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Hundeerziehung

Ihr Hund bockt und bleibt beim Gassigehen ständig stehen? Das raten zwei Hundetrainer

Wenn der Hund während des Spaziergangs einfach bockt, stehen bleibt und sich nicht mehr bewegen lässt, ist das für die Halter oft sehr frustrierend.
Wenn der Hund während des Spaziergangs einfach bockt, stehen bleibt und sich nicht mehr bewegen lässt, ist das für die Halter oft sehr frustrierend. Foto: Getty Images & Andre Voft & Katharina Marioth
Dennis Agyemang
Redakteur

2. April 2024, 6:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Immer wieder sieht man auf den Straßen Halter, die mit ihren Hunden spazieren gehen, verzweifelt dreinschauen und mit allen möglichen Mitteln versuchen ihren Vierbeiner zum Weiterlaufen zu animieren. Sie zerren an der Leine, betteln, bestechen oder reden auf ihren Hund ein. Auch PETBOOK-Redakteur Dennis Agyemang stand kürzlich vor diesem Problem und sprach mit zwei Hundetrainern darüber.

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Der Hund bleibt einfach stehen und läuft nicht mehr weiter? In genau so einer Situation befand ich mich erst kürzlich. Gerade bin ich dabei, einen Hund kennenzulernen, der eventuell bei mir einziehen wird. Clashy ist eine französische Bulldogge, etwas über ein Jahr alt und somit mitten in der Pubertät. Bei unseren ersten Spaziergängen bleibt Clashy oft zwischendurch aus keinem ersichtlichen Grund einfach stehen, hockt sich hin und weigert sich schlicht weiterzulaufen.

„Das ist so eine Art Trotzverhalten“, erklärt mir Chris, der die Hündin schon seit dem Welpenalter hat und sich das „Sorgerecht“ nun mit jemandem teilen möchte. Beim gemeinsamen Spaziergang zeigt er eine seelenruhige Gelassenheit und versuchte Clashy mit Futter zum Weiterlaufen zu animieren. Das funktionierte nur so semi-gut, denn etwa 100 Meter weiter ging das gleiche Spiel von vorn los. Allerdings ist das kein Einzelfall. Im Netz finden sich viele Kommentare von verzweifelten Haltern, deren Hunde sich beim Gassigehen weigern weiterzugehen. Doch woran liegt das?

Ganz normales Hundeverhalten?

Im Netz finden sich dazu viele verschiedene Antworten und Ratschläge von verschiedenen Hunde-Experten. Dennoch lautet der Tenor, dass zuerst einmal geklärt werden sollte, was der Grund für das ständig stehen bleiben ist. Das sieht auch Hundetrainerin Katharina Marioth so. Auf PETBOOK-Anfrage erklärt sie mir, dass auch einfach mal zwischendurch stehen bleiben ganz normales Hundeverhalten sei. „Hunde sind ja eigentlich auch nicht den ganzen Tag auf den Beinen, auch wenn wir das immer gerne denken. Es gehört eben auch dazu, einfach mal stehen zu bleiben und ein Stück weit den Moment zu genießen.“

„Zum einen kann es natürlich immer sein, dass wir – wie jetzt gerade im Frühling – auch geruchliche Veränderungen haben und sich der Hund nasentechnisch noch mal an Ort und Stelle neu orientieren möchte“, so die Expertin. Zudem könne bei jungen Hunden das Wachstum Schmerzen auslösen, weshalb das Tier dann auch mal innehalte. Allgemein sollte jedoch unbedingt ausgeschlossen werden, dass der Hund – ganz egal wie alt – keine Schmerzen hat oder medizinische Gründe vorliegen, die ihn vom Weiterlaufen abhalten.

Krankheiten oder orthopädische Probleme unbedingt ausschließen

Sollte das ständige Stehenbleiben medizinische Gründe haben, so könnten diese durchaus unterschiedlich sein, erklärt mir Tierarzt Dr. Marco Antonio Fragoso. „Manchmal stecken da offensichtliche Erkrankungen wie Knie-, Gelenk- oder andere orthopädische Probleme dahinter.“

In anderen Fällen seien es aber auch Dinge wie Schilddrüsenerkrankungen oder sogar Autoimmunerkrankungen wie Myasthenia Gravis. Bei letzterer stören fehlgeleitete Antikörper die Muskeln so sehr, dass die betroffenen Tiere nicht mehr richtig laufen können.

Auch interessant: Hund mit Wasser anspritzen, um Bellen abzugewöhnen? Das sagt Hundetrainer André Vogt 

Viele Welpen sind draußen überwältigt

Gerade bei Welpen und unsicheren Hunden kann es durchaus vorkommen, dass diese von den ganzen Eindrücken und Reizen, die auf sie hereinprasseln, oft etwas überwältigt sind und daher auf dem Gehweg stehen bleiben.

