veganes Pendant ist hingegen Tofu die richtige Wahl. Auch diese klassische Empfehlung stammt ursprünglich aus der Diättherapie des Menschen, funktioniert allerdings auch perfekt beim Hund.
Tipp 8: Diät-Leckerlis für zu dicke Hunde
Snacks sollten während des Abnehmens größtenteils tabu sein. Denn sobald der erste Happen im Maul gelandet ist, wird die Lust auf Leckerlis so richtig „getriggert“ – wie bei uns Menschen, wenn die Hand immer wieder in die Chipstüte greift. Noch dazu fällt es vielen Tierbesitzern schwer, den hungrigen Dackelaugen zu widerstehen und die tierische Snacktüte wurde bereits wieder aus der Schublade geholt.
Um dem Hund dennoch gelegentlich einen kleinen Snack zu gönnen, eignet sich diätetisches Trockenfutter in kleiner Menge als Alternative zu kalorienreichen Hundesnacks. Insbesondere Schweineohren oder zuckerhaltige Fleischdrops gehören nicht in den Napf von übergewichtigen Hunden.
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Tipp 9: Bunter & ballaststoffreicher Gemüse-Mix
Nicht nur ein hoher Eiweißanteil optimiert die Sättigung, sondern auch ein ausreichender Anteil an Ballaststoffen. Dafür bietet sich ein bunter Mix aus regionalem und saisonalem Gemüse an. Neben geraspelten oder gedünsteten Möhren eignen sich auch Kürbis oder Zucchini – ebenfalls gedünstet und püriert. Gleiches gilt für Kohlrabi, Fenchel, Rote Beete oder geringe Mengen an Brokkoli.
Damit die Ballaststoffe gut im Magen aufquellen, sollte der Hund viel Wasser trinken. Zusätzlich bietet es sich an, schrittweise etwas mehr Wasser unter das Nassfutter zu mischen. Auch kalorienarme Gemüse wie geraspelte Gurke können helfen, den Magen kalorienarm zu füllen. Dadurch wird der Hund zusätzlichen mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.
Der Zusatznutzen von Pflanzenkost: Das Gemüse liefert nicht nur Ballast- und Mikronährstoffe, sondern eine Extraportion Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Aufgrund der intensiven Pflanzenfarben von Möhre, Rote Bete und Brokkoli wird der Hund zusätzlich mit zellschützenden Antioxidantien (sekundäre Pflanzenstoffe) versorgt.
Tipp 10: Streicheleinheiten statt Leckerlis
Wenn der liebe Vierbeiner bisher mehrmals täglich mit Leckerlis verwöhnt bzw. belohnt wurde, müssen sich auch Hunde erstmal an die neue, „magere“ Situation gewöhnen. In Momenten, in denen die Belohnung bisher mithilfe von Knusperkissen oder Kauknochen gezeigt wurde, müssen Alternativen her, um die Rute zum Wedeln zu bringen.
Neben ausgiebigen Schmuseeinheiten kann auch eine sonstige intensive Beschäftigung den geliebten Hund über den Verlust seiner Leckerlis hinwegtrösten. Dabei lautet die Devise: Am besten in aktiver Form!
Tipp 11: Mit Sport zum Erfolg
Wie in der Humanmedizin auch, basiert ein ausgeklügeltes Diätkonzept immer auf einem intelligenten Mix aus kalorienreduzierter, nährstoffreicher Kost und ausreichend Bewegung. Tierbesitzer müssen ihren Hund nicht unbedingt gleich beim städtischen „Hunde-Sportverein“ anmelden. Die passende Aktivität hängt von individuellen Faktoren ab.
Während alte Hunde zumindest ausgiebig Gassi gehen sollten, um die Mobilität so lange wie möglich zu erhalten, sollten jüngere Tiere täglich rennen, Ball spielen und Co. – natürlich zusätzlich zu den normalen Runden um den Block. Dennoch ist es auch für Hunde-Senioren wichtig, sie über altersgerechte Spiele zur Bewegung zu motivieren. Dabei darf der Spaß keinesfalls zu kurz kommen.
Der entscheidende Vorteil mobiler Hunde: Mehr Bewegung verbraucht nicht nur mehr Energie, sondern erhöht den Grundumsatz über eine Zunahme der Muskelmasse. Selbst wenn der Vierbeiner ausgepowert in seinem Körbchen schlummert, verbrennt er mehr Kalorien. Noch dazu bleibt das geliebte Tier länger beweglich.
Tipp 12: Futter erarbeiten lassen
Statt einfach nur den Napf hinzustellen, kann man den Hund für sein Futter auch arbeiten lassen. Das verbrennt im Schnitt nicht nur mehr Kalorien, sondern fördert auch die geistige Auslastung. Zudem schlingt der Hund nicht gleich alles auf einmal herunter, sondern ist länger mit der Mahlzeit beschäftigt.
Eine einfache und auch für schwer übergewichtige Hunde geeignete Methode ist, das Futter statt in den Napf in ein Kauspielzeug zu stecken. Dieses muss der Hund lange bearbeiten, um an jeden Bissen zu gelangen. Noch länger dauert es, wenn man das befüllte Kauspielzeug einfriert.
Für agilere Vierbeiner kann man die täglichen Futterrationen auch draußen beim Gassigang verstecken. Das geht am besten mit Trockenfutter. Dieses kann man entweder auf einer Wiese oder unter Laub verteilen oder man versteckt die Kroketten zwischen Baumwurzeln. Je größer das Areal, auf dem man das Futter versteckt, desto mehr muss der Hund sich bei der Futtersuche bewegen. Klappt übrigens auch drinnen.