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Training in vier Schritten

So lernt Ihr Hund alleine zu bleiben

Hund schaut aus dem Fenster
Bleibt der Hund alleine zu Hause, kann er die Zeit gut mit einem Schläfchen nutzen. Besonders Welpen schlafen viel, sollten jedoch nicht zu früh alleine gelassen werd en. Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

10. April 2024, 13:47 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Am besten bringt man schon Welpen bei, ein paar Stunden alleine zu bleiben. Leider wird das vor allem bei Ersthundebesitzern oft vernachlässigt oder nicht richtig geübt. Wie man den Hund schrittweise an das Alleinbleiben gewöhnt, erklärt PETBOOK.

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Wer kennt nicht eines dieser zahlreichen Videos, in denen Hunde die komplette Wohnungseinrichtung auseinandernehmen, wenn der Halter für eine halbe Stunde das Haus verlässt? Hunde sind soziale Tiere und lieben es bei ihren Menschen zu sein. Aber leider gibt es im Alltag Situationen, wie einen Arztbesuch oder Einkauf, zu denen das Tier nicht mitgenommen werden kann. Das Ideal ist natürlich, dass der Hund ruhig und entspannt zu Hause bleibt, wenn Halter ihre Erledigungen machen müssen. Am besten macht er so lange ein Nickerchen und freut sich dann auf die Rückkehr. Bei einem Hund aus dem Tierschutz, der vielleicht sogar ausgesetzt oder abgegeben wurde, kann diese Trennungsangst besonders tief sitzen. Daher braucht man in diesem Fall besonders viel Geduld und Verständnis. Ein etwas mühsamer Weg, der zwar Zeit kostet, sich aber lohnt! 

Ab welchem Alter kann man einen Hund allein lassen? 

Manche Welpen ziehen ab einem Alter von acht Wochen in ihr neues Zuhause ein, viele jedoch auch mit zwölf Wochen. Sie wurden dabei von ihrer Hundemama und den Geschwistern getrennt und ihre gesamte Umgebung ist neu für sie. Jetzt darf man ihn natürlich nicht weiter verstören und den jungen Hund direkt nach dem Einzug auch noch allein lassen. Erst ab dem fünften Lebensmonat kann man langsam das Alleinsein trainieren. 

Bei einem Hund aus dem Tierschutz, der schon älter ist, weiß man, dass diese Hunde oft traumatisiert sind. Sie müssen nach ihrer Ankunft erstmal Vertrauen und eine Bindung zu ihrem Menschen aufbauen. Planen Sie also in den ersten Wochen und Monaten viel Zeit mit ihrem Schützling ein. Vielleicht starten Sie in dieser Zeit bereits mit einem behutsamen Training. 

Wie bereite ich den Hund am besten auf das Training vor?  

Welpen schlafen zwar recht viel, man kann sie aber trotzdem noch ein wenig mehr mit kleinen Spielen auspowern, damit sie ruhig und entspannt auf das Alleinsein vorbereitet werden. Ganz egal ob junger oder erwachsener Hund, wenn er geistig und körperlich ausgelastet ist, schläft er auch besser. Mit den kleinen Rabauken eignen sich leichte Zerrspiele mit weichen Gegenständen, aber auch Such- oder Apportierspiele. Natürlich bringen auch Schnüffelteppiche oder Kongs, in denen Leckerlis versteckt sind, Spaß. 

Ist der Hund ausgewachsen, sind ausgiebige Spaziergänge oder sogar Radtouren hervorragend geeignet, um ihn körperlich auszulasten. Intelligenzspiele erfordern geistige Anstrengung, sodass er sich danach erholen muss und nicht unterfordert in der Wohnung auf und ab läuft.   

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4 Schritte, um den Hund ans Alleinsein zu gewöhnen

Um den Hund daran zu gewöhnen, allein zu Hause zu bleiben, können Halter in vier Schritten vorgehen:

Schritt 1: Den Hund mit einem ausgiebigen Spiel oder Spaziergang ermüden

Nach einem ausgiebigen Spiel oder einer langen Gassirunde wird sich der Welpe oder Hund erschöpft in sein Körbchen legen und anfangen zu dösen. Nun kann man den Raum verlassen. Sie sollten auch von Anfang an trainieren, dass sie allein auf die Toilette gehen. Damit lernt auch ein gerade eingezogener Hund, dass Abwesenheiten normal sind. Daher müssen dabei nicht auf leisen Sohlen davonschleichen! Gehen Sie ganz normal raus und lehnen Sie die Tür an. Hat Sie der Hund bemerkt und rennt Ihnen hinterher, ignorieren Sie ihn, bis er sich wieder hinlegt. Damit signalisieren Sie, dass es ganz normal ist, dass er allein bleibt. Dann verlassen Sie erneut den Raum. Wenn das klappt und er liegen bleibt, kommt der nächste Schritt. 

