21. Mai 2024, 13:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hundehalter, jetzt mal Hand aufs Herz: Wer kennt sie nicht, diese Momente, in denen sich der Vierbeiner regelrecht in Rage bellt? Beispielsweise, wenn es an der Tür klingelt oder einfach nur jemand vorbeiläuft. Diese Situationen können durchaus stressig sein. Einige Halter schwören da auf Wasserpistolen, um dem Hund das Bellen abzutrainieren. Doch ist das wirklich eine gute Idee, wenn man Hund mit Wasser anspritzt?
Immer wieder hört man von Haltern, die ihren Hunden mit einer Wasserpistole und ein bisschen Anspritzen das Bellen abgewöhnt haben. In Gesprächen auf dem Hundeplatz oder im Büro schwören sie begeistert darauf, dass sie ihrem Vierbeiner mithilfe eines leichten Wasserstrahls das Kläffen abtrainiert hätten. Eine von ihnen ist Rebecca aus Berlin. „Meine Hündin Lotti, typischer Dackel, hasst alles, was mit Regen und Nass zu tun hat.“
„Als meine Hündin dann bellte, habe ich sie angespritzt. Sofort war Ruhe!“
Sie habe eher zufällig herausgefunden, dass sie mit etwas Wasser unnötige Bellerei unterbinden könne, erklärt sie mir. „Bei mir stand mal eine Sprühflasche neben mir in der Wohnung. Als Lotti dann bellte, habe ich sie angespritzt. Sofort Ruhe! Das habe ich mir dann fürs Büro gemerkt.“ Dort greife sie dann schon mal zur Sprühflasche, wenn ihre aufgeweckte Dackeldame sich wieder in Rage belle und nicht aufhören würde. Denn schließlich wolle sie nicht die anderen Kollegen im Büro bei der Arbeit stören oder die anderen Bürohunde dazu animieren in das Gebell mit einzustimmen.
Da reiche es oft schon während der Kläfferei einfach die Wasserflasche auf den Hund zu halten und sie mahnend anzuschauen. Dann wäre in der Regel auch gleich Ruhe. Denn sobald Lotti belle, gebe es kein Halten mehr und Kommandos würden dann meist ignoriert, verrät die Halterin. „Ich habe mit ihr mehrere Abbruchsignale trainiert, aber nichts war so effizient wie die Flasche, leider.“ Der Moment der Überraschung hole das erregte Tier dann komplett aus dem Bellen heraus, erklärt Rebecca weiter. Das sei gleichermaßen effektiv, wie auch harmlos.
Durch Anspritzen wird Konditionierung des Hundes erreicht
Konditionierung heißt hier das Zauberwort. Der Hund lerne hier also in der Theorie, dass auf ständiges Bellen ein leichter Wasserstrahl folge. Ein Reiz, der den Hund natürlich nicht verletzt, aber dennoch überrascht oder – je nach Hund – als unangenehm empfunden wird. In einem Ratgeber auf „Focus.de“ heißt es dazu beispielsweise: „Das würde auch mit einem anderen Reiz funktionieren, zum Beispiel einem Stromschlag. Ein Wasserstrahl ist für das Tier aber harmloser.“ Ein brutaler wie erschreckender Vergleich.
Durch diesen Reiz erhoffen sich jedenfalls viele Halter ihrem Hund das unliebsame Bellen abzutrainieren. Im Netz finden sich dazu reihenweise Anleitungen, in denen erklärt wird, dass es hierbei wichtig sei, den Wasserstrahl unmittelbar in dem Moment abzusetzen, wenn der Hund belle oder dazu ansetze. Denn nur so könne er sein Verhalten und das Wasser als darauffolgende Konsequenz verknüpfen.
Wichtig ist aber vor allem zu schauen, warum der Hund eigentlich bellt. Denn Bellen ist bei Hunden eine Form der Kommunikation. So sollte niemals ein Hund angesprüht werden, der aus Schmerzen oder wirklich aus tiefer Angst bellt. Zudem müssen man auch schauen, wie der Hund darauf reagiere, wenn er angespritzt wird. Bei einigen Hunden könnte dies nämlich in Aggressionen umschlagen.
Ist es wirklich eine gute Idee, den Hund anzuspritzen? Das sagt TV-Hundetrainer André Vogt dazu
Aber wie sinnvoll und vor allem nachhaltig ist diese Methode? Das wollte ich von TV-Hundetrainer André Vogt wissen. Er sei generell kein Fan dieser Methode, bei der das Anspritzen des Hundes als eine Art „Korrekturverstärker und Hilfsmittel“ genutzt werden, stellt er klar. Viel sinnvoller sei es in seinen Augen, die Sprache der Hunde zu sprechen. Denn „wenn du verstehst, wie Hunde kommunizieren und wenn du körpersprachlich auch kommunizieren kannst, dann kommt es in der Regel gar nicht erst zu solchen Situationen“, ist sich Hundetrainer André Vogt sicher.
Dennoch wolle er diese Methode nicht verteufeln, stellt Vogt gegenüber PETBOOK klar. „Ich glaube, es gibt Fälle, in denen das Problemverhalten sehr stark ist. In denen sich der Mensch vielleicht auch nicht durchsetzen kann und es absolut Sinn macht. In solchen Fällen sollte der Hund aber dann auch charakterlich in der Lage sein, das zu verpacken.“
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„Bei manchen Hunden und in manchen Fällen macht es Sinn“
Das mit Wasser angespritzt werden tue dem Hund zwar nicht unbedingt weh, aber es werde durchaus mit Schreckmomenten gearbeitet, so der Hundeexperte. „Bei manchen Hunden und in manchen Fällen macht es Sinn, um zu erreichen, dass dieser Hund hinterher auch wieder die maximale Freiheit genießen kann.“
Auch wenn er diese Art der Erziehung eher vermeiden würde, schließe er sie aber auch nicht komplett aus, so André Vogt abschließend.
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Quellen
- „Focus.de“, „Hund mit Wasserpistole das Bellen abgewöhnen: Das steckt dahinter“, (aufgerufen am 07.03.2024)
- freude-am-hund.info, „Wasserspritze und Hunde – Erschrecken als Abbruchsignal“, (aufgerufen am 07.03.2024)
- hundefaelle.at, „Wasserspritze im Hundetraining“, (aufgerufen am 07.03.2024)