
4. Januar 2025, 8:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der erste Tag mit einem neuen Hund ist für Mensch und Tier aufregend. Doch wie gestaltet man diesen am besten – vor allem, wenn der Vierbeiner aus dem Tierschutz kommt? Eine erfahrene Verhaltensbiologin gibt wertvolle Tipps
Ein neuer Hund bringt Freude, aber auch Verantwortung mit sich. Besonders am ersten Tag ist es wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, die sowohl Sicherheit als auch Eingewöhnung ermöglicht. Wie kann man den Start so gestalten, dass sich der Hund wohlfühlt, ohne ihn zu überfordern? Verhaltensbiologin Marie Nitzschner teilt praxisnahe Ratschläge und erklärt, wie man die richtige Balance bei der Eingewöhnung des Hundes findet und dabei auf wichtige Details wie Rückzugsorte, klare Regeln und ein angepasstes Futter achtet.
Alltag simulieren statt künstliche Ruhe schaffen
Der erste Tag mit einem neuen Hund sollte so normal wie möglich ablaufen – auch dann, wenn der Vierbeiner eine anstrengende Reise hinter sich hat. „Viele verstehen unter dem Motto ‚erst mal ankommen lassen‘, dass er gar nichts kennenlernen soll und völlige Abgeschiedenheit braucht. Das wäre aber falsch“, erklärt Verhaltensbiologin und Hundetrainerin Marie Nitzschner.
Wenn es im Haushalt meist lebhaft zugeht, sollte keine übertriebene Ruhe hergestellt werden. „Schließlich ist dies nun der Alltag, in dem der Hund auch künftig klarkommen muss“, sagt Nitzschner, Autorin des Buches „Die Persönlichkeit des Hundes“. Das bedeutet jedoch nicht, den Hund gleich mit Ausflügen oder großen Ereignissen zu konfrontieren. „Eine gute Balance ist wichtig. Und nach und nach und je nachdem, wie er zurechtkommt, kann man dann die anderen Dinge einschleichen.“
Klare Regeln von Anfang an
Damit der Hund weiß, was erlaubt ist, sollten Regeln vom ersten Tag an konsequent umgesetzt werden. Möchte man nicht, dass der Hund in die Küche kommt, auf das Sofa springt oder im Bett liegt, müssen diese Bereiche von Beginn an tabu sein.
Für berufstätige Hundebesitzer ist es ebenfalls wichtig, den Vierbeiner nicht am nächsten Tag allein zu lassen. „Besser ist es, ein paar Tage Urlaub zu nehmen und ihn dann langsam daran zu gewöhnen“, rät Nitzschner. Dabei empfiehlt sie, immer wieder kurze Trennungen einzubauen: „Also nicht zwei Wochen 24 Stunden mit ihm zusammen sein, sondern immer wieder Situationen einbauen, wo er auf seine Decke soll oder eine Tür geschlossen ist. So lernt er von Anfang an, dass jemand weggeht und wiederkommt.“
Rückzugsorte schaffen und Futter anpassen
Jeder Hund braucht für die Eingewöhnung einen Platz, an dem er ungestört ist. Ob Hundebox, Körbchen oder eine kleine Höhle – der Rückzugsort sollte für den Hund zugänglich sein und von anderen Familienmitgliedern respektiert werden.
Auch beim Futter ist Vorsicht geboten. Liebe geht zwar durch den Magen, doch zu viele Leckerchen sind anfangs keine gute Idee. „Weil gerade die Zeit am Anfang per se stressig ist und sich oft auf den Magen-Darm-Bereich auswirkt, sollte man eher das Futter nehmen, das er kennt und gut verträgt, bevor man etwas Neues einschleicht“, empfiehlt Nitzschner.
Ein gelungener erster Tag bildet die Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander und sorgt dafür, dass sich der Hund stressfrei in sein neues Zuhause einleben kann.
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Wie lange dauert die Eingewöhnung vom Hund?
Wie lange es dauert, bis sich Hunde an ihr neues Zuhause gewöhnt haben, ist sehr individuell. Es hängt zum einen vom Alter des Hundes ab, zum anderen von seiner Hintergrundgeschichte. Welpen, die einen guten Start ins Leben hatten, gewöhnen sich meist schnell an die neue Situation. Ängstliche Hunde aus dem Tierschutz können dagegen sehr viel länger brauchen, sich an die neue Umgebung und die vielen neuen Reize zu gewöhnen.
Auch die Alltagsstruktur und die Größe des Hauses bzw. der Wohnung sowie des Grundstücks spielen dabei eine wichtige Rolle. Gibt es viel Hektik und ständig neue Reize, kann es länger dauern, bis der Hund sich zurechtfindet. Daher ist eine klare Struktur zu Anfang wichtig.

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Hund an die neue Umgebung gewöhnen
Zum neuen Zuhause gehören nicht nur vier Wände, sondern auch ein Garten oder umliegende Straßen und Parks. Auch hier ist es wichtig, nicht gleich alles auf einmal abzulaufen. Für die ersten Gassirunden reichen kurze Runden um den Block. So lernt der Vierbeiner die unmittelbare Umgebung seines neuen Zuhauses kennen. Nach und nach kann man die Spaziergänge dann ausdehnen.
Meist reichen die vielen neuen Eindrücke anfangs völlig aus, um den Hund auszulasten. Vor allem, wenn es sich um einen Welpen handelt. Hier gilt: weniger ist mehr. Das Tempo geben dabei die Hunde vor. Bewegen sie sich sicher in der Umgebung, kann man neue Reize und Strecken hinzufügen.