Schritt 2: Den Hund spielerisch damit vertraut machen, dass der Halter die Wohnung verlässt

Jetzt beginnt man damit, die Wohnung zu verlassen, nimmt Jacke, Tasche und Schlüssel. Man sollte sich auch nicht überschwänglich vom Hund verabschieden. Ein kurzes Kopftätscheln zum Abschied genügt. Läuft der Hund Ihnen hinterher, sagen Sie deutlich „Nein“ und weisen ihn auf seinen Ruheplatz zurück, wo er entspannt liegen kann. Bleibt er an der Tür stehen, schieben Sie ihn sanft zur Seite. Verlassen Sie die Wohnung und schließen die Tür. Aber: Öffnen Sie die Tür unbedingt wieder, bevor der Hund eine Chance hat, zu fiepen oder zu jaulen. Sonst würde er nämlich diese Verhaltensweisen verknüpfen: „Wenn ich jaule, kommt Frauchen zurück!“ Gehen Sie wieder rein, ziehen Sie Jacke und Schuhe aus, und tun Sie so, als sei nichts gewesen. Machen Sie kein großes Getue à la: „Da ist das Frauchen ja wieder und du warst so brav!“ Dieses Training wiederholt man immer wieder und verlängert die Abstände um zwei, drei, vier Sekunden bis man die Tür wieder öffnet.  

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Schritt 3: Die Dauer der Abwesenheit langsam steigern

Rennt der Hund einem nun nicht mehr panisch hinterher, kann man auch mal die Treppe hinuntergehen und wieder hochlaufen. Passiert nichts, steigert man langsam die Dauer bis zur Rückkehr. Funktioniert das nicht, und der Hund bellt und heult, wartet man den Moment ab, in dem er ruhig ist und kehrt zurück. Dann heißt es: Einen Schritt zurück und den zweiten Schritt wiederholen. Wichtig: Der Hund darf nicht den Eindruck haben, dass sein Bellen erfolgreich war! 

Schritt 4: Den Hund länger allein lassen und ruhiges Verhalten belohnen

Bleibt der Hund ohne Bellen zurück, können Sie die zeitlichen Abschnitte peu à peu steigern: Auf fünf Minuten folgen 10, dann 30 Minuten. Übermäßige Freude bei der Rückkehr sollte nicht durch überschwängliche Begrüßungen oder Streicheln belohnt werden. Der Hund muss sich daran gewöhnen, dass es völlig normal ist, wenn seine Halter das Haus verlassen. Da Hunde durchs Kauen beschäftigt sind und sich entspannen, kann man dem Welpen auch eine Kaustange oder dem Hund einen Knochen dalassen, bevor man das Haus verlässt, dies sollte jedoch auch schrittweise abgebaut werden. 

Wichtig: Alleinsein immer wieder üben

Damit das Training auch langzeitig Erfolge bringt, muss man es regelmäßig wiederholen. Wer den Hund ohnehin öfter Zuhause lassen muss, wird damit weniger Probleme haben. Trainiert man aber nur auf einen bestimmten Zeitpunkt hin und nimmt den Hund danach wieder überallhin mit, kann der Vierbeiner das Alleinsein auch verlernen. So hatten viele Hunde nach der Pandemie plötzlich große Probleme mit dem Alleinsein, weil Frauchen und Herrchen plötzlich nicht mehr täglich im Home-Office waren.

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Kann jeder Hund alleine gelassen werden?

Fazit: Jeder Hund kann lernen, allein zu sein und daher problemlos allein gelassen werden. Aber die Charaktere und der Hintergrund von Tieren sind oft sehr unterschiedlich. Bleiben Sie geduldig, konsequent, aber schimpfen und strafen Sie Ihren Hund nicht. Klappt das Alleinbleiben reibungslos, sollten es aber trotzdem nie länger als 4 Stunden sein, in denen der Hund allein zu Hause ist.

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

Unsere Erfahrungen mit dem Alleinbleiben

Bei unserer Zwergspitz-Hündin Yumi haben wir das Alleinsein von Welpe an trainiert. Das hat auch funktioniert – dachten wir zumindest. Denn wenn wir gingen, war Yumi ruhig und wenn wir kamen, hatte sie meist irgendwo geschlafen. Doch dann erzählten uns die Nachbarn, dass der Hund die gesamte Zeit, die wir weg waren, in regelmäßigen Abständen heulte und bellte. Daher setzen wir nun eine Haustier-Kamera ein, um Yumi zu beobachten und das Training zu optimieren.

Quellen

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