27. Dezember 2024, 11:33 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Genau wie bei uns Menschen gibt es auch bei Hunden Individuen, die intelligenter sind als andere. Aber wie misst man Intelligenz bei Hunden? Mit dieser Frage haben sich viele Wissenschaftler und Verhaltensbiologen beschäftigt. PETBOOK erklärt, was ein „Hundegenie“ auszeichnet und wie Sie erkennen, ob der eigene Vierbeiner durchschnittlich intelligent ist.
Als 1999 der Border Collie Rico in der Fernsehsendung „Wetten, dass…?“ auftrat und dabei bewies, dass er 77 Wörter den jeweiligen Spielzeugen zuordnen konnte, waren nicht nur die Zuschauer baff, sondern auch die Fachwelt. Das Denkvermögen von Hunden übertrifft bei Weitem das, was man ihnen zutraut, bestätigt auch der bekannte Psychologe Stanley Coren, der sich seit etlichen Jahren mit der Intelligenz von Hunden beschäftigt. Laut Coren seien aber nur rund 20 Prozent der Hunde echte „Superhunde“. 1
Übersicht
- Border Collies sind besonders intelligent
- Wo findet man Hunde, die besonders intelligent sind?
- Wie trainieren und lernen „Superhunde“?
- Die „Superhunde-Challenge“
- Superhelden im Alltag sind ebenfalls besonders intelligente Hunde
- Die Rasse ist nicht ausschlaggebend dafür, ob Hunde besonders intelligent sind
- Gibt es Intelligenztests für Hunde?
- So testen Sie die Intelligenz von Ihrem Hund
- Quellen
Border Collies sind besonders intelligent
Von Menschenaffen wusste man, dass sie Wörter Gegenständen zuordnen können. Der auffälligste Unterschied zwischen Hunden und Menschenaffen ist dabei die Geschwindigkeit, mit der sie neue Wörter lernen und mit Gegenständen verknüpfen können: Hunde sind schneller und sogar Kleinkindern ebenbürtig! Das bestätigte auch eine Studie von Verhaltensbiologen der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest.
Die Biologen fanden heraus, dass besonders begabte Hunde, die übrigens vorwiegend Border Collies sind, nicht nur rasend schnell neue Wörter lernen, sondern sich diese auch mindestens zwei Monate merken können. Die Tiere behalten die Begriffe sogar im Gedächtnis, auch wenn sie die entsprechenden Spielzeuge über einen langen Zeitraum nicht gesehen haben. Sie verfügen also auch über ein Langzeitgedächtnis für Wörter. Haben wir die geistigen Fähigkeiten unserer Hunde völlig unterschätzt? Und wie verhalten sich Hunde, die besonders intelligent sind?
Wo findet man Hunde, die besonders intelligent sind?
Rund zwei Jahre suchten die Forscher der Eötvös-Loránd-Universität weltweit nach Vierbeinern mit besonderen geistigen Fähigkeiten. Insgesamt waren es sechs Border Collies, die die Voraussetzungen für das Lernprogramm mitbrachten. Man trifft also nicht an jeder Straßenecke auf sogenannte „Superhunde“.
Wie trainieren und lernen „Superhunde“?
Während des Lernprogramms lernten die sechs tierischen Kandidaten innerhalb einer Woche spielerisch und mit Unterstützung von Leckerlis, zwölf neue Spielzeuge und die dazugehörigen Objektnamen kennen. So trainierte die Besitzerin der Hündin Gaia, die bereits 100 Spielzeuge kannte, folgendermaßen: Die neue Plüschgiraffe „Raffi“ wurde von ihr in die Luft geworfen, während sie den Namen des Spielzeugs mehrfach wiederholte und Gaia diese apportierte.
„Hunde verknüpfen die Wörter dabei mit der Handlung, hier dem Bringen des Spielzeugs“, erklärt Ádám Miklósi, Leiter der größten Forschergruppe zum Thema Hund in Europa. Auch die soziale Interaktion mit seiner Besitzerin sei dabei wichtig. Ähnliche Mechanismen könne man auch bei Kleinkindern beobachten, wenn sie sprechen lernen.
