8. September 2023, 18:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Zwischen Pipi-Tagebuch, Beziehungskrise und Welpen-Nachtschicht-Plänen – PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender schreibt über das wahre Leben mit dem Australian-Shepherd-Welpen Elvis und ihrem Lebensgefährten Volker. Langsam entwickelt sich der Welpe nun zum Junghund und stresst nicht nur seine Besitzer mit seinen Flausen in – auch Hunde-Senior Samy bleibt nicht verschont.
In der jetzigen Situation bin ich lieber im Büro als zu Hause. Denn sobald ich die Haustür öffne, ist es wie beim Staffellauf: Mein Lebensgefährte Volker kommt mir schon entgegen, übergibt mir die Leine und sagt: „Du bist dran“. Unser Welpe Elvis, der sich am anderen Ende befindet, macht sogleich „wuhuhu“, als wollte er mich stressen und sagen: „Gib Gas, ich will Action haben!“
Samy, mein fast 19-jähriger Kleinspitz, wartet ebenfalls. Ihn hatte ich zuvor von meiner Mutter abgeholt und nach der Autofahrt erst mal zu Hause in den Garten gesetzt.
Der Nebenbuhler
Der übliche Wahnsinn nimmt jetzt Fahrt auf: Ich hole Samys Bettchen und seinen Napf aus dem Schlafzimmer, wo der Senior nachts residiert. Kaum lege ich das kleine Hundebett im Wohnzimmer auf seinen Platz, liegt Elvis schon drin und schaut mich frech an. Natürlich weiß er, dass Samys Schlafplatz und Napf für ihn tabu sind. Aber seine Grenzüberschreitung führt dazu, dass ich ihn beachte und aus dem Hundebett befördere.
Als Nächstes trinkt der freche Welpe aus Samys Napf und ich zeige Elvis zum 194.000 Mal, dass er seinen eigenen hat. Volker hat ihn mit „Lieblingshund Elvis“ bedrucken lassen – Nomen est Omen.
Welpe Elvis und ich stressen uns Gegenseitig
Im Garten trifft der Rüde nun nach mehreren Stunden zum ersten Mal wieder auf Samy. Er weiß seit dem ersten Tag, dass er Samy nur ruhig begrüßen, aber nicht belästigen darf. In der Regel funktioniert das. Zumindest wenn er weiß, dass man ein Auge auf ihn hat.
Angenehmer Nebeneffekt: In der Hundeschule und bei Hundebegegnung macht es sich bezahlt, dass Elvis früh gelernt hat, nicht mit jedem Hund sofort spielen zu dürfen. Während andere Hunde bellen und unbedingt zu ihren Artgenossen wollen, bleibt er entspannt.
Im Umgang mit mir ist das im Moment nicht der Fall. Welpe Elvis und ich, wir stressen uns gegenseitig.
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Regeln sind da, um gebrochen zu werden
Wenn ich mit beiden Hunden wieder im Haus bin und in der Küche mein Essen vorbereiten möchte, ist der Australian Shepherd sofort dabei. Aus Sicherheitsgründen wollen wir nicht, dass die Hunde in die Küche dürfen. Anfangs akzeptierte der junge Hund das. Aber der Aussie wäre kein Aussie, wenn er das nicht hinterfragen würde. Erst recht, wenn’s um Essen geht.
Also befördere ich quasi im Minutentakt den Hund wieder aus der Küche. Das geht so lange, bis ich es leid bin und die Glastür schließe. Im nächsten Moment sehe ich durch die Scheibe, wie Elvis am Esszimmertisch knabbert. Ich lege die Küchenutensilien ab und schiebe das Tier in die Mitte des Raumes. Dieses Spielchen steigert sich, denn jetzt sind wir beide immer mehr gefrustet.
Dann muss Welpe Elvis Pipi
Irgendwann habe ich es geschafft. Der Hund hat sich hingelegt und mein Essen ist fertig. Doch es dauert nicht lange – ich habe gerade zwei Gabeln von meinem Auflauf gegessen – da steht Elvis auch schon neben mir. Er wedelt mit der Rute und jammert: Er muss Pipi.
Kaum sitze ich wieder, jammert er erneut. Vielleicht muss er sein großes Geschäft machen, denke ich und gehe noch mal mit ihm in den Garten. Pustekuchen! Elvis springt ins Beet, kraxelt den Hang zur oberen Wiese hoch und wirft von oben einen Futterball zurück in das Hangbeet.
„Elvis, ausspucken!“
Während Elvis sich königlich amüsiert und mir die Mittelkralle zeigt, platze ich innerlich vor Wut. Schließlich wird gerade mein Essen kalt.
Ich tue so, als hätte ich auf der anderen Seite des Rasens am Boden etwas Spannendes entdeckt und wühle im Gras herum. Jetzt wird Elvis neugierig und will wissen, was ich entdeckt habe. Als er neben mir steht, nehme ich ihn blitzschnell auf den Arm und trage den Plüschbären ins Haus.
Weitere Versuche seinerseits, mir zu vermitteln, dass er noch mal ganz dringend nach draußen muss, ignoriere ich geflissentlich. Elvis quittiert das sofort und bearbeitet hingebungsvoll mit seinen Zähnen den Stuhl, auf dem ich sitze.
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„Du bist dran“
Nachdem wir geklärt haben, dass das keine Option ist, ist es irgendwann Zeit zum Gassigehen. Schön, dass überall Zigarettenstummel, Bonbonpapier, Kaugummi und sonstiger Müll herumliegt. „Elvis, ausspucken“ – ich weiß nicht, wie oft ich das in den letzten Minuten gesagt habe. Dass ich nachts noch nicht davon träume …
Immerhin hört Elvis auf das Kommando – meistens zumindest. Die anderen 30 Male, die er auf irgendetwas herumkaut, muss ich mich bücken und es aus seinem Maul heraus prokeln. Spazierengehen macht auf diese Weise echt keinen Spaß. Elvis sieht das genauso. Um seinem Frust Ausdruck zu verleihen, nimmt er die Leine ins Maul und beginnt, wild daran zu ziehen. Ich werfe die Leine daraufhin auf den Boden, stelle mich darauf und ignoriere ihn. Er lässt die Leine los, ich nehme sie wieder und das Schauspiel beginnt von vorn.
Als Volker abends nach Hause kommt, stehe ich schon mit Elvis bereit. „Du bist dran“.
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