8. Februar 2023, 13:37 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Sind Nahrungsergänzungsmittel für Hunde überflüssig oder profitieren unsere Vierbeiner davon? PETBOOK erklärt, welche tierischen Nahrungsergänzungsmittel die Gesundheit von Hunden verbessern können – und welche im Napf nichts zu suchen haben.
Um die Gesundheit zu stärken oder Krankheiten vorzubeugen, greifen wir Menschen gerne mal zu Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen oder Mineralstoffen. Aber profitieren auch unsere Hunde von sogenannten Supplementen? PETBOOK erklärt, welche Vitamine, Superfoods und Co. die Gesundheit von Hunden verbessern – und welche Supplemente nichts im Napf zu suchen haben. Zudem erfahren Halter, welche Nahrungsergänzungsmittel für Hunde durch Lebensmittel ersetzt werden können.
Übersicht
Sind Nahrungsergänzungsmittel für Hunde sinnvoll?
Ein vollwertiges, artgerechtes und hochwertiges Alleinfuttermittel deckt in der Regel den Bedarf aller essenziellen Makro- und Mikronährstoffe. Dadurch ist eine zusätzliche Gabe eines Supplements nicht nötig – vorausgesetzt, der Hund erfreut sich bester Gesundheit. Anders sieht es aus, wenn Hunde speziell gefüttert, allen voran gebarft oder sogar fleischlos ernährt werden. In diesem Fall muss das Hundefutter gezielt mit Inhaltsstoffen angereichert werden, um das Risiko eines Nährstoffmangels auszuschließen.
Zusätzlich profitieren Tiere von einer Nahrungsergänzung, die unter Krankheiten bzw. Resorptionsstörungen leiden, spezielle Verhaltensauffälligkeiten zeigen (z.B. Angsthunde) oder die eine besondere Diät bekommen. Darüber hinaus gibt es individuelle Bedürfnisse und Situationen im Laufe eines Hundelebens, in denen ein Supplement das Wohlbefinden und die Gesundheit des Hundes optimiert. Zum Beispiel benötigen sehr aktive Hunde bei sportlichen Aktivitäten wie Agility eine Extraportion Nährstoffe für Muskeln, Herzfunktion und Co.
Zu guter Letzt hat sich in der Ernährungswissenschaft in den letzten Jahrzehnten viel getan und einige Studienergebnisse und Ernährungstipps sind auf Hunde übertragbar. Beispielsweise können auch Vierbeiner von Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und von Probiotika profitieren. Diesbezüglich wundert es kaum, dass immer mehr Tierärzte eine Zusatzausbildung zum Ernährungsberater für Haustiere absolvieren.
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In diesen Situationen sind Nahrungsergänzungsmittel für Hunde sinnvoll
Der Hund ist auf Diät
Obwohl der Begriff Diät umgangssprachlich oft mit einer Gewichtsabnahme assoziiert wird, bedeutet Diät – egal ob für Mensch oder Tier –, nichts anderes als „spezielle Ernährungsform“. Hundebesitzer, die ihren Hund barfen oder vegan ernähren, müssen die Basis der jeweiligen „Futter-Diät“ entsprechend mit Barf-Zusätzen, Vitamin-Flocken usw. anreichern. Dafür werden spezielle Vitamin- und Mineralstoffmischungen angeboten, die pro Tagesdosis alles enthalten, was der Hund benötigt. Auch Hunde, die unter Unverträglichkeiten leiden und nur wenige Lebensmittel bzw. Futtersorten vertragen, benötigen zum Ausgleich der einseitigen Fütterung häufig eine Nahrungsergänzung.
Der Hund ist krank
Insbesondere chronisch kranke Hunde sind auf spezielle Nahrungsergänzungsmittel angewiesen. Dadurch kann das Wohlbefinden und der Krankheitsverlauf von Hunden mit Diabetes, Verdauungsstörungen, Gelenkproblemen oder Demenz positiv beeinflusst werden. Gleiches gilt für Herz- und Kreislaufkrankheiten, Immunschwäche, entzündliche Erkrankungen, Allergien und Autoimmunerkrankungen.