Andere Gründe könnten Angst oder Unwohl des Tieres sein, erklärt Dr. Fragoso weiter. Hier sollten Halter unbedingt darauf achten, ob der Hund ängstlich hinter sich blickt oder sich andere Anzeichen zeigen, die auf Angst schließen lassen.

Witterung hat großen Einfluss

Auch kaltes und nasses Wetter können Gründe sein, weswegen einige Hunde das Weiterlaufen verweigern. Immerhin würden wir bei schlechtem Wetter auch lieber im Warmen und Trockenen sein. Rückblickend erkläre ich mir Clashys ständiges Stehenbleiben auch mit der Witterung, denn besonders bei den nasskalten Tagen im Winter blieb der Hund auffällig oft stehen. Mittlerweile läuft Clashy gut mit, wenn es nicht gerade wie aus Kübeln regnet oder besonders kalt ist.

Was sich also sagen lässt: Die Gründe für das Stehenbleiben beim Gassigehen sind sehr unterschiedlich und hängen daher stark vom Tier und den äußeren Umständen ab. Was den Frustrationsfaktor bei den Haltern aber wohl nicht mindern dürfte.

Stehenbleiben darf nicht zur Gewohnheit werden

Bleibt der Hund beim Spazierengehen öfter stehen, müsse unbedingt darauf geachtet werden, dass sich hier keine fragwürdige Gewohnheit einschleicht, mahnt TV-Hundetrainer André Vogt. Natürlich sei es für die Halter unschön und frustrierend, wenn der Hund ständig das Laufen verweigere.

„Viel unschöner finde ich es, wenn der Welpe oder der Hund von Anfang an merkt, dass er selbst führt. In dem Moment, wo der Hund stehenbleibt und jedes Mal der Mensch auch stehen bleibt und im schlimmsten Fall noch anfängt, zu locken und mit Futter zu wedeln, dass der Hund doch bitte weiterkommt.“ Oder wenn der Halter selbst so lange stehen bleibe, bis der Hund fertig geschnüffelt hat.

Weitergehen, bevor der Hund stehen bleibt

„Das gibt dem Hund einfach ein Signal, das nicht gut ist. Es ist für mich immer wichtig, dass man merkt, dass ich die Entscheidung treffe.“ In der beschriebenen Situation tue das der Halter aber nicht, stellt Vogt klar. „Zudem wirke ich sehr schwach auf meinen Hund. Deswegen ist mein Tipp in dem Moment, wenn ich weiß, dass mein Hund jetzt da stehen bleiben könnte, weiterzugehen.“

Dennoch solle man keines Falls den Hund – wie man es leider noch recht häufig sieht – über den Asphalt hinter sich her zerren. „Ich reiße nicht an der Leine, ich übe keinen Druck aus. Ich halte die Leine einfach fest und gehe langsam weiter. Das ist im ersten Moment unangenehm. Aber der Hund merkt: ‚Okay, das ist jetzt hier keine Option. Wenn der weitergeht, dann gehe ich auch weiter.‘ Wenn ich das konsequent mache, dann ist es eben nicht so, dass ich meinen Hund jetzt hier 20 Meter über den Asphalt ziehen muss und die Nachbarn am besten schon das Ordnungsamt rufen.“

Den Folgetrieb des Hundes nutzen

Um solche Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen, sei das Entscheidende dem Hund Führung zu zeigen und genau zu beobachten, was der ausschlaggebende Punkt für dieses Verhalten ist. Nur so könne auch richtig darauf reagiert werden.

Den Vierbeiner mit Leckerli bestechen zu wollen oder anzuflehen ihm zu folgen, sei nicht der richtige Weg, erklärt mir TV-Hundetrainer André Vogt. Stattdessen setze er auf folgende Taktik: „Wenn ich nicht direkt an der Straße bin oder in einer gefährlichen Umgebung, dann arbeite ich gerne mit Übungsleinen, wo die Schlaufen nicht so schwer sind.“

Da lasse er in solch einer Situation die Leine fallen, gehe langsam weiter und setze somit auf den Folgetrieb des Tieres. „Wenn ich dann vier, fünf Meter weg bin, – gerade bei Welpen – hat mein Hund gleich Stress, weil er hinterher will und dann automatisch folgt. Aber wenn ich dann da stehe und anfange zu betteln, dass der Hund mitkommt, dann hat das, glaube ich, auch Auswirkungen in andere Richtungen oder auch auf die Beziehung überhaupt.“

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Quellen

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