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Die „Superhunde-Challenge“
Die Forscher der Studie wollten wissen, ob die Fähigkeit, neue Wörter zu lernen und sie mit Gegenständen zu verknüpfen, selten und nur besonders intelligenten Hunden vorbehalten ist – oder ob es etwa viel mehr „Superhunde“ gibt. Über die sozialen Medien riefen sie deshalb zur „Genius Dog Challenge“ oder „Superhunde-Challenge“ auf. 2
Das Ergebnis der „Superhunde-Challenge“ zeigte, dass die Fähigkeit, Objektnamen zu erlernen, selten und nur bei wenigen begabten Individuen vorhanden ist. Die meisten besonders intelligenten Hunde schienen dabei Border Collies zu sein. Aber auch bei einem Deutschen Schäferhund, einem Pekinesen, einem Mini Australian Shepherd, Yorkshire Terriern und Mischlingen konnten deren Besitzer diese besonderen Fähigkeiten beobachten.
Superhelden im Alltag sind ebenfalls besonders intelligente Hunde
Auch Hunde, die als Blindenführhunde oder Assistenzhunde ausgebildet wurden, haben die Fähigkeit, Wörter mit Gegenständen zu verknüpfen. Ein Blindenführhund muss mindestens 30 Kommandos kennen. Zusätzlich sind die Gegenstände mit Aktionen verknüpft: Sagt der sehbehinderte Mensch zum Beispiel „Brief“, sucht der schlaue Vierbeiner den nächsten Briefkasten und führt seinen Menschen sicher dorthin.
Dank der talentierten Tiere können eingeschränkte Menschen auch alleine ihren Alltag meistern. Zum Beispiel führt der Hund beim Wort „Bord“ den Blinden zum nächsten Bordstein und bleibt dort stehen. Hört er das Wort „Milch“, geht er im Supermarkt zielsicher zum Kühlregal. Natürlich hat dieser Hund das Kommando vorher in diesem Supermarkt trainiert.
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Die Rasse ist nicht ausschlaggebend dafür, ob Hunde besonders intelligent sind
Die Intelligenz eines Hundes hängt aber nicht nur von der Rasse ab. Laut dem Psychologen Coren setzt sich die Intelligenz von Hunden aus drei Teilen zusammen:
- Instinkt, also das angeborene Verhalten
- Adaptive Intelligenz oder wie gut der Hund von seiner Umwelt lernt, um Probleme zu lösen
- Gehorsam, eine Art schulisches Lernen
Verhaltensforscher gaben jedoch zu bedenken, dass man nicht darauf schließen kann, dass ein Hund, nur weil er besonders gehorsam ist, auch besonders intelligent ist. Auch innerhalb einer Rasse sind nicht alle Tiere gleich begabt. Entscheidend ist die Interaktion zwischen Mensch und Hund und natürlich auch die Quantität und Qualität des Trainings.
Übrigens: Die schlaueste Hündin der Welt war der Border Collie namens Chaser. Bis zu ihrem Tod mit 15 Jahren lebte die Hündin bei dem Psychologie-Professor John W. Pilley. Sie konnte 1022 Wörtern die entsprechenden Gegenstände zuordnen.
Gibt es Intelligenztests für Hunde?
Tatsächlich gibt es Wissenschaftler, die Intelligenztests für Hunde entwickelt haben. Rosalind Arden von der London School of Economics und Mark Adams von der University of Edinburgh erstellten 2016 einen IQ-Test, mit dem sie feststellen wollten, wie die Intelligenz der Hunde innerhalb einer Rasse variiert und auch, ob dies ähnlich wie bei uns Menschen geschieht.
Dafür mussten insgesamt 68 Border Collies drei verschiedene Arten von Aufgaben absolvieren:
- Verschiedene Hindernisse möglichst schnell umlaufen und überwinden, um an Futter zu gelangen.