Der Hund ist alt oder hat Untergewicht
Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur das Risiko von Krankheiten, sondern es zeigen sich zunehmend ernährungsabhängige Beschwerden. Insbesondere sehr alte Hunde, die aufgrund eines nachlassenden Appetits oder Demenz Untergewicht entwickeln, leiden häufig unter einem Nährstoffmangel. An dieser Stelle kann ein Supplement mit hoher geschmacklicher Akzeptanz eine Extraportion an konzentrierten Mikronährstoffen liefern. Gleiches gilt für unterernährte bzw. mangelernährte Hunde, die beispielsweise aus dem Tierschutz oder aus schlechter Haltung kommen. Um den Hund während der Genesung zu unterstützen, sind wohlschmeckende Pasten oder ein Tonikum mit Mikronährstoffen als Ergänzung zu einem hochkalorischen Futter überlebenswichtig.
Die Hündin ist trächtig
Während der Trächtigkeit benötigen Hündinnen eine Extraportion Nährstoffe zur Versorgung ihres Nachwuchses. Fehlen essenzielle Mikronährstoffe während der Entwicklungsphase, kann es zu einer gefährlichen Unterversorgung kommen. Dadurch steigt unter anderem das Risiko von Hirnschädigungen, Fehlgeburten und körperlichen Behinderungen.
Der Hund ist ängstlich oder stressanfällig
Traumatisierte Hunde, die aus schlechter Haltung oder aus dem Tierschutz kommen, leiden mitunter ein Leben lang unter den Folgen des Missbrauchs. Um Angsthunde zu unterstützen, bedarf es in erster Linie psychologischer Hilfe durch Hundetrainer oder Tierpsychologen und ein liebevolles Zuhause. Zusätzlich haben sich spezielle „Relax”- oder „Calm”-Mischungen mit beruhigenden Inhaltsstoffen bewährt.
Diese Nahrungsergänzungsmittel sind für Hunde sinnvoll
Probiotika
Probiotische Kulturen können die Verdauungsfunktion und die Schutzbarriere des Darms von Hunden unterstützen – auch präventiv für gesunde Hunde. Leiden Tiere hingegen öfter unter Durchfall, kann die Gabe von Probiotika zu einer Besserung führen. Natürlich sollte vorab tierärztlich abgeklärt werden, ob eine ernste Erkrankung vorliegt.
Alternativ zur Gabe eines probiotischen Pulvers oder Probiotika via Tabletten kann die Darmflora von Hundes über natürliche Lebensmittel gestärkt werden. Dafür eignen sich laktosearme Sauermilchprodukte wie Buttermilch oder Naturjoghurt in geringer Menge. Damit sich die probiotischen Kulturen optimal vermehren, sollten Präbiotika wie Inulin (Ballaststoffe) dazu gegeben werden: z. B. geriebene Möhre, Apfel oder kleine Mengen an Flohsamen.
Vitamin- und Mineralstoff-Mischungen für Hunde
Spezielle Mischungen, die den Hund mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgen, sind bei einer artgerechten, abwechslungsreichen Fütterung grundsätzlich nicht nötig. Anders sieht es aus, wenn Hunde Verdauungsprobleme, wenig Appetit oder chronische Krankheiten haben. Auch wiederkehrende Infektionen bzw. eine erhöhte Infektanfälligkeit sprechen für eine (vorübergehende) Nahrungsergänzung mit Mikronährstoffen.
Gleiches gilt, wenn sich Besitzer fürs Barfen oder eine vegane Ernährung entscheiden. Durch das Anreichern des rohen Fleisches oder der pflanzlichen Basis aus Gemüse, Hülsenfrüchten und Co. mit Vitaminen und Mineralstoffen wird sichergestellt, dass der Hund mit allen lebenswichtigen Mikronährstoffen versorgt wird. Während beim Barfen unter anderem Zusätze wie Calcium aus Eierschalen oder Algenkalk wichtig sind, benötigen vegane Hunde unter anderem Taurin und Vitamin B12.
Essenzielle Fettsäuren für Hunde
Aufgrund zahlreicher positiver Effekte für die Hundegesundheit – unter anderem für das Gehirn und das Immunsystem –, sind hochwertige Öle grundsätzlich als Nahrungsergänzung für alle Hunde sinnvoll. Von der antientzündlichen Wirkung der Öle profitieren insbesondere Vierbeiner mit chronischen Entzündungen und Hautproblemen.
Als natürliches Supplement eignen sich Ölsorten, die reich an Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren sind. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren werden auch in Form teurer Leckerlis für ein glänzendes Fell beworben, sind allerdings nicht nötig.
Tipp: Deutlich günstiger und naturbelassener ist es, einfach ein hochwertiges Lachsöl zu kaufen. Gleiches gilt für Leinöl, das wiederum als Bio-Leinöl aus dem Supermarkt preiswerter als aus dem Tierfachhandel ist. Je nach Größe des Hundes werden einfach 1 bis 2 Teelöffel unter das Futter gemischt.
