
10. Dezember 2024, 17:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Knallendes Feuerwerk kann für Hunde großen Stress bedeuten – doch gezieltes Training kann helfen. Verhaltensbiologin Marie Nitzschner zeigt, wie Sie Ihren Hund schrittweise an laute Geräusche gewöhnen. Mit positiven Verknüpfungen und etwas Geduld lassen sich viele Vierbeiner auf Silvester vorbereiten.
Viele Hunde leiden an Silvester unter lauten Knallgeräuschen – doch rechtzeitiges Training kann helfen, Hunden die Angst vor Böllern zu verringern. Verhaltensbiologin und Hundetrainerin Marie Nitzschner zeigt, wie man seinen Hund schrittweise an Feuerwerksgeräusche gewöhnen kann. Dabei spielen positive Verknüpfungen eine zentrale Rolle. Dieser Artikel erklärt die wichtigsten Schritte, gibt Tipps zur Trainingshäufigkeit und klärt, wie Halter reagieren können, falls die Übungen nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Wie Hunde an Geräusche gewöhnt werden
Schritt 1: Geräusche mit Positivem verknüpfen
„Böllerangst ist eine Form der Geräuschangst“, erklärt Marie Nitzschner. Um dem Hund die Furcht zu nehmen, sollte er lernen, dass laute Geräusche keine Bedrohung darstellen. Der Ansatz ist simpel: „Wir gewöhnen den Hund nach und nach an Geräusche und gestalten das besonders angenehm, zum Beispiel durch Futter.“
Eine mögliche Übung besteht darin, dem Hund eine Schleckmatte mit Leberwurst anzubieten. Während er diese genießt, wird beispielsweise Luftpolsterfolie vorsichtig zerdrückt. Reagiert der Hund irritiert oder sucht Kontakt zur Bezugsperson, sollte diese freudig und aufmunternd reagieren.
Das Ziel ist es, dass der Hund die Geräusche mit einer positiven Erfahrung verbindet. Wichtig dabei: Kein Mitleid zeigen, da dies die Verunsicherung verstärken könnte. Der nächste Trainingsschritt ist möglich, wenn der Hund die Geräusche entspannt hinnimmt und sogar erwartungsvoll auf den Besitzer schaut. Für besonders unerschrockene Hunde kann der erste Schritt übersprungen werden.
Schritt 2: Geräusche steigern
Nun wird die Intensität der Geräusche erhöht. Klappernde Kochlöffel oder ein Schlüsselbund, der auf den Teppich fällt, eignen sich gut. Sobald der Hund darauf gelassen reagiert, kann das Geräusch näher und dadurch lauter präsentiert werden.
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Realistische Geräuschkulissen schaffen
Schritt 3: Feuerwerksgeräusche simulieren
Sobald der Hund an Alltagsgeräusche gewöhnt ist, wird es Zeit für realistischere Szenarien. Dazu können Topfdeckel auf den Boden geschmettert oder Schlüsselbunde auf Laminat fallen gelassen werden. Parallel empfiehlt es sich, Tonaufnahmen von Feuerwerksgeräuschen leise abzuspielen und die Lautstärke schrittweise zu erhöhen. „Das kann auch zum Ritual werden“, erklärt Nitzschner. Beispielsweise könnte das tägliche Fressen von einem „Feuerwerkskonzert“ begleitet werden. Alternativ können die Geräusche auch spielerisch eingebunden werden.
In den Tagen vor Silvester wird häufig schon vereinzelt geböllert. Auch diese Situationen lassen sich ins Training integrieren. Hört man in der Ferne einen Knall, sollte der Hund sofort durch lobende Worte und Leckerchen belohnt werden.
Sicherheitsmaßnahmen: Hunde sollten vor Silvester immer angeleint sein, um ein Entlaufen bei plötzlicher Panik zu verhindern. Zudem sollten die Knallgeräusche nicht zu nah sein, um die Tiere nicht zu überfordern.
Trainingsdauer und Rückschläge
Regelmäßige Übungseinheiten
„Trainieren Sie ruhig täglich zehn Minuten“, empfiehlt Nitzschner. Das Training sollte spielerisch und motivierend sein und am besten beendet werden, bevor der Hund Ermüdungserscheinungen zeigt. Geräusche wie das Scheppern eines Topfes oder das Knallen einer Tür können nebenbei in den Alltag integriert werden.
Was tun, wenn das Training scheitert?
Falls der Hund trotz Training weiterhin Angst zeigt, ist es sinnvoll, die genaue Ursache der Furcht zu analysieren. Manche Hunde reagieren eher auf das Zischen der Raketen, andere auf das laute Knallen. Nitzschner rät, diese Geräusche separat zu trainieren.

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Panikreaktion Wie Sie Ihrem Hund bei Angst vor Silvesterlärm helfen
Wenn Training allein nicht reicht
Manche Hunde lassen sich trotz intensiver Vorbereitung nicht an Feuerwerkslärm gewöhnen. „In solchen Fällen rate ich den Besitzern, sich mit ihrem Tierarzt zu besprechen. Der kann eine Medikation ansetzen, mit dem das Tier den Abend besser übersteht“, so Nitzschner.
Fazit: Mit Geduld und gezielten Übungen können viele Hunde ihre Angst vor Silvestergeräuschen wie Böllern überwinden. Doch auch bei Rückschlägen gibt es Lösungen, um den Vierbeinern zu helfen.
Mit Material der dpa