22. September 2023, 13:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Zwischen Pipi-Tagebuch, Beziehungskrise und Welpen-Nachtschicht-Plänen – PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender schreibt über das wahre Leben mit dem Australien-Shepherd-Junghund Elvis und ihrem Lebensgefährten Volker. Für das hundeerfahrene Paar ist es der erste gemeinsame Vierbeiner – und wahrscheinlich der Letzte, denn das schlaue Hundekind sorgt regelmäßig für Zündstoff zwischen den beiden. In der fünften Folge berichtet sie von einem neuen Problem: Elvis beißt sich regelmäßig in den Schwanz – und in andere Körperteile.
„Sie müssen das Verhalten schon im Ansatz unterbinden. Sonst kann das richtig schlimm werden“, rät mir die Tierärztin eindringlich, als ich berichte, dass Elvis sich in den Schwanz beißt. Das Angstgespenst „Zwangsstörung“ steht im Raum.
Am Anfang dachte ich, vielleicht ist das Rutejagen und im Kreis drehen, seine Art, seinen Körper kennenzulernen. Da war Elvis gerade erst ein paar Wochen alt.
Jetzt sitzen mein Lebensgefährte Volker und ich meistens beim Abendbrot, wenn Elvis in Aktion tritt. Es ist fast immer der gleiche Ablauf: Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er Blickkontakt aufbaut. Erst zu mir, dann zu Volker. Im nächsten Moment schaut er nach hinten zu seiner Rute. Dann schnappt nach ihr, hält sie fest und beginnt, sich im Kreis zu drehen.
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Elvis beißt sich als Reaktion auf Verbote in den Schwanz
Am Anfang bin ich nervös und hektisch geworden, weil ich das Verhalten schnell unterbinden wollte. Inzwischen reagiere ich ruhig, obwohl ich innerlich sofort gestresst bin. Ich rufe seinen Namen, lasse ihn neben mir „Sitz“ und „Platz“ machen. Wenn er alles brav ausführt, gebe ich ihm ein Leckerli. Oft hilft das und führt dazu, dass er sich wieder entspannt. Manchmal schläft er sogar ein.
Aber er beißt sich nicht nur, wenn wir am Tisch sitzen, sondern auch als Reaktion auf Verbote oder einfach so aus dem Nichts heraus. Sogar, wenn er allein ist, konnten wir schon auf der Überwachungskamera beobachten, dass er seine Rute fängt.
Die Gründe reichen von Frust, Müdigkeit über den Wunsch nach Aufmerksamkeit bis hin zu emotionalem Stress aufgrund von negativen Schwingungen seiner Menschen. Zugegeben, letzterer ist ein wichtiger Punkt.
Unser Privatleben ist in einer Schieflage
Ich weiß, dass ich gerade nicht im Einklang mit mir selbst bin. Mehrere Schicksalsschläge, und neulich die Kündigung unserer Vermieterin wegen Eigenbedarf, haben unser Privatleben in eine Schieflage gebracht. Den Umzug in ein neues Zuhause, den Stress und die Streitigkeiten zwischen Volker und mir muss ein feinfühliger Hütehund wie der Australian Shepherd erst mal verarbeiten.
Viele, vor allem junge, Aussies reagieren auf Stress mit Magen-Darm-Problemen. Dass andere Vertreter dieser Rasse selbstzerstörerisches Verhalten zeigen, habe ich durch Elvis und meine anschließenden Recherchen erst gelernt.
Vielleicht wäre das alles noch harmlos und würde sich „verwachsen“, wenn da seit Neuestem nicht diese Momente wären, in denen er jault und den starken Drang bekommt, in etwas hineinzubeißen und darauf kraftvoll herumzukauen. Anfangs bearbeitet er sein Spielzeug. Dann wird es so schlimm, dass er erst jault und sich dann in die Beine, in die Rute und sogar in sein Geschlechtsteil beißt. Wenn ich versuche, ihn zu beruhigen und ihn mit der Hand davon abbringen möchte, sich zu beißen, wird es schlimmer. Dann jammert er und macht alles dafür, um sich endlich beißen zu können – zur Not beißt er sogar in meine Hand!
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Was ist bloß mit Elvis los?
Die Odyssee steht bevor … Ich rufe Stephanie Herbst an. Sie ist Verhaltensberaterin und Australian Shepherd Züchterin aus Brilon/Sauerland. Stephanie fragt genau nach,
- wann Elvis das Verhalten zeigt,
- wie sein Fell beschaffen ist,
- welches Futter er bekommt
- aus welcher Linie er stammt
- wie temperamentvoll er ist
- wann er die letzte Wurmkur bekommen hat
Schnell hat sie eine erste Vermutung: „Ich tippe zunächst auf eine Allergie. Vor allem, weil er sich nicht nur in ein Körperteil beißt und weil Du sagst, dass sein Fell stumpf ist. Deshalb empfehle ich Dir, beim Tierarzt einen Allergietest machen zu lassen.“
Der Tierarzttermin wird meine nächste Anlaufstelle sein. Kann eine Allergie wirklich der Grund sein? Mein Bauchgefühl sagt etwas anderes …
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