8. Oktober 2024, 6:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie sind klein, rot und ganz schön sauer! Johannisbeeren. Für uns Menschen ein sommerlicher Snack, als Topping fürs Müsli oder lecker in einem süßen Kuchenteig. Und wie sieht’s aus mit unseren Vierbeinern?
Immer mal wieder liest man Warnhinweise, dass Johannisbeeren für Hunde giftig sind und man sie auf keinen Fall füttern sollte. So dramatisch ist es nicht. Es stimmt aber, dass Johannisbeeren bestimmte Substanzen enthalten, die für Hunde in der Tat giftig sein können.
Alles hält Iris Gunzenhauer, zertifizierte Ernährungsberaterin bei Pet Advice – Ernährungsberatung für Hunde und Katzen dagegen: „Ja, auch Hunde dürfen Johannisbeeren essen“.
Sind Johannisbeeren giftig für Hunde?
„Ähnlich wie bei Weintrauben und Rosinen kann der Verzehr von Johannisbeeren bei manchen Hunden schwerwiegende gesundheitliche Probleme wie Nierenversagen verursachen.“ Allerdings ist diese Reaktion individuell unterschiedlich und lässt sich deswegen nicht vorhersagen. Deshalb gilt: „Die Dosis macht das Gift.“
Iris Gunzenhauser rät, alle neuen Nahrungsmittel immer in zunächst kleinen Mengen zu testen. Man sollte den Hund außerdem beobachten und seine Reaktion abzuwarten, bevor man die Menge erhöht oder erneut füttert.
Denn die kleinen, roten Früchte sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. „Sie stecken voller Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien, die das Immunsystem stärken und die Zellen schützen.“ Mit ihrem Ballaststoffgehalt können Johannisbeeren außerdem eine gesunde Verdauung fördern.
Dem Hund Johannisbeeren füttern
Wer seinem Hund Johannisbeeren anbieten will, sollte daher zum einen die Stiele entfernen und zum anderen nur reife, unverdorbene und schimmelfreie Beeren in kleinen Mengen füttern. Diese ist immer individuell. Iris Gunzenhauser nennt als groben Richtwert einen halben Teelöffel für kleine Hunde. Ein bis zwei Teelöffel empfiehlt Sie für mittelgroße Hunde und ein bis zwei Esslöffel für große Vierbeiner.
Dabei ist es wichtig, mit wenigen Beeren zu beginnen und genau hinzuschauen, wie der Hund den Snack verträgt. „Von einer täglichen Fütterung von Johannisbeeren rate ich ab, gelegentlich sind sie jedoch unbedenklich, solange der Hund die Beeren gut verträgt.“ Die Ernährungsberaterin empfiehlt die Fütterung schwarzer Johannisbeeren, da diese weniger Säure enthalten.
Johannisbeeren direkt vom Strauch oder aus dem Supermarkt?
Wer im eigenen Garten ein Johannisbeerstrauch hat und sicherstellen kann, dass dieser unbehandelt ist, kann seinem Hund Johannisbeeren direkt vom Strauch anbieten – ohne Stiele. Wild wachsende Beeren sollte man dagegen immer mit warmem Wasser abwaschen, da hier das Risiko einer Fuchsbandwurm-Infektion besteht. Außerdem sollten sie nicht in Bodennähe gepflückt werden.
Auch im Supermarkt gekaufte Beeren sollte man abbrausen, um mögliche Keime, Bakterien und Pestizidrückstände zu entfernen. Iris Gunzenhauser empfiehlt generell, Johannisbeeren möglichst saisonal, regional und idealerweise aus biologischem Anbau zu kaufen. So kann man eine mögliche Schadstoffbelastung reduzieren. Gerade importierte Ware kann stärker mit Pestiziden belastet sein, wenn die Anbaumethoden und -bedingungen in anderen Ländern weniger streng reguliert werden.
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Johannisbeere als Quelle für Nährstoffe und Vitamine
Was steckt alles drin in den sauren Beeren? Iris Gunzenhauser: „Vor allem die schwarzen Johannisbeeren sind reich an Vitamin C, das das Immunsystem stärkt, die Eisenaufnahme unterstützt und die Zellen vor Schäden schützt.“
Und weiter: „Zusätzlich enthalten Johannisbeeren wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Eisen und Magnesium.“ Kalium ist essenziell für die Funktion von Herz und Muskeln, Eisen für den Sauerstofftransport im Blut und Magnesium für zahlreiche Stoffwechselprozesse.
Außerdem sind Vitamin A, Vitamin E und verschiedene B-Vitamine in Johannisbeeren enthalten. „Johannisbeeren haben zudem einen hohen Ballaststoffgehalt, der eine gesunde Verdauung fördert“, so Iris Gunzenhauser.
Was passiert, wenn der Hund zu viele Johannisbeeren gegessen hat?
So wertvoll die Johannisbeere als Snack für den Hund sein kann – abhängig vom Hund kann sie auch Probleme verursachen. Auch Verdauungsstörungen wie Durchfall, Erbrechen, Blähungen oder aufgrund des hohen Säuregehalts eine Reizung des Magen-Darm-Trakts können dadurch ausgelöst werden.
„Der hohe Zuckergehalt der Beeren kann bei manchen Hunden, besonders, wenn sie zu viele davon gefressen haben, entweder zu Lethargie führen, wenn der Hund müde oder antriebslos ist, oder auch zu Überaktivität“, so Iris Gunzenhauser.
In seltenen Fällen können auch allergische Reaktionen auftreten. Diese machen sich durch Juckreiz, Hautausschlag oder Atembeschwerden bemerkbar; in besonders seltenen Fällen kann ein Hund mit Krampfanfällen reagieren. Sollten Symptome auftreten, ist es besser, den Tierarzt aufzusuchen.
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Fütterungseinschränkungen für Johannisbeeren
Es gibt allerdings Hunde, für die Johannisbeeren auch als gelegentlicher Snack nicht infrage kommen. Wegen ihrer entwässernden Wirkung und des hohen Kaliumgehalts sollte man Hunden mit Nieren- oder Blasenproblemen keine Johannisbeeren füttern. „Auch bei Hunden mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt ist Vorsicht geboten, da die enthaltene Säure die Magenschleimhaut stark reizen kann“, so Iris Gunzenhauser.
Weitere Einschränkungen betreffen Welpen und trächtige Hündinnen. Sie erklärt: „Das Verdauungssystem von Welpen ist noch nicht vollständig entwickelt und reagiert oft empfindlich auf säurehaltige Früchte wie Johannisbeeren. Auch der hohe Fruchtzuckergehalt kann Verdauungsprobleme verursachen.“
Bei Welpen und auch bei kleinen Hunden können die Kerne und Schalen der Johannisbeeren sogar Verstopfungen hervorrufen. Dies kann besonders dann der Fall sein, wenn sie in größeren Mengen gefressen wurden. Das Immunsystem trächtiger Hündinnen kann ebenfalls empfindlicher reagieren. „Gerade in dieser Zeit, die eine Höchstleistung für die Hündin darstellt, sollte das Risiko von Magen-Darm-Problemen vermieden und deswegen auf eine Fütterung verzichtet werden.“