- Futter anhand von Gesten finden (Zeigegest)
- Wahl zwischen zwei Näpfen, die unterschiedliche Mengen an Futter enthielten
Die Ergebnisse, die im Fachmagazin „Intelligence“ veröffentlicht wurden, zeigten, dass Hunde, die die Aufgaben schnell bewältigten, meist auch weniger Fehler machten als Artgenossen, die zögerlicher waren. Zudem hatten Hunde, die einen der Test besonders schnell und akkurat bewältigten, die Tendenz, auch in den anderen Tests gut abzuschneiden.
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So testen Sie die Intelligenz von Ihrem Hund
Forscher von der British Columbia University entwickelten einen IQ-Test, mit dem Hundehalter die Intelligenz ihres Vierbeiners testen können. Dabei soll man seinen Hund in zehn verschiedenen Situationen beobachten. Was macht der Vierbeiner etwa, wenn Sie plötzlich „Kühlschrank“ rufen? Kommt er zu Ihnen oder reagiert er erst, wenn sie ihn mit Namen ansprechen? Je nach Reaktion gibt es entsprechende Punkte. Je höher die Punktezahl am Ende, desto intelligenter soll der Hund sein. Eine deutsche Version des Tests finden sie hier.
Stanley Coren, Ph.D., Professor der Psychologie an der University of British Columbia in Vancouver, hat drei simple IQ-Tests für Halter und Hund entwickelt, die dazu noch Spaß machen sollen:
- Werfen Sie ein Handtuch über Kopf und Schultern Ihres Hundes. Stoppen Sie die Zeit, die er braucht, um sich zu befreien. (15 Sekunden oder weniger geben 5 Punkte; 16 bis 30 Sekunden 4 Punkte; 31 bis 60 Sekunden 3 Punkte; 61 Sekunden bis 2 Minuten oder der Hund gibt auf: 1 Punkt)
- Nehmen Sie zu einer Zeit, zu der Sie normalerweise nicht Gassi gehen, leise Ihre Schlüssel und die Hundeleine. Bleiben Sie stehen. Kommt der Vierbeiner zu Ihnen oder zur Tür, erhält er 5 Punkte. Wenn nicht, gehen Sie zur Tür. Wenn Ihr Hund aufgeregt wird, erhält er 4 Punkte. Falls nicht, rütteln Sie an der Türklinke, um ein Geräusch zu machen. Wenn der Hund jetzt kommt, gibt es 3 Punkte. Wenn der Hund aufpasst, aber nie kommt, 2 Punkte. Sollte er gar nicht reagieren, gibt es 1 Punkt.
- Legen Sie ein Leckerli unter eine umgedrehte leere Dose und fordern Sie den Hund auf, es zu holen. Stoppen Sie die Zeit, die Ihr Hund braucht, um an das Leckerli zu gelangen. (5 Sekunden oder weniger geben 5 Punkte; 6 bis 15 Sekunden 4 Punkte; 16 bis 30 Sekunden 3 Punkte; 31 bis 50 Sekunden 2 Punkte. Auch nach einer Minute noch kein Erfolg? Das gibt 1 Punkt).
Auswertung:
- 13 bis 15 Punkte: Ihr Hund ist ein Einstein
- 10 bis 12 Punkte: Ihr Vierbeiner hat das Zeug zum Doktor
- 7 bis 9 Punkte: Ihr Hund spielt eher in der Liga niedriger politischer Beamter
- 4 bis 6 Punkte: hoher politischer Beamter
- 3 Punkte: keine Intelligenzbestie
Diese Tests sollte man immer mit einem Augenzwinkern sehen. Zudem sollten Sie unbedingt den Trainingsstand Ihres Vierbeiners berücksichtigen. Haben Sie Ihrem Hund beigebracht, nicht immer aufgeregt zur Tür zu rennen, wenn Sie nach dem Schlüssel greifen, ist es sicher unfair, dem gehorsamen Vierbeiner dafür eine niedrige Punktzahl zu geben.