Nahrungsergänzungsmittel für Hunde bei Gelenkproblemen wie Arthrose
Für ältere Hunde und anfällige Hunderassen wie dem Deutschen Schäferhund oder Dackel mit Rückenproblemen haben sich Supplemente mit antientzündlichem Grünlippmuschel-Extrakt bei Gelenkbeschwerden und Co. bewährt. Häufig werden diese Nahrungsergänzungsmittel mit weiteren Zusätzen wie Glucosamin, Chondroitin, Teufelskralle und MSM angereichert.
Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte der präventive oder therapeutische Nutzen und eine mögliche Dosierung vor der Gabe mit einem Tierarzt besprochen werden.
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Das müssen sie bei der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln für Hunde beachten
Damit der geliebte Hund auch tatsächlich von einem Supplement profitiert, sollten Besitzer ein paar wichtige Aspekte beachten. Ansonsten kann die gut gemeinte Nahrungsergänzung in ein gesundheitliches Risiko für den Hund umschlagen!
Vorher mit dem Tierarzt sprechen
Bevor man seinem Hund Nahrungsergänzungsmitteln verabreicht, sollte eine Sprechstunde beim Veterinär klären, ob eine Supplementation sinnvoll ist. In der Tiersprechstunde kann zudem geklärt werden, ob bestimmte Nährstoffe nicht einfach über Lebensmitteln verfüttert werden können. Antientzündlich wirksame Omega-3-Fettsäuren können zum Beispiel ideal über Lachsöl unter´s Futter gemischt werden. Auch der Bedarf an Vitaminen oder Mineralstoffen kann über Gemüse und Co. in den Futternapf wandern und macht ein Supplement nicht immer notwendig.
Nur Nahrungsergänzungsmittel kaufen, die auch speziell für Hunde sind
Mittlerweile werden Supplemente für Mensch und Tier im großen Stil vermarktet. Besondere Vorsicht gilt, wenn Vitamine, Superfood-Mischungen und Co. aus dem Internet bestellt werden. Auf Billigware aus Ländern wie China sollte man verzichten, um gesundheitliche Risiken, Überdosierungen, Gentechnik oder Schadstoffe zu vermeiden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft ausschließlich in Deutschland hergestellte, streng kontrollierte und zertifizierte Nahrungsergänzungsmittel ohne künstliche Zusätze, die unter tierärztlicher Aufsicht hergestellt wurden.
Optimale Darreichungform wählen
Während Tierbesitzer Nahrungsergänzungsmittel häufig in Form von Kapseln oder Tabletten supplementieren, gibt es für Hunde durchaus tiergerechtere Darreichungsformen. Besonders geeignet sind flüssige Produkte wie beispielsweise Öle, Pulver oder vitaminreiche Flocken.
Dosierung beachten
Auch bei Nahrungsmitteln für Hunde gilt: „Die Dosis macht das Gift”. Statt der Devise „Viel hilft viel” sollten Empfehlungen zur Dosierung und Fütterungsempfehlung auf der Verpackung explizit beachtet werden – im Sinne von „Weniger ist mehr!”. Während ein versehentliches Zuviel an wasserlöslichen Mikronährstoffen wie B-Vitaminen oder Vitamin C zwar unproblematisch ist, kann eine chronische Überdosierung an fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A, Vitamin D oder Vitamin E riskant werden. Der Grund: Während über den Bedarf verfütterte, wasserlösliche Vitamine über die Nieren ausgeschieden werden, können sich fettlösliche Mikronährstoffe im Körper anreichern – und zu einem gesundheitlichen Risiko werden. Nicht zuletzt hängt die optimale Dosierung davon ab, ob es sich um eine präventive Nahrungsergänzung zum Schutz vor Erkrankungen oder um eine therapeutische Supplementation aufgrund eines diagnostizierten Mangels handelt.
Nahrungsergänzungsmittel für Hunde: Kurzfristig oder dauerhaft?
Je nach der individuellen Situation ist es wichtig, darüber zu entscheiden, ob ein Futterergänzungsmittel kurzzeitig, über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft supplementiert werden sollte. Während Zahnprobleme wie Zahnfleischentzündungen zum Beispiel eine vorübergehende Zufütterung über ein leicht zu schluckendes Tonikum notwendig machen, sind chronisch kranke Hunde lebenslang auf Supplemente angewiesen.